VON OLIVER GRISS

Vorbild. Kapitän. Meister. Legende. Peter Grosser feiert heute seinen 80. Geburtstag - das vierseitige db24-Interview zum Jubiläum im Münchner In-Lokal “Blauer Bock”.

dieblaue24: Glückwunsch, Peter Grosser: Ist 80 für Sie nur eine x-beliebige Zahl oder mehr?

PETER GROSSER: Ich fühle mich nicht wie 80. Wo ist die Zeit hingekommen? Wenn ich mir überlege: Es ist über 50 Jahre her, als wir Meister geworden sind. Unglaublich. Vor allem die letzten 20 Jahre vergingen wie im Flug. Vielleicht empfindet man das im vorgerückten Alter noch etwas anders (lacht).

Ihr Leben war von vielen Nackenschlägen gezeichnet: Sie haben Ihre beiden Söhne Peter und Thomas früh verloren.

Gerade in den letzten Jahren hat man sich vor Augen gehalten, was so alles passiert ist. Nachdem meine beiden Söhne ums Leben gekommen sind, kann man ein, zwei Jahre trauern oder sagen: Es ist jetzt so und ich kann das nicht mehr ändern. Ich musste das beste daraus machen. Das ist auch eine Charaktersache - und das habe ich mir vorgenommen, deswegen habe ich das ganz gut gemeistert. Wenn die Kinder vor den Eltern sterben, ist das nicht im Sinne des Erfinders.

Denken Sie selbst an den Tod?

Nein, überhaupt nicht! Ich fühle mich jung und topfit. Ich habe nur Probleme mit meinen Knien. Irgendwann bekommt man die Rechnung: Ich habe ja nicht nur Fußball, sondern auch 15 Jahre Tennis auf Teppichboden gespielt. Und dann habe ich auch noch O-Beine. Lang gehen oder stehen kann ich nicht mehr, Radfahren ist für mich Erholung. Sie werden es nicht glauben: Ich habe auch ein Iphone und kann damit umgehen (lacht).

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Wie bestreiten Sie Ihr Leben?

Ich bin vielbeschäftigt. Ich habe ein sehr großes Netzwerk, da gibt es immer was zu tun. Ich lese jeden Morgen an meinem Schreibtisch sämtliche Tageszeitungen. Mir wird es nie langweilig. Und dann bin ich noch richtig interessiert am Amateurfußball bis hoch zur Nationalmannschaft.

Würden Sie irgend etwas anders machen im Leben?

Im Fußball nicht. Ich würde alles wieder genauso machen - obwohl: Bei der WM 1966 wäre ich schon gerne dabei gewesen. In meinem ersten Länderspiel gegen Schweden habe ich Uwe Seeler den Siegtreffer aufgelegt. Ohne dieses 2:1 wäre Deutschland nicht zur WM nach England gefahren.

Warum wurden Sie nicht nominiert?

Es war ein ständiges Hick-Hack mit Bundestrainer Helmut Schön. Einmal wurde ich eingeladen, dann wieder nicht. Am Schluss hab ich ihm gesagt, dass ich keine Lust mehr habe. Ich will ehrlich sein: Ich würde auch heute noch gern mitmischen.

Womöglich auch, weil man heutzutage mit einem guten Vertrag mehr oder weniger ausgesorgt hat: Wie viel haben Sie damals eigentlich im Jahr verdient?

Mein erster Vertrag beim FC Bayern war mit 160 Mark dotiert. Man durfte inklusive Prämien bis zu 400 Mark verdienen. Das war aber auch ganz gut. Mit der Einführung der Bundesliga bin ich von Bayern zu Sechzig gewechselt und habe mir unterhalb des Grünwalder Stadions eine Wohnung in der Schönstraße angeschaut: 100 Quadratmeter kosten 290 Mark. Damals durfte man 1200 Mark verdienen - und die Miete betrug ein Viertel vom Gehalt. Wenn man jetzt das Montatsgehalt von Manuel Neuer mit einer Million Euro sieht, dann könnte man sich heutzutage schon was leisten. Ich bin ein bisschen zu früh geboren worden (lacht).