VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Auch eine Woche nach dem Zwangsabstieg können es viele Fans immer noch nicht glauben: Warum musste der TSV 1860 den bitteren Gang in die Regionalliga Bayern überhaupt antreten? Es gibt unterschiedliche Sichtweisen: Die Investorenseite um Hasan Ismaik wirft dem Verein vor, überhaupt kein Interesse an einer Rettung gehabt zu haben - die Vereinsseite behauptet dagegen, Ismaik habe die Löwen absichtlich abstürzen lassen, um die komplette Macht an der Grünwalder Straße zu übernehmen.

Der “Süddeutschen Zeitung” liegen nun offenbar die letzten Mails zwischen Investorenseite und dem e.V. vor dem schwarzen Freitag (2. Juni) vor. Diese Kommunikation bringt etwas mehr Licht ins Dunkel, wenn es um die Frage geht, wer denn nun daran Schuld trägt, dass Ismaik seine an sechs Forderungen geknüpfte Millionen-Zahlung für die Lizenz zur Dritten Liga nicht leistete.

Laut dem “SZ”-Bericht schrieb Vizepräsident Heinz Schmidt in der Nacht auf Freitag um 2.22 Uhr eine Mail an Yahya Ismaik sowie an Andrew Livingston, der für Ismaiks Firma Marya arbeitet. Diese Firma hätte über eine Zahlung für die Drittliga-Lizenz, vorbehaltlich einer nachgeordneten Prüfung durch den DFB, den TSV 1860 vor dem Absturz in den Amateur-Fußball retten können.

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Vizepräsident Schmidt war in der Mail offenbar zu klaren Zugeständnissen an den Investor bereit gewesen. Dieser hatte eine Verlegung von Kompetenzen aus dem paritätisch gesetzten Beirat in den von ihm selbst dominierten Aufsichtsrat gefordert. Dazu gab Schmidt laut SZ eine verbindliche Zusage von Präsidium und Verwaltungsrat - vorbehaltlich der Änderungen, die die DFL gefordert hat.

Erst am Freitag um 11.12 Uhr schrieb Ismaiks Firma HAM International wieder zurück: “Wir sind immer noch bereit, 1860 zu unterstützen, auch in der 4. Liga oder in welcher Liga auch immer der Verein in der nächsten Saison spielen wird. Das ist sicherlich nicht das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben aber wir müssen nun auch alternative Szenarien besprechen.”

Schmidt soll noch einmal zurückgeschrieben haben, HAM antwortete um 13.57 Uhr, also 93 Minuten vor der Deadline. Die Antwort aus Abu Dhabi: Der Verein soll bis zum 30. Juni die Markenrechte, die Ismaik 2011 erworben hatte und die ihm 2013 ohne seines Wissens u.a. mit der Unterschrift des seinerzeit nicht berechtigten Ex-Präsidenten Hep Monatzeder angeblich wieder entwendet wurden, an die KGaA zurückführen.

Nach dieblaue24-Informationen lag Ismaiks Forderungskatalog dem Verein mehr oder weniger seit Februar vor.