VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Es gibt Fußballer, die reden am liebsten über ihre Frisuren, ihre Tattoos oder ihr Golf-Handicap - 1860-Neuzugang Kristian Böhnlein erfüllt dieses Klischee nicht und trotzdem hatte der gebürtige Kronacher am Dienstagmittag im Biergarten des Löwenstüberls einiges zu erzählen. Man hört in seinen Sätzen eine gewisse Dankbarheit heraus, dass er im Alter von 28 Jahren die Chance bekommen hat, für seinen erklärten Herzensverein zu spielen. “Ich muss ehrlich sein: Ich fühle mich bei 1860 wie im Paradies”, erklärte Böhnlein: “Ich bin ein spielender Fan - definitiv.”

Früher trainierte er im Löwen-Trikot, schlief in 1860-Bettwäsche oder stand mit seiner Familie in der Nordkurve des Olympiastadions (“Drei- bis viermal im Jahr sind wir alle mit dem Fanbus hochgefahren - das waren Highlights”) und feuerte seine Idole auf dem Rasen an: Ob Bernd Meier (“Von ihm hatte ich ein Trikot”), Martin Max, Thomas Häßler, Benny Lauth oder Abedi Pele - und jetzt darf er selber für diesen großen Traditionsverein aus München-Giesing auflaufen. Ein Win-win-Situation für beide Seiten. Die Typen, die Daniel Bierofka mit seinem Team verpflichtet hat, sind wohltuend bodenständige Sportler, die 1860 etwas geben wollen. Schon jetzt schwärmt er von den weiß-blauen Fans: “Wenn sie ‘Einmal Löwe, immer Löwe’ skandieren, bekomme ich Gänsehaut.”

Damit Böhnlein, der in der abgelaufenen Saison beim Regionalligisten SpVgg Bayreuth Kapitän war, seinen Traum verwirklichen kann, lässt er seinen Job als Kundenberater bei der “Deutschen Bank” in Bayreuth für die nächsten zwei Jahre ruhen. “Ich habe mich freistellen lassen”, berichtet der Mittelfeld-Leader, der im Härtetest gegen den FC Basel (1:1) bewiesen hat, dass er sich hinter den beiden Abräumern Daniel Wein und Quirin Moll nicht zu verstecken braucht. Böhnleins Art Fußball zu spielen, sticht sofort ins Auge: Er verfügt über einen guten linken Fuß - und beschreibt seinen fußballerischen Charakter als “sehr verbissen”. Sein Versprechen: “Ich bin ein Spätzünder, aber ich werde kämpfen und beißen bis zum Umfallen.” Für seinen großen Traum, bei 1860 Fuß zu fassen.

Im Norden von Schwabing hat Böhnlein mit Freundin Tamara bereits eine Bleibe gefunden. Eigentlich ein perfektes neues Zuhause - mit einer Einschränkung: „Wenn ich abends auf dem Balkon stehe, sehe ich die rot leuchtende Allianz Arena. Das hätte nicht unbedingt sein müssen…”