VON OLIVER GRISS

Natürlich kann man sich im 1860-Lager über die späte Bielefelder 2:3-Pleite gegen Spitzenreiter VfB Stuttgart freuen - weil die Löwen damit ihr Punktepolster trotz des farblosen 1:1 gegen Sandhausen auf den Tabellenvorletzten auf drei Zähler ausgebaut haben. Doch wer die an sich limitierten Bielefelder am Ostermontag in diesem irren Zweitligaduell auf der Alm genau beobachtet hat, wird schnell erkannt haben, dass die Ostwestfalen dem TSV 1860 zumindest eines voraus haben: Identifikation mit dem eigenen Klub, Herzblut und Kampf bis zur völligen Selbstaufgabe.

Und genau das macht die Situation für die Löwen von 2017 so gefährlich: Natürlich spielt der TSV 1860 eine bessere Rückrunde als Hinserie, was aber bei den Winter-Investitionen in Trainer und Personal keine große Überraschung ist. Doch während in den Jahren zuvor wenigstens die Einstellung zum Saison-Endspurt stimmte, versuchen die Pereira-Löwen fast nur alles spielerisch zu lösen. Das angekündigte hohe Pressing ist längst nicht mehr zu erkennen. Ein gefährlicher Weg.

Dabei wissen wir alle: Im Unterhaus, der stärksten Zweiten Liga der Welt, werden bei den abstiegsbedrohten Teams spätestens JETZT die Ärmel hochgekrempelt. Die hochbezahlten Löwen müssen dringend ihre Mentalität überdenken, sonst könnte ausgerechnet in dem Jahr, in dem sich Verein und Investor Hasan Ismaik endlich gefunden haben, das Worst-Case-Szenario eintreten und die Spielzeit sogar im unglücklichsten Fall mit dem direkten Abstieg enden.

Doch wer gibt hierfür die Initialzündung? In der Mannschaft, in der es in dieser Saison bislang gefühlte zehn Kapitäne gab und ein Dutzend Verträge auslaufen, hat sich bis auf Abdoulaye Ba und Kai Bülow kein zumindest sichtbarer Leader hervorgetan. Es ist jetzt die oberste Aufgabe von Trainer Vitor Pereira, weniger auf die Vielzahl der geheimen Trainingseinheiten an der Grünwalder Straße zu achten, sondern seine Löwen für die restlichen Aufgaben gegen Lautern, Braunschweig, Dresden, Bochum und Heidenheim endlich zum Kämpfen zu motivieren. Wer diesen durchaus anstrengenden Weg nicht mitgehen will, sollte sich am besten noch heute bei Pereira für den Abstiegskampf abmelden!

Wie seht ihr die Lage des TSV? Diskutiert mit!