VON OLIVER GRISS UND NOAH WEDEL (FOTO)

Daniel Bierofka sitzt schon wieder auf der Schulbank in Hennef, ist bei seinem Trainer-Diplom auf der Zielgeraden. “Die nächsten vier Wochen werden extrem. Diesen Spagat muss ich hinbekommen”, sagte der Löwen-Trainer nach dem 1:1 in Lotte. Das db24-Interview:

dieblaue24: Herr Bierofka, Ihre Mannschaft hat im Lotterie-Spiel beim 1:1 in Lotte einen Punkt geholt: Überwiegt die Freude oder doch die Verärgerung darüber, dass Ihre Spieler wieder einen Vorsprung aus der Hand gegeben haben?

DANIEL BIEROFKA: Es ist schwierig, eine normale Bewertung für das Spiel abzugeben, weil jeder lange Ball aufgrund der Platzbedingungen gefährlich war. Ich finde, dass wir in der ersten Hälfte ganz gut angegriffen haben, auch wenn die letzte zwingende Aktion beziehungsweise der letzte Pass gefehlt hat. Klar ärgert mich der Ausgleich, aber daran waren zwei junge Spieler involviert: Simon Lorenz muss sich einfach früher vom Ball trennen und Efkan Bekiroglu muss den Angriff unterbinden und den Gegner auflaufen lassen. Aber das ist der Tick Cleverness, der der Mannschaft noch fehlt. Aus solchen Situationen müssen sie lernen. Trotzdem haben wir in der Rückrunde schon vier Punkte geholt - und damit einen mehr als in der Hinserie. Und wir dürfen nicht vergessen: In Lotte tun sich ganz andere Mannschaften schwer, ich denke nicht nur an Unterhaching.

Die Mannschaft hatte sich quasi in Lotte von selbst aufgestellt: Außenverteidiger Phillipp Steinhart stürmte rechts vorne…

Das war schon komisch. Normalerweise verteilen sich die Verletzungen auf die Positionen im Kader, aber wir haben auf den Außenbahnen wirklich ein Problem. Nono Koussou war lange verletzt, bei Stefan Lex wollten wir nicht zu viel riskieren. Er ist zu wichtig für die nächsten Wochen. Sandro Abruscia sehe ich eher mehr im Zentrum. Wir waren schon angeschlagen. Deswegen habe ich Steinhart vorne rechts spielen lassen. Er hat in seiner Zeit in Lotte auch schon vorne links gespielt. Er kann das.

Eine ordentliche Rolle hat Kapitän Felix Weber gespielt, viele entscheidende Zweikämpfe gewonnen.

Felix hat ein richtig gutes Spiel gemacht, genauso wie Aaron Berzel. Wir haben wenig Torgefahr zugelassen.

Die Löwen haben den Abgang von Adriano Grimaldi (Uerdingen) mit dem Leih-Transfer von Prince Osei Owusu kompensiert. Gibt’s weitere Neuzugänge bis zum Ende der Transferperiode?

Ich habe immer gesagt: Wenn Grimaldi geht, versuchen wir das Geld zu reinvestieren. Das haben wir jetzt gemacht. Und im Sommer müssen wir gucken, was wir finanziell zur Verfügung haben und wie wir den Kader reduzieren müssen, um die Qualität mit anderen Spielern noch zu erhöhen.

Was in Lotte aufgefallen ist: Die eigentlich Stärke, die Standards, waren diesmal eher mau…

Das sehe ich auch so: Lotte war bei den Standardsituationen einfach gefährlicher als wir. Da werden wir in dieser Woche eine Extraeinheit einstreuen. Die Bälle müssen wieder besser kommen, aber Lotte war mit den zwei Innenverteidigern aber auch richtig gut besetzt.

Sie haben sich im Tor für Marco Hiller entschieden: Bleibt er nun bis zum Saisonende die Nummer 1?

Ich habe gesehen, dass Hendrik Bonmann einfach noch ein bisschen braucht. Er war vier Monate verletzt, aber du merkst, wie er jeden Tag besser wird. Ich bin jeden Tag froh, dass ich zwei so gute Torhüter habe. Marco Hiller weiß: Wenn er auslässt, dann ist Henne sofort da. Diesen Konkurrenzdruck bräuchten wir eigentlich auf jeder Position. Die Zwei geben richtig Gas im Training, jeder will zeigen, dass er der Bessere ist. Momentan ist es so, dass aufgrund des Rückstands von Bonmann Marco Hiller mein Vertrauen hat. Ich hab’s Henne am Donnerstag gesagt. Er hat die Entscheidung verstanden. Er ist ehrlich zu sich selber, ich bin ehrlich zu ihm. Er wird jetzt Marco Hiller Druck machen - das ist seine Aufgabe. Wir werden ihn auf jeden Fall noch in dieser Saison brauchen.