VON OLIVER GRISS

dieblaue24-Interview mit Meister-Löwe Manni Wagner über den Freitod von Konietzka

Er trank einen Giftcocktail und verabschiedete sich freiwillig aus dem Leben - Ex-Löwenstar Timo Konietzka (73) wollte nicht zum Pflegefall werden. Wir haben mit Manfred Wagner (73), seinem langjährigen Weggefährten bei 1860, darüber gesprochen. Das Interview:

dieblaue24: Herr Wagner, wie geschockt sind Sie über den Freitod von Timo Konietzka?

MANFRED WAGNER: Das Timo diesen Weg wählen wird, hat er ja oft genug angekündigt. Er war ja vorbelastet: In seiner Familie gab es Krebsfälle - und er wollte nie leiden. Aber das es so schnell geht und das er Krebs hatte, wusste ich nicht. Er war ja im Februar noch auf einem Faschingsumzug in seinem Wohnort Brunnen.  

dieblaue24: Wann hatten Sie zum letzten Mal Kontakt zu Konietzka?

Gesehen habe ich ihn zum letzten Mal zum Oktoberfest-Heimspiel gegen Dresden - Timo hat unserem Stammtisch in der Allianz Arena auch einen Mini-Baum mit allen Köpfen der Meisterspieler mitgebracht. Aber ich habe in den letzten Wochen gespürt, dass bei Timo irgendwas los ist…

dieblaue24: Inwiefern?

Naja, beim letzten 1860-Heimspiel gegen St. Pauli war ein guter Freund von Timo in der Arena und der sagte mir, dass Timo im Krankenhaus ist. Das hat mich stutzig gemacht. Daraufhin habe ich in seinem Gasthof angerufen. Seine Frau, die Claudia, sagte zu mir: Timo wolle keinen Besuch - und auch keinen Anruf mehr. So war er eigentlich nie. Wir haben uns auch gegenseitig immer Weihnachtskarten geschrieben.

dieblaue24: Nach Rudi Zeiser und Rudi Brunnenmeier hat sich mit Konietzka nun bereits der dritte Meister-Löwe verabschiedet: Herr Wagner, befasst man sich da mit dem Tod näher?

Natürlich bin ich mir darüber bewusst, dass aufgrund unseres Alters immer was passieren kann. Wir sind ja nicht mehr die Jüngsten - und ich weiß auch, dass wir uns alle im vierten Viertel befinden. Man wird nachdenklicher und genießt den Tag mehr als früher. Ich gehe heute noch in die Berge.

dieblaue24: Haben Sie Konietzka versucht, von seinen  Sterbeplänen abzuhalten?

(überlegt lange): Nein. Ich habe Timo nie darauf angesprochen. In diese Privatsphäre wollte ich nicht eindringen. Er war ein konsequenter Mann - im Sport und Privatleben. Ich hatte auch nie gedacht, dass das so schnell geht. Umso mehr bereue ich es jetzt, dass ich ihn nie in der Schweiz besucht habe. Ich werde mich jetzt mit den anderen Spielern zusammenrufen und diskutieren, was wir jetzt tun können. Irgendwie müssen wir uns

dieblaue24: Was war Konietzka eigentlich für ein Mensch?

Er war ein positives Schlitzohr - mit Timo konnte man richtig Gaudi haben. Er hatte einen so trockenen Humor. Und: Er war mit allen Wassern gewaschen. Das er einer unseren wichtigsten Spieler im Meisterjahr war, muss ich nicht betonen.

Wie halten Sie Konietzka in Erinnerung? Diskutieren Sie mit!