VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Dass frostiges Klima zwischen den beiden Gesellschaftern herrscht, ist auch auf eine autorisierte Aussage von 1860-Präsident Robert Reisinger vom 14. Juni in der “AZ” zurückzuführen. Als der Cassalette-Nachfolger wenige Tage nach dem berühmt-berüchtigten “schwarzen Freitag” auf Hasan Ismaik angesprochen wurde, wann er mit dem Jordanier in Kontakt treten werde, antwortete Reisinger mit wenig Feingefühl und großer Überheblichkeit: “Ich habe gerade keinen Bedarf, mit ihm zu sprechen.” Und schob nach: “Wissen Sie, das ist wie in einer guten Ehe. Mal streitet man sich, mal verträgt man sich wieder, und am besten ist ja ohnehin der Versöhnungssex.”

Auch deshalb ist den beiden Parteien in tristen Novembertagen nicht einmal nach Kuscheln zumute - zu verfahren ist die Situation an der Grünwalder Straße. Wieder einmal.

Bei einem ARGE-Fantreffen der Region 2 am vergangenen Sonntag in Adelzhausen wurde Reisinger von Ex-Vize Peter Helfer gefragt, wie er sich die Zusammenarbeit mit Ismaik denn vorstelle. Reisinger behauptete, er habe mehrmals über Yahya Ismaik, Ex-Geschäftsführer Anthony Power und Rechtsvertreter versucht, Hasan Ismaik zu einem Gespräch zu bewegen, “aber nie eine Antwort erhalten”. Deswegen sehe er jetzt nicht mehr ein, dem mächtigen Geldgeber aus Abu Dhabi hinterher zu laufen. Er, Ismaik, hätte schließlich “meine Email-Adresse und Handynummer.”

Stimmt Reisingers Aussage so? Richtig ist, dass der 53-jährige Unternehmensberater am 25. Juli in einer überaus freundlichen Mail an Yahya Ismaik, den Dialog mit dem Ismaik-Bruder suchte. Weil der jüngere Ismaik aber nach diversen Anfeindungen über Nacht München verlassen hat, kam es nicht mehr zu diesem persönlichen Vier-Augen-Gespräch. Stattdessen wurde am 28. Juli miteinander telefoniert. Anschließend verschickte Reisinger noch eine Mail an Yahya Ismaik - mit einer Agenda für das nächste Gesellschaftertreffen, in der die künftige Zusammenarbeit besprochen werden sollte.

Eine persönliche Kontaktaufnahme zu Investor Ismaik gab’s in Reisingers fünfmonatiger Amtszeit nicht, auch der Wunsch nach einem direkten Gespräch mit dem 60-Prozent-Gesellschafter wurde bei den Mittelsmännern nicht hinterlegt. Das erklärten Yahya Ismaik und Anthony Power unisono am Donnerstag gegenüber dieblaue24: “Wir können bestätigen, dass Herr Reisinger uns nie um ein Gespräch mit Herrn Hasan Ismaik gebeten hat - weder schriftlich noch mündlich. Es gab zu keiner Zeit den Wunsch, dies umzusetzen.” Oha.

Wie hatte Rainer Koch nicht zuletzt angeregt? “Sechzig wird nur dann eine gute Zukunft haben, wenn alle Verantwortlichen an einem gemeinsamen Strang ziehen”, erklärte der DFB-Vize-Präsident. Ob sich Reisinger dieser Verantwortung als Ober-Löwe bewusst ist?