VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Ja, belastungsresistent ist Günther Gorenzel. Seit knapp einem Jahr ist der Österreicher nun beim TSV 1860. In dieser Zeit ging’s recht turbulent zu, auch wenn der Drittliga-Aufstieg im Sommer natürlich der Höhepunkt war. Doch Gorenzel hat noch nicht genug - und das obwohl immer noch keine Planungssicherheit für die Zukunft herrscht und er selbst noch immer nicht den angekündigten Geschäftsführer-Vertrag unterzeichnet hat. Für 1860 hat Gorenzel in den letzten Wochen zwei interessante Offerten ausgeschlagen: Eines von einem österreichischen Traditionsklub, das andere aus Russland, wo Gorenzel schon einmal gearbeitet hat. Ihn reizt die Aufgabe, den “schlafenden Riesen” gemeinsam mit Trainer Daniel Bierofka wieder zu wecken. Noch vor der Reise ins Trainingslager nach Oliva Nova will Gorenzel Klarheit: “Das Thema 1860 ist einfach zu spannend, um eine andere Richtung einzuschlagen.”

Doch die Aufgabe ist verzwickt: Nachdem Präsident Robert Reisinger Geschäftsführer Michael Scharold kurz vor Weihnachten per 50+1-Anweisung deutlich machte, dass in Zukunft keine Darlehen und Genussscheine von Investor Hasan Ismaik angenommen werden dürfen, läuft alles darauf hinaus, dass der TSV 1860 ab sofort den Gürtel noch enger schnallen muss. Von Einsparungen in Millionen-Höhe ist an der Grünwalder Straße die Rede. “Wir warten auf die Zahl X für den Spieleretat für die nächste Saison, die uns Michael Scharold demnächst präsentieren will”, erklärte Sportchef Günther Gorenzel gegenüber dieblaue24: “Darauf werden wir sämtliche Entscheidungen aufbauen.”

Heißt: Sollte das Budget deutlich reduziert werden - und davon ist derzeit auszugehen, wird 1860 im Winter nicht mehr nachrüsten, sondern dem aktuellen Kader das Vertrauen schenken und zudem versuchen, Talente wie Leon Klassen, Dennis Dressel oder Fabian Greilinger aufzubauen. “Sollte deutlich gespart werden müssen, stehen wir auf jeden Fall vor einer weiteren Herausforderung. Auf der einen Seite wollen wir in der Rückrunde möglichst viele Punkte sammeln, aber auf der anderen Seite müssen wir für die nächste Saison eine Mannschaft aufbauen.”

Welches Thema hat bei Ihnen absolute Priorität für die 1860-Zukunft?

Umfrage endete am 10.01.2019 08:00 Uhr
Zusammenarbeit mit Investor Hasan Ismaik
36% (2226)
Wir brauchen keine KGaA: Ich will den Fußball wieder im e.V. haben!
15% (958)
Umbau Grünwalder Stadion: Wir brauchen mehr Zuschauer!
15% (941)
Verstärkung der Mannschaft mit Blickrichtung Zweite Liga
12% (773)
Grundstückssuche Stadion
9% (587)
Stärkung der Jugendarbeit (NLZ)
9% (558)
Bau eines Löwen-Museums
2% (116)
Turnhallen-Bau
2% (107)

Teilnehmer: 6266

Entlastung im Etat könnte der ein oder andere Abgang im Winter bringen, jedoch betont Gorenzel: “Wir werden keinen Spieler vom Hof jagen, wir stehen zu unseren Verträgen. Aber wir werden offen und ehrlich mit den Spielern sprechen, ob sie eine Perspektive bei 1860 haben oder nicht.” Vor allem Kristian Böhnlein, Simon Seferings, Alessandro Abruscia, Nono Koussou oder Christian Köppel dürften mit ihrer Situation äußerst unzufrieden sein.

Nach dieblaue24-Informationen gibt es außerdem Gedankenspiele im Verein, die U21, einst Sprungbrett für viele Talente, in der Bayernliga abzumelden. Es wird sogar darüber nachgedacht, die U19, die vor zweieinhalb Jahren noch im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft stand, in den e.V. zu übertragen - das sollen zumindest die Gedankenspiele von Präsident Reisinger sein. Was einer weiteren Entwertung Ismaiks Anteile an der KGaA gleich käme…

Derzeit steckt der e.V. rund 1,5 Millionen Euro in den Bereich von der U9 bis zur U17 - um aber mit der Konkurrenz in Bayern mithalten zu können, ist das zu wenig. Es reicht ein Blick auf die jeweiligen Tabellen. Nur die U15 überzeugt in der Regionalliga Süd.

Wie kräftig muss 1860 sparen?