VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Sagen wir es mal so: Daniel Bierofka war schon mal redseliger. Am Freitagmittag präsentierte sich der Löwen-Trainer bei der Pressekonferenz vor dem wichtigen Heimspiel gegen Jena (Sonntag, 13 Uhr, dieblaue24-Liveticker) äußerst wortkarg und ließ teilweise staunende Reporter zurück. Wer will es Bierofka verdenken: Die jüngsten Turbulenzen gehen ihm gehörig gegen den Strich. Er ließ zwar keinen direkten Blick in sein Seelenleben zu, jedoch liegt es auf der Hand, dass das Löwen-Idol tierisch genervt von den neuen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gesellschaftern sein dürfte, zumal es immer noch kein Budget für die weiteren sportlichen Planungen des TSV 1860 gibt. “Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken”, behauptete der 39-Jährige: “Ich habe jetzt erst einmal Jena im Kopf, danach habe ich Kaiserslautern im Kopf. In der Winterpause haben wir dann genügend Zeit, um uns zusammenzusetzen und um das Ganze zu reflektieren. Bis dahin sind diese Dinge für mich überhaupt kein Thema. Ich bin verantwortlich für den sportlichen Bereich und nicht für Themen, die im Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat passieren. Ich bin dafür zuständig, die Mannschaft darauf einzustellen, dass wir am Sonntag das Spiel gewinnen. Alles andere werden wir im Winter sehen.”

Trotzdem wäre es aus Trainer-Sicht förderlich gewesen, wenn finanzpolitische Themen intern geblieben und nicht in der Öffentlichkeit diskutiert worden wären, damit sich die Mannschaft auf den Jahres-Endspurt gegen Jena und Lautern fokussieren kann. Dass das Löwen-Umfeld plötzlich hypernervös ist, hat auch Präsident Robert Reisinger mit zu verantworten. Er hatte am Dienstag zur absoluten Unzeit eine Presseerklärung verschickt, in dem er nicht nur seinen Rücktritt als Aufsichtsrat zum 31. Januar 2019, sondern auch seinen neuen Kurs bekannt gab. Heißt im Klartext: Der TSV 1860 will nur noch geschenktes Geld von Hasan Ismaik, selbst Genussscheine werden nicht mehr akzeptiert. “Wir haben in unserer Eigenschaft als alleiniger Gesellschafter der Geschäftsführungs-GmbH und unter Verweis auf die 50+1-Regelung der Geschäftsleitung der KGaA die Weisung erteilt, Planungen für den Profifußball nur noch mit nachgewiesenen und tatsächlich eingegangenen Mitteln zu führen”, schrieb Reisinger in seiner Erklärung: “Genussscheine, Darlehen und vergleichbare Finanzierungsformen können auf Grund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens künftig nicht mehr akzeptiert werden.” Was das für die Zukunft des Profifußballs heißt, kann sich jeder Fan selbst ausmalen. Der Gürtel wird in Zukunft enger geschnallt werden. Geschäftsführer Michael Scharold wollte nach Auskunft von Pressesprecher Rainer Kmeth in dieser Woche noch keine Auskunft auf die vielen Finanzfragen geben - vor allem: Was wird aus Scharolds im Januar verkündetem Fünf-Jahres-Plan?