VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Das 1:2 gegen Swansea City deckt die Defizite beim TSV 1860 schonungslos auf - Trainer Fröhling glaubt an Okotie & Hain 

Am Sonntag legte Torsten Fröhling nach dem Training mit den Reservisten noch eine ganz besondere Zusatzschicht ein: Der Löwen-Trainer musste Töchterchen Emily auf dem Einserplatz direkt vor dem Stüberl bespassen. Das Ergebnis: Fröhling kam ganz schön aus der Puste und die kleine Emily gab beim Ballspiel mit dem Papa gar keine schlechte Figur ab…

Weit weniger zufrieden ist Fröhling mit dem Auftritt seiner Mannschaft beim 1:2 gegen Premier League-Klub Swansea City AFC. Das lag nicht am Ergebnis, sondern vielmehr an der fehlenden Willenskraft. Und so gab der Trainer nach dem Abpfiff auch zu, dass die Leistung der Spieler seine Wunschformation für den Liga-Start in Heidenheim (Sonntag, 15.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) wieder gesprengt hätte. Auf die Frage, ob er seine Start-Elf denn im Kopf habe, sagte er trocken: “Jetzt nicht mehr. Swansea hat uns ein bisschen die Grenzen aufgezeigt. Wir haben mit zu wenig Mut gespielt. Um in Heidenheim einen vernünftigen Start hinzulegen, müssen wir anders auftreten. Wir können auf alle Fälle mehr.” Er lachte nach seinen Ausführungen süß-säuerlich. Die blaue Baustelle aus Giesing: Neue Saison, alte Probleme?

die Konzentration: Wieder kassierte der TSV 1860 - wie schon in den letzten Tests und - ein schnelles Gegentor gegen die Briten. Nachdem die Löwen die Gefahrenzone nicht auflösen konnten, hämmerte Jack Cork den Ball aus 13 Metern zum 0:1 (7.) in die Maschen. Fröhling: “Das war schon wieder ein doofes Gegentor am Anfang.” Am Aufwärmen vor dem Spiel könne das nicht liegen, meinte der Trainer.

Spiel mit und ohne Ball: Mangelhaft. Kaum einer will beim TSV 1860 den Ball. Wichtige Dreiecke werden auf dem Spielfeld nicht gebildet. Was in den Tests gegen Basel (2:1) und FK Ufa (2:1) noch recht gut ausgesehen hat, ist schon wieder verflogen. Fröhling sauer: “Wie will man nach vorne spielen, wenn man so viele Fehlpässe spielt? Es ist egal, wie der Gegner heißt. Ich muss verlangen können, dass ich auch mal Ruhe ins Spiel bekomme, dass ich Pässe über fünf bis zehn Meter spielen kann. Wir wissen, dass wir das können, aber wir müssen das auch in so einem Spiel gegen Swansea umsetzen.”

die fehlende Stammelf: Es hat sich während der fünfwöchigen Vorbereitung keine klare Stammelf herauskristallisiert. Ein schlechtes Zeichen. Während im Tor alles klar ist und Vitus Eicher den Zweikampf mit Stefan Ortega für sich entschied, gibt es ansonsten viele Fragezeichen. Wer verteidigt auf der rechten Außenbahn: Daylon Claasen oder der junge Vladimir Kovac? Aus welchen Spielern setzt sich das Mittelfeld, das Löwen-Herz, zusammen? Das ist Fröhlings größte Herausforderung: Dominik Stahl macht nicht den Eindruck, dass er schon wieder aufgrund seiner Verletzungsgeschichte schon wieder der alte Stabilisator ist. Gary Kagelmacher musste gegen die Waliser immer wieder aushelfen - und auf den Außenbahnen war größtenteils Funkstille: Weder Valdet Rama (links) noch Krisztian Simon (rechts) sorgten für die nötigen Impulse. Auch im Angriff hapert es am Durchsetzungsvermögen: Stephan Hain und Rubin Okotie sind von ihrer Bestform weit entfernt. Fröhling: “Rubin kommt da wieder hin. Davon gehe ich fest aus - und Hain hat die Vorbereitung durchgehalten. Das sind gute Signale für mich. Wir haben zwei gute Stürmer.”

Transferflaute: Löwen-Leader Gary Kagelmacher hatte vor ein paar Wochen angeregt, dass der TSV 1860 “drei bis vier Männer brauche”, um nicht wieder in den Abstiegskampf der Zweiten Liga zu geraten. Passiert ist seitdem wenig: Sportchef Gerhard Poschner hat mit Milos Degenek (21, ein guter Transfer) und Romuald Lacazette (21, Perspektive) zwar zwei hoffnungsvolle Talente verpflichtet - und mit dem Ex-Lepiziger Rodnei einen derzeit noch unfitten Abwehrbaum unter Vertrag genommen, aber zur schnellen sportlichen Genesung trägt das definitiv nicht bei. Stand jetzt, ist die Löwen-Mannschaft auf dem selben Niveau wie im Vorjahr, als Platz 16 erreicht und erst in der 91. Minute der Klassenerhalt beim irren Relegationskrimi gegen Holstein (2:1) geschafft wurde. Fröhling zu möglichen Neuzugängen: “Man denkt ja immer, dass bald was kommt. Aber ich will nix versprechen. Denn wenn das nicht klappt, sieht es auch nicht gut aus.” Poschner muss liefern, um Sechzig zu helfen.

dieblaue24 meint: Gutes Mannschaftsklima hin oder her - verstärkt sich der TSV 1860 nicht noch auf mindestens drei Positionen, droht eine Zitter-Saison wie im Vorjahr.

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