VON OLIVER GRISS

Die Stimmungslage der Fanszene des TSV 1860 kann man ganz gut in den verschiedensten Social Media-Kanälen ablesen: Nachdem vor dem Start der Dritten Liga noch ziemlich alle euphorisiert waren, geht das Gemeckere schon nach dem 0:1 in Kaiserslautern wieder los: “Kein Dampf!” “Schlechte Taktik!” “Die falschen Spieler sind aufgelaufen!” Sogar Trainer Daniel Bierofka, der den blauen Aufstiegswahnsinn im Mai möglich gemacht hatte, wird bereits nach 90 Drittliga-Minuten hinterfragt. Von Demut, den die Verantwortlichen in den letzten Wochen immer wieder eingefordert hatten - keine Spur.

Was viele vielleicht noch nicht bemerkt haben: Nach dem rauschenden Party-Jahr in der Regionalliga Bayern mit 26 (!) Siegen und der unvergessenen Relegation gegen Saarbrücken muss sich der TSV 1860, aber vor allem auch sein Umfeld, wieder ans Verlieren gewöhnen. Die Dritte Liga ist keine Kirmesveranstaltung, sondern eine Spielklasse, in der oft - anders als in der Regionalliga - Nuancen entscheidend sind. Und Lautern, das den doppelten Etat zur Verfügung hat und zu den Top-Aufstiegskandidaten zählt, ist mit Sicherheit nicht der Maßstab für die Blauen, sondern vielmehr Vereine wie Lotte, Fortuna Köln oder Hansa Rostock. Deswegen ist der seit Samstagnachmittag wieder gelebte Pessimismus bei Sechzig völlig fehl am Platz. Kritik ist wichtig, aber sie sollte auch fundiert sein.

Die Mannschaft braucht die bedingungslose Unterstützung ihrer Anhänger. In der Kurve, aber auch der Internetgemeinde. Nur dann kann wirklich ein neuer TSV 1860 entstehen, der auch an Niederlagen wachsen kann.