VON OLIVER GRISS

Norbert Oxee (67) ist ein stiller Gönner im Hintergrund. Wann immer Geld beim TSV 1860 fehlt oder er anderweitig helfen kann, dann ist der Unternehmer zur Stelle. Jetzt will das Löwen-Mitglied (seit 1977) mit anpacken und kandidiert deshalb für den Verwaltungsrat. Das db24-Interview:

dieblaue24: Herr Oxee, ganz direkt gefragt: Sie treten bereits zum zweiten Mal an. Warum muss man Sie bei der Mitgliederversammlung am Sonntag in den 1860-Verwaltungsrat wählen?

Weil ich anpacken will und kann. Ich kenne den Verein und die Anfänge. Mein Herz blutet, wenn ich sehe, wieviel Potential in diesem Verein schlummert und nicht ausgeschöpft wird. Ich engagiere mich schon jetzt, zum Beispiel für den Behindertenbereich. Ich möchte Sponsoren gewinnen, professionelle Strukturen schaffen. Nur die Harmonie zwischen Fans, Sponsoren und Investor bringen 1860 auf die Erfolgsspur zurück. Als Mitglied des Verwaltungsrates habe ich immer ein offenes Ohr für die Fans.

Sie gehören zum sogenannten “Team Profifußball” - ist der Name überhaupt richtig gewählt? Zuletzt meinte Präsident Robert Reisinger süffisant, dass sein Profiteam Daniel Bierofka und Günther Gorenzel sei…

Unser Programm und unsere Ideen haben doch nichts mit dem Namen zu tun. Wir stehen für den Profifußball, aber selbstverständlich auch für die anderen Bereiche, die zu 1860 gehören.

Sie und Ihre Mitstreiter waren viel in Bayern unterwegs und haben sich bei diversen Veranstaltungen den Löwen-Fans vorgestellt: Mit welchen Themen wurden Sie am meisten konfrontiert und wie fiel das Feedback aus?

Stadion, Fanspaltung, Investor. Die Fans brauchen ein offenes Ohr, sie wollen, dass man ehrlich ist. Keine Versprechen, die man nicht halten kann.

Was passiert, wenn das “Team Profifußball” bei der Verwaltungsratswahl scheitert?

Mein Herz schlägt seit meiner Kindheit für die Löwen. In den letzten Jahren ist vieles nicht so gelaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Nur reden bringt nichts, man muss auch etwas tun. Und auch, wenn ich nicht in den Verwaltungsbeirat gewählt werde, schlägt mein Herz blau. Und ich werde den Verein, wo ich kann, unterstützen.

Sie helfen dem TSV 1860 seit vielen, vielen Jahren, insbesondere der Behindertensportabteilung. Zuletzt hatte deren Abteilungsleiter Oskar Dernitzky scharf gegen Ihr Team geschossen. Hat Sie das gekränkt?

Ja, das hat mich gekränkt. Er weiß, was ich bis jetzt getan habe und ich plane noch einiges. Zum Beispiel den Kauf von 2zweiRace Runnern, Aufbau eines Racing Teams, Suche von weiteren Sponsoren und Unterstützern sowie weitere Unterstützung von Birgit Kober.

Besonders schlimm ist das Lagerdenken seit dem Zwangsabstieg 2017 - in dieser Schärfe wurde sich noch nie untereinander gezankt. Die Mitgliederversammlung 2017 war ein abschreckendes Beispiel. Warum ist das so - und wie könnten sich die beiden Seiten wieder annähern?

Die Situation ist ziemlich verfahren. Auch hier muss man offen aufeinander zugehen, dem anderen auch mal zuhören und vor allen Dingen auch eine andere Meinung akzeptieren. Im Grunde haben wir alle das gleiche Ziel: unseren Verein vorwärts bringen! Und dazu müssen alle an einem Strang ziehen, die Vergangenheit auch mal ruhen lassen. Und neu anfangen, das Miteinander suchen.

Würden Sie gewählt werden, welchen Kurs würden Sie im Umgang mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik befürworten: Konfrontationskurs oder ein Miteinander auf Augenhöhe?

Nur im offenen respektvollen Gespräch kann sich ein gutes Miteinander entwickeln. Gemeinsame Ziele werden nur erreicht, wenn man miteinander arbeitet. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können. Er hatte in den letzten Jahren kein gutes Händchen, falsche Berater und er war oft unberechenbar. Die großen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Die Konfrontation bringt gar nichts, das haben wir in den letzten Jahren gesehen.

Das Präsidium hat seine Aufgaben nicht erfüllt

Sie haben zuletzt ein vernichtendes Urteil über das Präsidium gefällt und gesagt, dass Robert Reisinger & Co. einen “schlechten Job” gemacht hätten. Könnten Sie das bitte konkretisieren?

