VON OLIVER GRISS

Die Löwen verschickten am Dienstagnachmittag eine Presseerklärung, in der sich Geschäftsführer Michael Scharold von rechtem Gedankengut distanziert. Löwen-Fan Ronny W. hatte beim 5:1-Sieg in der Westkurve sein “Ian Stuart”-Tattoo (verstorbener Gründer des Nazi-Netzwerks “Blood and Honour”) präsentiert. Wie der Freundeskreis von Ronny W. am Montag gegenüber dieblaue24 mitteilte, sei das Tattoo eine “Jugendsünde”. Der Löwen-Fan habe schon seit 20 Jahren nichts mehr mit dieser Szene am Hut. “Ronny kommt aus dem Osten, hat Fehler gemacht. Er ist ein lieber Kerl, trinkt leider manchmal über den Durst. Er hat aber 0,0 mit der Naziszene zu tun.”

Die Presseerklärung des TSV 1860 im Wortlaut:

Der TSV 1860 München nimmt Stellung zu dem Vorfall mit einem der rechten Szene zuzuordnenden Fan, der beim Heimspiel am Samstag, 4. August 2018, gegen die Sportfreunde Lotte aufgrund eines Verstoßes gegen die Stadionordnung des Stadions verwiesen wurde.

„Wir distanzieren uns als Löwen ausdrücklich von Stadionbesuchern, die den TSV 1860 München dazu nutzen, um rechtes Gedankengut zu verbreiten“, sagt Geschäftsführer Michael Scharold, weist aber darauf hin, dass das zur Schau gestellte Körper-Tattoo des aus dem Stadion verwiesenen Fans, derzeit rechtlich nicht für einen Stadionverweis oder -verbot ausreichend ist. „Im Rahmen unseres Hausrechts werden wir aber alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um Personen mit solchen Haltungen keine Plattform zu geben“, verspricht er.

Der Beschuldigte war mit freiem Oberkörper auf den Zaun geklettert. Nach mehrmaligen Aufforderungen des Ordnungsdienstes, den Zaun zu verlassen, wurde die Polizei gerufen. Diese führte ihn ab. Dabei kam es zu einem Handgemenge und Widerstand gegen die Staatsgewalt.

„Wir stehen für Offenheit, Toleranz und ein respektvolles Miteinander. Das haben wir schon in der Vergangenheit immer wieder durch verschiedene Aktionen zum Ausdruck gebracht“, so Scharold. Der TSV 1860 sei sich seiner besonderen gesellschaftlichen Verantwortung sehr wohl bewusst. „Vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte sehen wir es als Verpflichtung, uns klar gegen Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz zu positionieren. Der Fußball soll eine stark integrative Funktion einnehmen, Menschen zusammenbringen und darf keinen Platz für Ausgrenzung bieten.“