VON OLIVER GRISS

Von 1994 bis 1996 spielte Alexander Kutschera (50) für den TSV 1860 und war mit 53 Bundesligaspielen (ein Tor) in dieser Zeit Stammkraft unter Werner Lorant. Heute will der der ehemalige Abwehrspieler mit dem Bezirksligisten FC Ergolding die Löwen im Toto-Pokal (18.15 Uhr, dieblaue24-Liveticker) ärgern.

dieblaue24: Ergolding gegen 1860: Herr Kutschera, was bedeutet dieses Los für Ihren Klub?

ALEXANDER KUTSCHERA: Dass 1860 in unsere Region nicht zu einem Freundschaftsspiel, sondern einem Pflichtspiel kommt, ist ein Traum - für die Region, aber auch für uns als Klub. Egal ob Bundesliga, Zweite Liga oder Dritte Liga - 1860 zieht immer. Es gibt immer noch viele Löwen-Fans in Niederbayern. Dieses Spiel ist ein absolutes Highlight, ein Ereignis.

Mit wievielen Zuschauern rechnen Sie?

Wir haben bislang 1400 Tickets verkauft. Aufgrund der Sicherheitsauflagen dürfen wir nur 2000 Zuschauer reinlassen. Wie immer im Pokal: Die Zuschauer-Einnahmen werden geteilt.

Hand aufs Herz: Ist eine Pokal-Sensation drin?

Der SV Dornach, der wie wir ebenfalls in der Bezirksliga spielt, hat zuletzt 1:5 gegen die Löwen verloren. Wir wollen den Zuschauern etwas bieten, damit sie hinterher sagen: Kompliment an die Ergoldinger! Wir dürfen uns auf gar keinen Fall hinten reinstellen, sonst gibt’s eine Packung. Wir wollen mitspielen - mit Hirn. Unser Ziel ist es, besser auszusehen als Dornach, aber das wird schwer genug: Die haben 38 Minuten die Null gehalten, das wird schwierig für uns. Aber: Wir haben am Sonntag das Derby gegen Altdorf mit 2:0 gewonnen, sind jetzt auf Platz vier geklettert. Langsam geht es aufwärts bei uns, nachdem die Vorbereitung mit vielen doch sehr schwierig war. Vielleicht haben wir Glück und 1860 unterschätzt uns: In der ersten Runde haben wir meinen Ex-Klub, die SpVgg Landshut, nach Elfmeterschießen aus dem Pokal geworfen…

Sie spielten von 1994 bis 1996 bei den Löwen: Wie haben Sie den Verein in Erinnerung?

Über die Fans braucht man sowieso nichts zu sagen: Die sind einmalig. Wir hatten eine Super-Mannschaft mit einem Top-Zusammenhalt: Manni Schwabl, Thomas Miller, Olaf Bodden, Peter Nowak, Jens Jeremies oder Jens Dowe - ich werde die Zeit bei 1860 nicht vergessen, auch wenn ich nach zweieinhalb Jahren meinen Vertrag aufgelöst habe, obwohl ich eigentlich für vier Jahre unterschrieben hatte.

Warum?

Ich hatte große Probleme mit Werner Lorant. Er hat mich irgendwann auf dem Kieker gehabt - und dann hatte ich mich eben entschieden, zu Eintracht Frankfurt zu wechseln.

Wie hatten Sie Karl-Heinz Wildmoser erlebt?

Wildmoser war ein Unikat. Solche Typen findet man heute im Fußball leider nicht mehr, auch weil sich die Zeit geändert hat. Präsidenten wie Wildmoser hätten wohl keine Chance mehr, weil heutzutage viele mitreden wollen. Wildmoser hatte das alleinige Sagen und deswegen konnte er 1860 alleine aufbauen. Ich mochte Wildmoser total gerne, auch weil er nett, großzügig und immer an einer Problemlösung interessiert war. Das war nie oberflächlich, sondern kam immer vom Herzen heraus. Wenn du deine Leistung gebracht hast, dann hattest du bei Wildmoser einen Stein im Brett.

Haben Sie noch Kontakt zu dem ein oder anderen ehemaligen Mitstreiter?

Leider nicht. Im Fußball ist es nunmal so, dass nach der Karriere jeder seinen eigenen Weg geht. Am Anfang hat man noch telefoniert und von Jahr für Jahr wird der Kontakt immer weniger. Und Whatsapp gab’s früher bei uns noch nicht (lacht). Ich hatte auch nie eine Einladung für die Traditionsmannschaft - und jetzt bin ich leider zu alt. Aber ich habe ein anderes Hobby gefunden: Ich tauche für mein Leben gern. In Ägypten, Hawaii, Mallorca oder Ibiza - Tauchen ist ein Traum. Das ist ein überragender Ausgleich zu meinem Beruf. Ich arbeite in der Sportredaktion des Landshuter Wochenblatt, werde als Medienberater geführt und kümmere mich um viele Dinge, u.a. den Anzeigenverkauf.

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Wie sehen Sie 1860 heute aus der Ferne?

Das mit dem Zwangsabstieg in die Regionalliga war natürlich richtig bitter. Aber ich bin froh, dass dieser tolle Verein sofort wieder in die Dritte Liga aufgestiegen ist. Ich wünsche dem TSV 1860, dass er sich langsam wieder an die Zweite Liga rantastet. Mein Rat: Nichts übers Knie brechen, sondern in kleinen Schritten nach oben klettern, aber dafür umso erfolgreicher.