VON OLIVER GRISS

Natürlich ist es erfreulich, dass die Stadt München nicht nur dem FC Bayern schöne Augen macht, sondern auch mal den in den letzten Jahrzehnten stiefmütterlich behandelten TSV 1860 helfend zur Seite springt. OB Dieter Reiter hat den Löwen in einer etwas undurchsichtigen Presseerklärung versprochen, dass die Westkurve ausgebaut wird und ebenso verschiedene Blöcke geöffnet werden, um dann aber zu verraten: Ätschebätsch, 15.000 Fans - und zwar erst ab Sommer 2018 - ist die Obergrenze im Grünwalder Stadion.

Zur Erinnerung: Wenn fast alle Blöcke in der Westkurve tatsächlich geöffnet werden würden, hätte die Kultstätte ein Fassungsvermögen von rund 20.000 Besuchern - so wie 2005, als der damalige Zweitligist TSV 1860 vor dem Einzug in die Allianz Arena für ein Jahr provisorisch auf Giesings Höhen spielte.

Von einem “Ausbau” kann also nicht wirklich die Rede sein - eher von einer Beruhigungspille aus dem Rathaus für die geplagte Löwen-Seele. Zielfördernd ist Reiters Botschaft in der ewigen Stadionfrage nicht, denn die geplanten 2500 Zuschauer mehr werden die Vereinskasse des TSV 1860 auch nicht entscheidend entlasten. Im bezahlten Fußball verdient man heutzutage nicht über den Erlös der Eintrittskarten, sondern über die Gelder aus dem TV-Topf sowie die Sponsorenverträge. Und Logen und VIP-Bereich - nein, das kann 1860 beides nicht anbieten, sieht man mal von der rustikalen Alm-Hütte auf dem Trainingsgelände ab.

Gerade deswegen sollte 1860 hartnäckig bleiben und mit OB Reiter über einen reellen Umbau, Ausbau oder Neubau am Candidberg reden und nicht über “Schönheitskorrekturen” im Grünwalder. Sollte Reiter ablehnen, benötigt 1860 ein Grundstück für einen Neubau. Die Löwen brauchen endlich ein langfristiges Zukunftskonzept - und keine nervenden Stadion-Träumereien.