VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Bevor Robert Reisinger (54) das nächste Mal eine Lokalität aussucht, sollte er sich zunächst einmal mit den wichtigsten Sponsoren des TSV 1860 vertraut machen: Dazu gehört seit einer halben Ewigkeit auch die Münchner Biermarke “Hacker-Pschorr”. Die Familie Schörghuber ist nicht nur aktueller Premiumpartner, sondern half dem Kultklub schon desöfteren finanziell aus der Patsche. Einmal sogar mit einem zinzlosen Millionen-Darlehen - warum Reisinger für sein Bilanz-Gespräch die Räumlichkeiten des “Giesinger Bräu” bevorzugte, dürfte nur er wissen. Vielleicht die Nähe zum geliebten Grünwalder Stadion. Sponsorenpflege funktioniert jedenfalls definitiv anders.

Der Zeitpunkt des Treffens überrascht nicht: In zwei Wochen sind schließlich Wahlen beim TSV 1860, der Verwaltungsrat könnte sich auf der Mitgliederversammlung am 22. Juli neu zusammensetzen - und da braucht’s positive Nachrichten, um den aktuellen Kurs zu stützen. Und mit dem Thema “Grünwalder Stadion” kann man schließlich immer gut punkten, denkt sich Reisinger und wird in der “BILD” mit den Worten zitiert: “Wir wollen auch in der Zweiten Liga im Grünwalder Stadion bleiben. Da ist viel diplomatisches Geschick gefragt. Logisch ist, dass wir mit einem Ultimatum an die Stadt keine Chance haben. Wir sind Mieter im Stadion, wir können Verbesserungsvorschläge einbringen. Und hoffen, dass etwas umgesetzt wird.”

Präsident Reisinger träumt von Zweitliga-Fußball im Grünwalder Stadion: Realistisch?

Umfrage endete am 21.07.2018 06:00 Uhr
Ja, warum nicht - wo sollten wir im Aufstiegsfall auch sonst hin?
63% (2321)
Nein, niemals!
37% (1369)

Teilnehmer: 3690

Für die neue Drittliga-Saison präparierte die Stadt die Giesinger Kultstätte: Statt wie in der vergangenen Saison 12.500 Fans passen nun 15.000 Zuschauer in die Löwen-Heimat - und sollte 1860 in die Zweite Liga durchmarschieren, hat Reisinger die Hoffnung, dass Münchens Stadtoberhaupt Dieter Reiter den Löwen ein weiteres Mal entgegenkommt: “Die Hoffnung ist, dass man zumindest übergangsweise die Zustimmung bekommt.” Sein Eindruck: “Die Stadt ist gesprächsbereit.” Als Stadion-Alternative steht bislang nur das Olympiastadion zur Disposition - und da sind Millionen notwendig, um das einstige WM-Stadion, in dem der TSV 1860 seine erfolgreichste Zeit der letzten 50 Jahre erlebte, flott zu bekommen.

Wie der TSV 1860 allerdings auf Giesings Höhen aufgrund der fehlenden Logen und weiteren Vermarktungsmöglichkeiten Geld verdienen will, das ist das große Fragezeichen - aktuell ist der Drittliga-Aufsteiger, der nach dieblaue24-Informationen von Vermarkter Infront einen Festbetrag zwischen 3 und 3,8 Millionen Euro für die neue Saison einstreicht, auf zusätzliche Fremdgelder angewiesen, um den Profifußball-Betrieb zu stemmen.