VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTOS)

Mit 67 Prozent haben die dieblaue24-Leser Daniel Bierofka vor Markus Fauser (11 Prozent) und Hasan Ismaik (9 Prozent) zum Löwen-Gesicht des Sommers 2017 gewählt. Der Löwen-Trainer hat mit seiner Mannschaft nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga Bayern dafür gesorgt, dass die teilweise nervenden Nebengeräusche im Verein deutlich weniger wurden. Das dieblaue24-Interview mit Bierofka:

dieblaue24: Herr Bierofka, das Vorgeplänkel in der Liga ist vorbei. Jetz geht’s endlich ans Eingemachte: Mit Schweinfurt wartet im ausverkauften Grünwalder Stadion (Samstag, 14 Uhr, dieblaue24-Liveticker) nun der erste große Prüfstein. Froh, dass es endlich richtig los geht, auch um zu wissen, wo man eigentlich steht?

DANIEL BIEROFKA: Ich sehe das anders: Nach 12 Spieltagen hat die Tabelle für mich schon eine gewisse Aussagekraft, man sieht ja auch, dass die anderen Teams gegen die sogenannten kleinere Mannschaften Punkte liegen lassen. Ich glaube, am Ende wird der oben stehen, der am wenigsten Punkte gegen die unteren Teams verschenkt. Schweinfurt - das wird ein Spitzenspiel. Darauf freue ich mich, das ist ein anderes Prickeln als sonst. Auch der Rahmen ist gut: Das Stadion ist ausverkauft, es ist noch Wiesn - ich glaube, auch unsere Fans freuen sich richtig auf dieses Spiel. Wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen - das ist klar. Wir wollen Schweinfurt zeigen, dass wir zurecht Erster sind. Und Schweinfurt will uns beweisen, dass sie uns schlagen können. Ich rechne mit einem Spiel mit offenem Visier.

Zuletzt hat Schweinfurts Trainer Gerd Klaus gesagt, dass man sich vom TSV 1860 und dem Titelkampf verabschieden müsse. Beeindruckt Sie diese Aussage?

Ich mag Gerd Klaus, wir haben ein fast freundschaftliches Verhältnis - aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er dies ernst gemeint hat.

Was ist Schweinfurt für ein Gegner?

Ich kenne Schweinfurt sehr gut, das ist eine richtig gute, ausgebuffte Mannschaft. Sie hat einen guten Altersdurchschnitt und Spieler drin, die schon höherklassig gespielt haben. Sie wissen, wie man entscheidende Spiele gewinnt. Im letzten Jahr haben sie auch den Toto-Pokal gewonnen. Schweinfurt spielt teilweise sehr robust und auch sehr hart - das sieht man auch in der Fairplay-Tabelle: Da sind sie Letzter! Das wird mit Sicherheit kein angenehmes Spiel für uns. Ich muss meine Spieler darauf aber nicht extra impfen, weil wir das ja aus den vorigen Spielen kennen (lacht). Ich will, dass meine Mannschaft auch gegen Schweinfurt fair spielt, weil mir bringt es nichts, wenn wir nachher zehn Gelbe Karten haben. Dank unseres Videoanalysten Franz Hübl sind wir top auf Schweinfurt vorbereitet.

Videoanalyse in der Regionalliga - ein weiterer Vorteil im Aufstiegskampf?

Ich bin sehr froh, dass ich mit Hübl so einen fleißigen, jungen Mann an der Seite habe. Er gibt mir immer viele wichtige Infos. Mein Vorteil ist, dass er einen großen Erfahrungsschatz hat, weil er auch schon zu Zweitliga-Zeiten die Analysen gemacht hat. Ich bin aber auch froh, dass ich ihn auf dem Platz habe. Er ist ein junger Kerl, der innovative Ansichten und ein breites Wissen hat. Man kann auf hohem Niveau mit ihm diskutieren.

Beim 3:0-Sieg gegen Unterföhring haben Sie gesehen, dass aufgrund der vielen Ausfälle auch der zweite Anzug von 1860 passt.

Ich sehe bei mir keinen ersten oder zweiten Anzug - ich bilde die Spieler so aus, dass alle ein möglichst gleichmäßiges Niveau haben und wenn Ausfälle da sind, wir diese auch kompensieren können. Ich glaube, das haben wir bis jetzt ganz gut geschafft, denn so einfach war das auch nicht gegen Unterföhring. Das ist ein Gegner der tief steht. Der FC Bayern beschwert sich dauernd darüber, aber wir sind damit auch konfrontiert und haben Lösungen gefunden, aber wir beschweren uns nicht darüber. Wir machen Fortschritte - und die wollen wir auch am Samstag zeigen.

Drittliga-Aufstieg? Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass wir die Lizenz auch bekommen würden.

Wenn 1860 gegen Schweinfurt gewinnt, würde der Vorsprung dann auf acht Punkte anwachsen. Muss man sich dann intensiv mit der Relegation und dem Lizenz-Antrag für die Dritte Liga befassen?

Die Lizenz muss man so oder so beantragen - das macht dann Markus Fauser. Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass wir die Lizenz auch bekommen würden. Ich denke schon, dass alle im Verein dann das selbe Ziel haben. Auch wenn wir gewinnen sollten, ich denke weiter von Woche zu Woche. Wir alle wissen, wie schnell es im Fußball gehen kann. Du verlierst zweimal und dann hättest du möglicherweise nur noch zwei Punkte Vorsprung. Ich kann Euch gleich sagen: Ich rechne damit, dass es bis zum letzten Spieltag geht und wir uns nicht absetzen können. Wir müssen auch auf Augsburg aufpassen: Die Qualität dazu haben sie.

Ich schätze die Regionalliga Bayern genauso stark wie die anderen ein - mindestens!

Verfolgen Sie eigentlich auch die anderen Regionalligen in Deutschland? Im Nordosten hat Energie Cottbus bislang alle acht Spiele gewonnen.

Ich kann die Ligen nicht vergleichen, was ich aber weiß: Die Südwest ist eine gute Liga, aber man muss auch sehen, dass die letzten drei Jahre mit Würzburg, Regensburg und Haching immer der bayerische Verein aufgestiegen ist. Das spricht für die Qualität der Regionalliga Bayern, auch wenn die immer ein wenig belächelt wird. Ich schätze unsere Liga genauso stark wie die anderen ein - mindestens.

Positiv ist auch, dass Timo Gebhart nach seinem Muskelbündelriss wieder am Comeback arbeitet und schon in wenigen Wochen wieder zur Verfügung stehen könnte.

Bei Timo sieht’s momentan gut aus. Er ist schmerzfrei. Am Freitag machen wir ein Kontroll-MRT, um zu sehen, dass die Sehne verheilt ist. Dann könnte es sehr schnell gehen. Bei Timo dürfen wir nicht den Fehler machen, auch nur ein bisschen zu überpacen. Er ist einfach zu wichtig und die Saison dauert lange. Ich will nicht, dass wir bei ihm einen Rückschlag kriegen.