VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Am Mittwochabend brannte das Licht länger als sonst im dritten Stock der Geschäftsstelle: Markus Fauser war nach der Präsentation seines Nachfolgers Michael Scharold noch länger an der Grünwalder Straße geblieben. Möglicherweise auch, um eine geordnete Übergabe zu vollziehen und das Büro zu räumen. Fauser will dem TSV 1860 nach seinem Ausstieg freundschaftlich verbunden bleiben und pro bono beratend weiter zur Verfügung stehen. Fauser ist jetzt weg, aber die Probleme beim Regionalliga-Tabellenführer bleiben. Es gibt jede Menge Baustellen für Scharold. Die Übersicht in dieblaue24:

Daniel Bierofka: Obwohl der 38-Jährige die wichtigste Personalie im Verein ist und der Ex-Nationalspieler für die weiß-blaue Aufbruchstimmung steht, wurde sein U21-Vertrag, der bis Sommer 2019 datiert ist, noch immer nicht in einen Cheftrainer-Kontrakt umgewandelt. Bereits im Herbst hatte Bierofka auf diesen Mangel hingewiesen - passiert ist seitdem nichts. Respekt sieht definitiv anders aus. Vor Weihnachten hat sich Bierofka nach dieblaue24-Informationen nun für den Fußballlehrer-Lehrgang angemeldet. “Meine Anmeldung wurde vom DFB bereits bestätigt”, erklärte Bierofka. Um Arbeitsnachweise zu liefern, sollte Scharold bald eine Vertragsverlängerung mit dem “Löwen-Gesicht des Jahres 2017” vorweisen.

Verstärkung der Mannschaft: Nachdem der Wechsel eines ambitionierten Regionalligaspielers zum TSV 1860 noch vor dem Jahreswechsel gescheitert war, ist Bierofkas vereinsloser Wunschspieler Michael Görlitz im Anflug. Der 30-Jährige hatte das erste Angebot der Löwen abgelehnt. Nun hat der Verein nachgelegt. Man ist nun mehr oder weniger handelseinig. Weitere Verstärkungen wird es nicht mehr geben, außer, der Spieler bringt Geld an die Grünwalder Straße mit. Als dieblaue24 am Mittwoch beim Trainer nachfragte, ob man Testspieler Onaiwo Godbless (Gerona) theoretisch verpflichten könnte, antwortete Bierofka süffisant: “Wenn er für eine Leberkassemmel spielt, dann ja…”

Leistungsträger verlängern: Damit sich der Vertrag mit Timo Gebhart automatisch um ein Jahr verlängert, muss der Mittelfeldstar 20 Spiele machen. Ob er diese Marke schafft, ist aufgrund seiner monatelangen Verletzungspause zumindest fraglich. Mölders, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft, würde gerne verlängern. Aber der Verein wartet (noch) ab. Scharold könnte auf beide Spieler jetzt positiv einwirken.

die Öffentlichkeitsarbeit: Seit dem Abschied von Lil Zercher (1. FC Köln) hat man die Position des Pressesprechers nicht nachbesetzt. Das spürt man. Zuletzt sorgte die Versendung der 1860-Mitteilung um 0.38 Uhr (!) zur Scharold-Beförderung für Verwunderung in den Münchner Zeitungsredaktionen. BILD-Reporter Florian Plettenberg twitterte: “Für jede Zeitung ein Schlag ins Gesicht. Ausgaben sind zu diesem Zeitpunkt längst gedruckt oder liegen schon aus. Die Entscheidung war schon viel früher klar. Klares, bewusstes und unnötiges Zeichen des Vereins: Wir bestimmen die Regeln!”

Die brach liegende Jugendarbeit des TSV 1860: Mit den neuen Personalien Günther Gorenzel (Sportchef) und Dieter Märkle (Jugendboss) verspricht man sich neue Impulse im einst preisgekrönten NLZ. “Wir haben Gorenzel auch geholt, um Strukturen zu schaffen - das kann er”, erhofft sich Bierofka einen großen Input des Österreichers für die schwächelnden Jung-Löwen. Dass der TSV 1860 mit den anderen bayerischen Mannschaften kaum mehr mithalten kann, sollte auch schon bis Scharold vorgedrungen sein. Die Probleme liegen tiefer bei 1860. Um das NLZ wieder in Schwung zu bekommen, braucht man Geld. Viel Geld. Mit Spendenaufrufen ist es nicht getan. Natürlich, die Plätze (mit Rasenheizung) sind für einen Regionalligisten top, aber der Kabinentrakt und die Wohnmöglichkeiten für die Talente sind deutlich in die Jahre gekommen.

neue Geldquellen erschließen: Der Fünf-Jahres-Plan von Scharold beinhaltet, dass man ohne Fremdkapitel in Zukunft auskommt. Heißt auch: Man nimmt von Investor Hasan Ismaik - anders als von der Bayerischen - keine Darlehen mehr an. Wie 1860 im Aufstiegsfall ohne fremde Gelder eine schlagkräftige Mannschaft formen will, ist das große Geheimnis. Bleibt nur “Klinken putzen” in der Münchner Geschäftswelt. Scharold: “Man kann sportlichen Erfolg nicht absolut einplanen. Sportvereine müssen immer den sportlich maximalen Erfolg anstreben unter wirtschaftlich nachhaltigen Bedingungen.”

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Die Posse um Bernhard Winkler: Der Ex-Stürmer ist einer der verdientesten Spieler der letzten 50 Jahre beim TSV 1860. Der 51-Jährige hat die große Zeit der Löwen entscheidend mitgeprägt, auch dank seiner Tore ist der Verein von der Zweiten Liga bis in den Europapokal marschiert. Nachdem Winkler in der Vorsaison noch Teammanager war, hat man keine neue Position für den gebürtigen Würzburger gefunden. Seit Monaten kommt Winkler zwar an die Grünwalder Straße, doch einer Arbeit geht er nicht nach. Es riecht nach Trennung. Als dieblaue24 Scharold am Mittwoch mit Winkler konfrontierte, sagte der neue Geschäftsführer: “Bei allem Respekt. Aber hier geht es um eine private Person, die keinen Job hat und nicht in der Öffentlichkeit steht. Für mich ist es ganz wichtig, dass man respektvoll miteinander umgeht.”