VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (SAMPICS)

Am Samstagmorgen machte sich Daniel Bierofka (39) mit der Mannschaft bei Sonnenschein und blauem Himmel ein letztes Mal auf einen Strandlauf an der Costa Blanca - und wenn der Löwen-Dompteur noch einmal in sich gegangen ist, wird er über das achttägige Trainingslager in Oliva Nova nur positiv denken. Nicht nur, dass der TSV 1860 beide Testspiele gegen Zaglebi Sosnowiec (1:0) und Beijing Renhe (2:1) gewonnen hat, sondern auch, dass seine Löwen einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben. Zur Belohnung gibt Bierofka seiner Mannschaft bis Dienstagnachmittag frei. Zum Abschluss des Wintercamps sprach Bierofka in einer Presserunde über:

seine mögliche Start-Elf gegen Nürnberg: „Beim letzten Test gegen Linz wird das Gros der Mannschaft stehen. Sechs, sieben Spieler stehen fest - trotzdem kann sich keiner sicher sein. Drei, vier Spieler haben gezeigt, dass sie von hinten Druck machen können. Das halbe Jahr hat sie nach vorne gebracht. Das ist für mich optimal als Trainer. Wer mich überzeugt, wird dann gegen Nürnberg spielen.”

der Zweikampf um die Nummer 1 im Löwen-Tor zwischen Hiller und Bonmann: “Ich habe noch ein bisschen Zeit. Ich werde das Trainingslager sacken lassen. Das wird eine brutale Entscheidung. Das ist mir bewusst, und das ist auch dem Trainerteam bewusst. Egal, wie wir uns entscheiden, werden wir den anderen Spieler verletzen. Und ich sage ganz ehrlich: Keiner hat das verdient. Aber so ist das im Leistungssport. Wenn ich mich entscheide, dann entscheide ich mich aus Überzeugung. Ich hoffe, dass die Entscheidung nicht auf Kosten der Mannschaft geht.”

den durch den Gebhart-Ausfall nötig gewordenen Systemwechsel ins 4-4-2: “Weil wir wenig Achter haben, konnten wir uns auf dieses System einlassen. Aber das 4-3-3 haben wir intus. Wir können jetzt drei Systeme spielen. Wenn es eng wird, können wir auf 3-4-3 umschalten, wenn wir Druck machen müssen auf 4-3-3. Entscheidend ist, dass wir für die Gegner nicht ausrechenbar werden. Ich kann noch besser auf Spielsituationen reagieren. Wir sind jetzt sehr variabel. Die Basis ist immer das Defensivverhalten. Verteidigen ist auch eine Kunst. Mannschaften wie Atletico Madrid haben dies zur Kunstform erhoben.“

die schärfsten Konkurrenten im Titelkampf: “Was die anderen Vereine machen, ist mir relativ wurscht. Nürnberg wird demnächst interessant, aber wir haben ja noch zwei Wochen. Ich werde jetzt nicht in Schockstarre verfallen, weil die Bayern nochmal aufgerüstet haben.”

die mögliche Anpassung seines immer noch bestehenden U21-Vertrags: “Es war Zeit, aber es ist nichts passiert. Ich muss das akzeptieren. Jetzt habe ich keine Zeit und auch keinen Kopf mehr - das sage ich ganz ehrlich. Jetzt muss ich mich um andere Sachen kümmern. Ich will mich jetzt nicht mit mir, sondern mit der Mannschaft beschäftigen. Es gibt so viel zu tun. Danach können wir schauen, was passiert…”

die angeschlagenen Spieler: “Bei Aaron Berzel ist es nicht so schlimm, er kann nächste Woche wieder mit der Mannschaft trainieren. Nicholas Helmbrecht ist auf einem guten Weg, er wird demnächst wieder Lauftraining absolvieren. Timo Gebhart bekommt eine spezielle Behandlung in München, da hoffen wir alle auf positive Nachrichten. Und Michael Görlitz wird schneller auf dem Platz stehen, als mancher denkt. Seine Achillessehne reagiert nicht.”

die Formkrise von Nico Karger: “Er ist momentan ein bisschen zu passiv, das weiß er aber auch. Ich habe mit ihm geredet. Aber er muss sich keine Angst machen, denn ich weiß, was er drauf hat. Ich stehe hinter ihm, aber er muss wieder in die Verfassung der Hinrunde kommen und wieder etwas aggressiver anlaufen.”

die Einkaufspolitik im Winter: “Ich muss davon ausgehen, dass nicht mehr machbar war im Winter. Jetzt hilft kein Jammern kein Nachtrauern - die Situation ist so. Jetzt muss ich schauen, dass ich das Maximale aus mir und den Jungs rauskitzle. Wir können mit dem vorhandenen Kader eine gute Rolle spielen - ob es dann reicht, werden wir sehen.”

die Unterstützung durch Sportchef Günther Gorenzel: “Wir arbeiten im Team, er hat eine hohe fußballerische Expertise und nimmt mir viel ab in Sachen Kaderplanung, auch die Gespräche mit Michael Scharold. So kann ich mich voll auf den aktuellen Sport konzentrieren. In der Hinrunde habe ich am Limit gearbeitet, da waren meine Kraftreserven fast aufgebraucht, das wäre nicht mehr lange gutgegangen.”

die beiden U19-Talente Klassen und Niemann: “Sie haben jedes Training mitgemacht, immer Gas gegeben. Ich muss ihnen ein Riesen-Kompliment machen, auch Lenni Siebdrat. Momentan ist es so, dass wir schon ein paar etablierte Spieler auf ihren Positionen haben. Köppel und Steinhart links hinten, auf den Außenbahnen Karger, Kindsvater, Helmbrecht und Koussou. Aber die Jungs haben schon gemerkt: Die Jungen geben Gas.”