VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Der Rudi ist einer der ganz alten Kiebitze an der Grünwalder Straße. Der 76-Jährige hat viele Trainer Kommen und Gehen gesehen bei den Löwen, aber selten war er so überzeugt von einem Übungsleiter wie von Vitor Pereira. “Er kommt für mich gleich nach Max Merkel. Pereira hat einfach das gewisse Etwas”, sagt der rüstige Münchner, der in den letzten Jahren bei seinen Analysen immer wieder bewiesen hat, dass er ein sehr feines Näschen für den TSV 1860 hat.

Tatsächlich ist Pereira ein ganz besonderes “Exemplar”: Zwar kann man seine Trainingseinheiten nur selten live verfolgen, weil der 48-jährige Portugiese es bevorzugt, hinter Planen zu trainieren, dennoch ist der Rudi vom neuen Löwen-Dompteur absolut überzeugt: “Bei Kosta Runjaic hat man relativ schnell gesehen, dass nichts dahinter war. Die Mannschaft hatte kein System, keine Fitness und kein Gesicht. Das ist jetzt anders. Pereira imponiert mir, weil er alles anders macht. Und es ist auch klar, dass es immer wieder Rückschläge gibt.” Wie beim 0:2 bei Union Berlin.

Während Pereira auswärts noch ohne Punktgewinn ist, ist seine Heimbilanz excellent: Aus drei Spielen in der Allianz Arena holte er im Jahr 2017 das Punktemaximum von neun Zählern, darunter auch das glanzvolle 2:0 im Derby gegen den 1. FC Nürnberg. Jetzt soll auch der FC St. Pauli (Samstag, 13 Uhr, dieblaue24-Liveticker) an der neuen Heimstärke der Blauen abblitzen.

Pereira geht konsequent seinen Weg beim TSV 1860: Der Portugiese hat in den letzten zwei Monaten schon sehr viel verändert: Nicht nur das Funktionsteam inklusive Arzt komplett ausgetauscht und auch eine eigene “Löwen-Kantine” beim benachbarten Italiener “Campo d’Oro” eröffnet, in der Ba, Boenisch & Co. zweimal täglich essen, sondern Pereira lässt sich auch nicht von der Münchner Presse verbiegen. Während seine Vorgänger fast täglich mit den Medien sprachen, macht sich Pereira äußerst rar. Nur dem “Kicker” hat er bislang ein Exklusiv-Interview gestattet. Ihm ist wichtiger mit seinen Spielern zu reden als mit der Presse. Pereira ist der erste Trainer, der die volle Rückendeckung von Investor Hasan Ismaik genießt.

Pereiras Weg ist vorgezeichnet: Zwar befindet er sich mit dem TSV momentan im Abstiegskampf in Liga zwei, dennoch will er mit den Löwen hoch hinaus. Für 2018 ist der Aufstieg geplant. Darum hat Pereira auch in der vergangenen Woche ein lukratives Millionen-Angebot des Englischen Meisters Leicester City abgesagt. “Vitor ist ein toller Trainer und Glücksgriff für 1860. Wir sind sehr stolz, dass er bei uns arbeitet”, erklärte Präsident Peter Cassalette gegenüber dieblaue24: “Ich hoffe, dass es ihn nicht abschreckt, dass die Arbeit bei 1860 vielleicht etwas komplizierter als bei anderen Vereinen ist.”

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