VON OLIVER GRISS

Am Dienstagnachmittag besuchte ein eher seltener Gast das 1860-Trainingsgelände: Wolfgang Sidka. Der heute 60-Jährige erlebte mit den Löwen 1982 trotz Platz vier in der Zweiten Liga den Lizenzentzug und wurde daraufhin mit Rudi Völker im Paket zum SV Werder Bremen verkauft. Zur Rettung trug der Millionen-Erlös nicht mehr bei. Zuletzt arbeitete Sidka als Nationaltrainer im Irak - und möglicherweise wollte sich der ehemalige Bundesliga-Profi (333 Spiele, 44 Treffer) gestern beim TSV 1860 ein wenig weiterbilden und den neuen Trainer Torsten Fröhling mal genauer unter die Lupe nehmen.

Doch weil 1860 das Nachmittagstraining kurzfristig in die Sportschule Oberhaching verlegte, war Sidka fast umsonst an die Grünwalder Straße gekommen. Dabei hätte Sidka seine wahre Freude daran gehabt, wäre er ein paar Stunden vorher Zaungast beim Training der Profis gewesen. Die Kiebitze, die am Vormittag an der Bande am Einserplatz standen, erlebten einen engagierten und kurzzeitig auch fauchenden Trainer: Als das Kreisspiel (u.a. mit Christopher Schindler, Dominik Stahl) viel zu statisch und so gar nicht nach dem Geschmack des ehemaligen U21-Trainers verlief, polterte Fröhling im Stile von Kult-Trainer Werner Lorant mit hochroter Birne los: ”Das ist doch leblos was ihr macht. Das ist Alibi! Wenn das so weitergeht, dann steht ihr morgen noch hier. Dann machen wir das, bis ihr kotzt. Ich will Krieger sehen!”

Der wilde Fröhling haut sofort dazwischen. Er ist so erfrischend anders als sein Vorgänger Markus von Ahlen. Mal Kumpeltyp, mal Wüterich. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich: Er hat ein gutes Näschen für 1860.

Fröhling will nach dem äußerst glücklichen 2:1-Sieg gegen St. Pauli vor allem eines vermeiden: Dass die alte Bequemlichkeit wieder Einzug an der Grünwalder Straße hält, schließlich weiß Fröhling ganz genau: Noch ist es ein weiter Weg bis zum Klassenerhalt in der Zweiten Liga.

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