VON OLIVER GRISS

Kurz nachdem feststand, dass Helmut Pestinger von seinem bisherigen Stellvertreter Roman Beer als Fußball-Abteilungsleiter abgelöst wurde, trat Pestinger im Zunfthaus-Saal ans Mikrofon, um sich zu verabschieden. Genau in diesem Moment stand der neunköpfige Verwaltungsrat um Karl-Christian Bay auf und verließ geschlossen den Saal. “Die Höfflichkeit gebietet, dass auch der Verwaltungsrat bis zum Schluss da bleibt”, wetterte Pestinger und schüttelte dabei fassungslos den Kopf.

Wahrscheinlich hätte seine Reaktion anders ausgesehen, hätte er die Wahl nicht verloren. So aber bereitete sich Pestinger selbst einen unschönen Abschied beim TSV 1860. Überhaupt war seine zweijährige Periode als Fußball-Abteilungsleiter geprägt von vielen Kommunikationsschwierigkeiten - vor allem mit 1860-Geschäftsführer Markus Rejek, den Pestinger am Sonntag mehrmals scharf kritisierte. Was Verwaltungsrat-Boss Bay alles andere als gefiel. “Ehrlich gesagt, darf das nicht unser Bild nach außen sein. Das ist das Gegenteil, von dem was ich erreichen wollte”, ärgerte sich der Wirtschaftsprüfer aus Lindau über Aussagen Pestingers: “Die Beteiligten und Verantwortlichen müssen mehr aufeinander zugehen. Wir müssen schauen, dass der Eindruck, der auch bei mir heute angekommen ist, nicht Realität wird.”

Beer, der bislang Pestingers Vize war, rückt nun mangels Konkurrenz auf den Chefsessel der Fußballer. Von nur 94 (!) anwesenden Mitgliedern stimmten 70 für Beer. Damit ist der 35-jährige Architekt, der auch die fragwürdige Vereinssatzung mitgestrickt hat,  nun Abteilungsleiter in der mit 16.016 Mitgliedern größten Sparte im TSV. Der Architekt, der keine Fußball-Vergangenheit hat, sondern sich dem Grünwalder Stadion verschrien und immer für einen Arena-Auszug stark gemacht hat, liegt vor allem die Tradition des Klubs am Herzen. Und: Die Kreisklassen-Mannschaft des TSV. Regelmäßig zeigt sich Beer, jahrelang Vorstand der Freunde des “Sechzger Stadions”, als Platzsprecher oder Ordner in gelber Warnweste. Auch gestern - beim 1:0-Sieg über den SV Turnerbund.