VON OLIVER GRISS

Prinzipiell ist es erfreulich, dass sich ein durchaus erfolgreicher Unternehmer wie Gerhard Mey mit dem TSV 1860 auseinandersetzt und auch vorstellen kann, in Münchens große Liebe zu investieren - was allerdings weniger professionell ist, dass Mey via “SZ” erst große Töne spuckt (u.a. Wiederholung der Meisterschaft von 1966) und anschließend in Alicante das “Männergespräch” mit dem Mehrheitsgesellschafter sucht, um dann zu behaupten: Hasan Ismaik wolle ohne Wenn und Aber seine 60 Prozent an der Fußballfirma verkaufen. Warum sucht Möchtegern-Geldgeber Mey die Öffentlichkeit über sein Lieblingsblatt, obwohl Stillschweigen zwischen den beiden Gesprächspartnern vereinbart war und Ismaik einen Tag nach dem Treffen gegenüber dieblaue24 auf Ibiza gesagt hat, dass er nicht verkaufen will? Was will Mey, den sie im Verein angeblich alle so lieb haben, damit bezwecken? Will er Ismaik bloßstellen?

Merkwürdigerweise lässt die Arbeit des Investors im Hintergrund nicht vermuten, dass Ismaik mit den Löwen gebrochen hat: Seit Monaten soll der 40-Jährige dabei sein, einen starken, integren Mann für das Projekt 1860 zu suchen - und offenbar steht der Unternehmer aus Abu Dhabi kurz vor dem Abschluss mit Mister X (angeblich mit Münchner Blut), der für ihn künftig die Geschicke an der Grünwalder Straße überwachen und lenken soll. Was sagt uns das? Meys Behauptungen konterkarieren Ismaiks Handeln.

Natürlich sind Ismaik in den letzten sieben Jahren große Fehler unterlaufen bzw. hat er sich immer wieder falsch beraten lassen, doch die größeren Fehler liegen zweifelsohne seit dem Bundesliga-Abstieg 2004 immer noch auf Vereinsseite: Der Klub selbst hat nie dafür gesorgt, dass auf der einen Seite stabile Strukturen geschaffen werden und auf der anderen Seite der Verein ohne fremde Mittel überleben kann. Nicht mal in der Regionalliga Bayern. Stand jetzt kann sich Daniel Bierofka im Winter große Verstärkungen ala Sascha Marinkovic (Burghausen) abschminken. Außerdem ist bis heute die Gemeinnützigkeit genauso wenig wie der Servicevertrag oder der unsägliche Hoppen-Antrag geklärt.

Unterm Strich gibt es im unfairen Kampf um die Investoren-Millionen nur Verlierer: Die schier unerschöpfliche Fanszene, die mit solchen Aussagen weiter verunsichert und gespalten wird - sowie das Team von Daniel Bierofka. Aus diesem Grund wäre es lobenswert, wenn Mey nicht an politischen Machtspielchen teilnimmt, sondern versucht, dem e.V. die noch zur Verfügung stehenden 39 Prozent abzukaufen. Genauso würde sich der Trainer, der mit seiner Mannschaft am Limit arbeitet, über Transfergeschenke im Winter freuen. Auch diese zwei Modelle sind Möglichkeiten, den Löwen zu helfen. Oder geht’s am Ende doch nur um Macht und Moneten?