Hat man als Trainer überhaupt Zeit für ein gesundes Familienleben?

Das Gute ist, dass mich meine Familie nicht anders kennt: Ich war als Spieler so, wie jetzt als Trainer. Meine Frau weiß: Wenn ich was mache, dann zu 100 Prozent. Ich weiß das sehr zu schätzen, dass ich diesen Freiraum habe. Aber wenn ich ein wenig Freizeit habe, dann widme ich mich zu 100 Prozent meiner Familie. Ich spiele mit meinen Kinder und schaue mit meiner Frau einen Film an.

Und wie schalten Sie sonst ab?

Sie werden es vielleicht nicht glauben: Auf dem Fußballplatz. Mit der Mannschaft zu trainieren, das gibt mir Power. Und auch die Siege laden den Akku auf.

Im Dezember wollten Sie sich für den Fußball-Lehrer-Lehrgang im Sommer 2018 anmelden - halten Sie an den Plänen fest?

Ich werde mich auf jeden Fall anmelden, damit der DFB mich auf dem Zettel hat. Der Verband hat meine Unterlagen schon. Im März ist die Aufnahmeprüfung und im Juni würde es losgehen. Und dann muss ich mich entscheiden, ob ich wirklich antrete oder es um ein Jahr verschiebe. Die finale Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Was ist, wenn 1860 in die Dritte Liga aufsteigt?

Dann muss ich den Lehrgang antreten - aber wenn wir nicht aufsteigen sollten, dann muss ich mich fragen: Stelle ich alles für ein Jahr für den Verein und die Mannschaft zurück?

Noch immer arbeiten Sie unter ihrem alten “U21-Vertrag” bei 1860 - wann wird der Vertrag angepasst beziehungsweise verlängert?

Herr Fauser ist in Gesprächen mit meinem Berater (Christian Nerlinger, d. Red.). Es wird gerade vom Verein etwas vorbereitet, es müssen auch die beiden Gesellschafter involviert werden. Momentan ist Fakt, dass ich bis 2019 Vertrag habe. Wenn ich einen langfristigen Vertrag bei 1860 unterschreibe, will ich auch eine Perspektive haben. Wenn alle so weit sind, kann’s relativ schnell gehen. Aber es muss auch alles Hand und Fuß haben.

Gibt’s bei 1860 überhaupt eine gesunde Perspektive?

Mit der Mannschaft und dem Umfeld auf jeden Fall. Man darf aber keine großen Sprünge erwarten. Man muss 1860 kontinuierlich aufbauen, in kleinen Schritten. Wir müssen versuchen, uns überall zu optimieren, uns auch im administrativen Bereich verbessern - dann glaube ich, das wir eine Zukunft haben, auf die wir bauen können.

Ihr Wunsch ist ein Sportdirektor an Ihrer Seite. Benny Lauth wäre ein guter Kandidat - das haben Sie uns schon mal bestätigt.

Der Verein hat gesagt, in der Vierten Liga ist das kein Thema. Das akzeptiere ich. Aber Herr Fauser weiß auch: Wenn wir in den professionellen Bereich kommen, ist es notwendig, dass wir eine Position dazwischen schalten - egal ob Geschäftsführer Sport oder Sportdirektor. Wenn wir den Schritt in die Dritte Liga machen sollten, wird das auch so kommen.

Sie haben in dieser Saison schon viele Jobs übernommen: Wäre Mediator nichts für Sie, um die beiden Gesellschafter wieder zusammenzuführen?

Das ist nicht mein Job, da wäre ich nicht groß hilfreich. Die beiden Gesellschafter müssen aufeinander zu gehen, ein Gespräch führen. Das wird auch so kommen - davon bin ich zu 1000 Prozent überzeugt. Herr Reisinger hat der Ismaik-Seite ein Gespräch angeboten.

Wie beurteilen Sie beide Lager?

Ich bin neutral - gegenüber Hasan Ismaik, aber auch dem Verein. Das will ich hier ganz deutlich betonen. Ich lasse mich von keiner Seite einspannen. Politik ist nicht mein Ding, für mich steht 1860 über allem. Ich glaube, dass Hasan Ismaik zufrieden ist, was das Sportliche angeht und auch die Außenwirkung betrifft. Deswegen hat Ismaik auch keinen Grund, sich zu äußern. Ich glaube, er beobachtet derzeit, wie sich 1860 entwickelt.

Beim heutigen DFB-Bundestag in Frankfurt wird die große Aufstiegsreform wohl verschoben.

Ich warte ab, was in Frankfurt passiert - dann sind wir alle ein bisschen schlauer. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass alle Regionalliga-Meister aufsteigen müssen. Allein schon wegen der Planungssicherheit. Wenn du über 38 Spieltage auf Platz 1 stehst, dann hast du den Aufstieg einfach verdient. Es kann nicht sein, dass der Meister aus dem Westen direkt aufsteigt und der Bayern-Meister in die Relegation muss oder in die Verlosung muss. Das ist komisch und keine gute Lösung. Chancengleichheit sieht anders aus. Es sollte immer noch nach Qualität gehen und nicht, in welchem Landesverband mehr Fußballvereine sind.