Das Präsidium hat seine Aufgaben nicht erfüllt: Repräsentation nach außen, Außenwirkung. Man kann aber das gesamte Präsidium nicht über einen Kamm scheren, es gibt auch Kämpfer für 1860 wie Hans Sitzberger.

Schreckt es Sie auch ab, dass Reisinger als oberster Repräsentant des Klubs bei der Aufstiegsparty einen Gläubiger mit den Worten “Scheiß FC Bayern” beleidigt oder sich auch nicht über all die Monate von den Schmährufen gegen Hasan Ismaik distanziert hat?

Das geht nicht. Er ist der Präsident und repräsentiert den Verein. Animositäten haben bei einer Aufstiegsfeier nichts verloren. Hier soll doch das tolle Abschneiden der Mannschaft gefeiert werden. Da gehören solche Aussagen nicht dazu.

Was muss ein Präsident aus Ihrer Sicht können?

Den gesamten Verein nach außen repräsentieren, nicht nur einzelne Gruppen. Immer wissen, was im Verein läuft. Ein gutes Team um sich aufbauen, Kompetenzen in den Verein holen. Kontakte zur Wirtschaft pflegen, Sponsoren suchen, ein Ohr für den Fan haben - und den Verein nach vorne bringen mit Leib und Seele.

Der TSV 1860 ist seit Jahrzehnten chronisch klamm: Welchen Masterplan haben Sie als Marketingexperte, damit die KGaA eigenständig überleben kann und vor allem in der Sponsorensuche eine bessere Figur abgibt als in der Vergangenheit?

Der Verein braucht eine ruhigere und vor allem sportlich erfolgreiche Zukunft. Die herausragende Jugendarbeit der vergangenen Jahre muss wieder forciert werden. Ich möchte Sponsoren gewinnen, professionelle Strukturen schaffen.

Erklären Sie uns mal, warum 1860 aus Ihrer Sicht selbst in der Regionalliga-Saison ein deutliches Minus von 1,6 Millionen Euro geschrieben hat - und wie man diesen Trend stoppt?

Wir brauchen ein Stadion mit mindestens 30.000 Plätzen. Wir brauchen Sponsoren und einen Investor, die mit 1860 erfolgreich in die Zukunft gehen wollen. Gute Jugendarbeit und eine Perspektive für junge Spieler, damit die bei uns bleiben. Bessere Vermarktung, wir müssen vernünftig wirtschaften.

Im Grünwalder Stadion ist der Löwe stark limitiert: Mit nur 15.000 Plätzen und kaum Vermarktungsmöglichkeiten wird 1860 wohl nur selten schwarze Zahlen schreiben können. Wie sehen Sie dieses offensichtliche Handicap?

Das ist für viele Fans hart, aber Erfolg können wir auch in einem anderen, eigenen Stadion haben. Die Heimat wird Giesing bleiben, aber Erfolg werden wir mit der Unterstützung auch in unserem neuen eigenen Stadion haben. Wir müssen mit der Stadt sprechen, um einen geeigneten Platz zu finden.

Die SPD-Stadtratsfraktion, zu der auch 1860-Verwaltungsrätin Verena Dietl gehört, hat jetzt einen Antrag gestellt, dass das Grünwalder Stadion auf eine Kapazität von 18.600 Zuschauer aufgestockt werden muss. Wahlkampf oder eine vernünftige Idee?

Das ist Wahlkampf. Wir haben 15.000 Plätze bekommen, vielleicht werden es mal 18.000. Aber das Grünwalder Stadion stößt bereits jetzt an seine Grenzen: Anfahrt, Parkplätze, Anwohner und die Sicherheit. Wie will Frau Dietl damit eine Stadtratsmehrheit bekommen?

Wie stehen Sie der 50+1-Regel gegenüber - und wie bewerten sie den Kommerz im Fußball generell?

Ich stehe der 50+1 Regelung positiv gegenüber. Man muss sich aber vorbereiten, falls sie fällt. Ohne Kommerz geht es leider nicht mehr.

Was ist Ihnen lieber: 1860 als sympathischer Stadtteilverein oder erfolgreicher Erstligist?

Natürlich wünsche ich mir den TSV 1860 als erfolgreichen Erstligisten. Aber soweit sind wir noch lange nicht. Wir sind aufgestiegen in die 3. Liga, ein toller Erfolg. Und jetzt versuchen wir den nächsten kleinen Schritt zu gehen. Erfolg ist kein Selbstläufer. Wir haben noch viel Arbeit vor uns bis zur 1. Liga. Aber es ist auch ein Ziel für die Zukunft, für das es sich lohnt zu arbeiten und heute schon die Weichen zu stellen.

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