VON OLIVER GRISS

Der TSV 1860 und die schwere Suche nach kompetenten und verantwortungsbewussten Verwaltungsräten. Noch bis Montag kann man theoretisch Mitglieder als Kandidaten für das Kontrollgremium des Vereins vorschlagen, die sich dann am 2. Juli auf der Mitgliederversammlung zur Wahl stellen müssen. Was vielleicht für den ein oder anderen eine eher untergeordenete Priorität haben mag, ist für den Traditionsklub aus München-Giesing von entscheidender Bedeutung.

Um die Zukunft des TSV 1860 auf lange Sicht zu untermauern, bedarf es in diesem nicht unwichtigen Gremium drei kluge und selbstbewusste Köpfe mit einem ausgezeichneten Netzwerk und der jeweils entsprechenden Vita. Der Verein hat es verdient, Profis auf allen Ebenen zu haben.

Die Löwen brauchen auf dieser Ebene keine Hobby-Funktionäre mit Hang zur Selbstverliebtheit, genauso wenig Fans, Profiteure oder Gschaftlhuber, sondern unverbrauchte Entscheider, die gemeinsam mit Haupt-Gesellschafter Hasan Ismaik ein Interesse daran haben, den Verein samt Fußballfirma auf professionelle Beine zu stellen. Jeder, der diese Qualität nicht besitzt, sollte in sich gehen und nachdenken, ob er mit seiner Kandidatur dem Verein überhaupt helfen kann oder damit eher schadet.

Was die jahrelangen Fehlentscheidungen auf Funktionärsebene ausgelöst haben, ist bekannt: Misswirtschaft ohne Ende. Erst die Fast-Insolvenz 2011, später dann die irrwitzige Blockade gegen Retter Ismaik. Präsident Peter Cassalette war es, der die Irrfahrt des Klubs stoppte und den Milliardär aus Abu Dhabi im Winter 2015 trotz Widerstand aus den eigenen Reihen wieder zurück ins Boot holte. Eine Entscheidung, die Cassalette wohl bis heute nicht bereut hat. Schließlich hat Ismaik ihn anschließend nicht enttäuscht, sondern mit einigen wichtigen Personal-Entscheidungen (Ian Ayre und Vitor Pereira) und der offensiven Haltung in der Grundstück-Suche für das neue Stadion dafür gesorgt, dass das Herz von Münchens großer Liebe trotz aller Beleidsbekundungen wieder richtig bumbert…