VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Thomas Hirschberger hat in München einen sehr guten Namen. Mit seiner Burgerkette “Hans im Glück” macht er Millionen-Umsätze im dreistelligen Bereich. Seine Liebe zum TSV 1860 ist trotz der “schallenden Ohrfeige” bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Sommer, als er mit dem “Team Profifußball” antrat und chancenlos war, nicht erloschen - im Gegenteil: Beim db24-Stammtisch im Grünwalder Stadion zeigte sich der erfolgreiche Unternehmer sehr kämpferisch. Dabei sprach er über:

die finanzielle Situation bei 1860: “Es war in der Vergangenheit nicht so, dass wir kein Geld hatten, sondern das Geld wurde einfach falsch eingesetzt. Es wurden Spieler und Sportdirektoren geholt, die nicht zu Sechzig gepasst haben. Derzeit und in der Vergangenheit krankt´s bei 1860 an der Struktur - und die Struktur ist so, dass der Hauptgesellschafter Hasan Ismaik vom Präsidium abgelehnt wird. So ist es, so war es und so wird es auch in Zukunft sein.”

ein Miteinander zwischen den Gesellschaftern: “Ich bin extrem skeptisch, dass mit den handelnden Personen, die in den letzten drei bis fünf Jahren für viele Dinge verantwortlich waren, jetzt in den nächsten fünf Jahren auf Erfolg trimmen können. Ich sage ganz klar: Es haben sich alle nicht mit Ruhm bekleckert. Wenn das Präsidium in dieser Konstellation gewählt wird, wird’s bei 1860 wohl nicht besser werden. Ich sehe einfach keine Zusammenarbeit zwischen Verein und Gesellschafter - und das geht runter bis zur Profi-Mannschaft. So wird das nichts mehr werden.”

den Kurs des e.V.: “Ehrlich? Mir fehlt die Perspektive! Ich weiß nicht, wohin der Kurs führen soll. Mir fehlen die Visionen im Verein, wo man in fünf oder zehn Jahren sein will. Es soll die Stadionfrage jetzt geklärt werden. Selbst wenn ich sportlich aufsteigen will, hätte ich keine Spielstätte - und das Grünwalder Stadion will man nicht verlassen. Ich habe keine Einnahmemöglichkeiten, um in den Profifußball zu kommen. Die Dritte Liga ist das Haifischbecken im deutschen Fußball. Ich denke, dass die Mitglieder und Fans das Recht haben, zu erfahren, was die Amtsinhaber mit unserem Verein vorhaben. Auf diese Aussage warte ich bis heute.”

die geplanten Sparmaßnahmen des TSV 1860 ab der Saison 2019/2020: “Das ist völlig unmöglich. Die Dritte Liga hat fast einen Aufwand wie die Zweite Liga. In der Zweiten Liga gibt’s rund 8 Millionen Euro aus dem TV-Topf, in der Dritten Liga 800.000 Euro - und die Spieler, die wir brauchen um aufzusteigen, müssen Zweitliga-Niveau haben. Das kostet. Wer das nicht erkennen will, träumt. Es geht nur mit einer massiven finanziellen Unterstützung wird der Aufstieg nicht machbar sein. Vielleicht kann man sich in der Zweiten Liga dann Gedanken machen, wie man sich finanziell aufstellt, aber mit Sicherheit nicht in dieser Pleiteliga. Über Nacht werden wir nicht gesunden.”

den Auszug 2017 aus der Allianz Arena: “Wenn ich verantwortlich gewesen wäre, wäre ich nicht aus diesem Stadion gegangen. Dort hat man die einzige Chance richtigen Profifußball zu spielen. Ich liebe auch das Grünwalder Stadion, ich war früher oft bei den Amateuren, bei der U19. Es ist unser Herz, unsere Heimat. Aber hier können wir kein Geld verdienen und auch keinen Profifußball spielen. Wenn alle Mitglieder dieses Stadion wollen, dann müssen wir aber auch akzeptieren, dass wir nie wieder Zweite Liga spielen werden. Dann spielen wir halt gegen Zwickau - aber das ist kein Ziel für einen Verein wie 1860.”

Hat der TSV 1860 ein Strukturproblem?

Umfrage endete am 11.02.2019 21:00 Uhr
Ja, natürlich!
78% (4125)
Ich finde, Reisinger ist zumindest gerade dabei, den Verein zum Positiven zu verändern.
18% (970)
Nein, es ist doch alles bestens!
3% (162)

Teilnehmer: 5257

die Niederlage mit dem “Team Profifußball”: “Das war keine Niederlage, sondern eine schallende Ohrfeige. Wir haben versucht, Themen anzustoßen, die Stand heute immer noch akut sind: Stadionfrage, der Sport, das NLZ - alles ist ungeklärt. Wir wollten aufzeigen, welche strukturellen Defizite es gibt. Es gibt weit mehr Probleme als nur die Zusammenarbeit mit Hasan Ismaik. Für mich war es eine Blamage, wie man mit Bernhard Winkler, einen der größten Sportler aller Zeiten, auf der Mitgliederversammlung umgegangen ist, wie man ihn ausgebuht hat. Was man mit Winkler auf dieser Veranstaltung gemacht hat, war unterirdisch. Wir waren auch keine Opposition, sondern denken einfach anders. Unsere Philopsohie ist einfach nicht gewählt worden, dazu stehe ich als guter Demokrat auch. Wenn man uns ruft, stehen wir Gewehr bei Fuß. Wir lassen uns aber von keinem einspannen. Wir werden wieder antreten - das ist klar für uns.”

die Jugendarbeit beim TSV 1860: “Die Diskussion, dass die U21 eventuell abgemeldet wird, kann ich nicht nachvollziehen. Fast alle Jugendmannschaften sind abgestiegen, das ist eine Katastrophe. Da wird wegen kleinem Geld gespart. Das ist völlig unveständlich. Das NLZ war unsere Blüte, unser Profitcenter. Wenn wir nicht Talente, die wir jedes Jahr veräußert haben, gehabt hätten, wären schon vor 20 Jahren die Lichter ausgegangen - und genau dieses NLZ will man nicht mehr richtig fördern und in die Elite bringen? 1860 braucht wieder eine gute Jugendarbeit. Wenn’s oben wieder stimmt, werden sich Leute einbringen - das kann ich garantieren.”

die umstrittene 50+1-Regel: “Wenn Martin Kind klagt, dann wird 50+1 fallen. Diese Regelung ist per se nicht mehr zeitgemäß. Ich will professionellen Fußball sehen. Wenn man alle Klubs in der Ersten Liga durchschaut, wo gibt’s eigentlich noch 50+1? In der Ersten Liga gibt es kaum noch Klubs, die nicht geführt werden wie Wirtschaftsunternehmen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Es kann nicht sein, dass Klubs hunderte Millionen Umsatz pro Jahr machen und salopp gesagt jeder Vereinsheini mitquatscht. Das funktioniert doch nicht. Ob 50+1 oder 50-1, ist doch egal. Das Entscheidende ist, welche Managerqualität habe ich im Verein. Wenn die nicht stimmt, dann kann ich 50+7 haben, dann kommt nichts raus. Wir haben seit 15 Jahren kein ordentliches Management. Wir haben in diesem Verein nicht die selben Interessen - das gibt’s kein zweites Mal in Deutschland. Das ist das Kernproblem - und nicht 50+1.”