Die Toten der 1860-Familie 2025: Lorant - der Herzschlag der Löwen hört für immer auf
- VON OLIVER GRISS , IMAGO UND GETTY (FOTO)
- 30.12.2025 08:35
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Kult für immer: Werner Lorant.
VON OLIVER GRISS , IMAGO UND GETTY (FOTO)
Beppo Hofeditz
Der Pfälzer verstarb am 20. Februar 2025 im Alter von 71 Jahren an einem Krebsleiden. Er spielte insgesamt drei Jahre für Blau. An manche Fußballer erinnert man sich wegen seiner Tore oder Mähne, bei Beppo, der eigentlich Erhard heißt, war das anders: Eine Ohrfeige machte ihn noch bekannter. Am 12. November 1977 trafen die Blauen auf die Roten. Es war das erste Münchner Stadtderby seit acht Jahren. Die LÖwen waren der Underdog, sie gewannen aber furios mit 3:1.Und Hofeditz holte in der Schlussphase einen Elfmeter heraus, ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge war der Übeltäter - und weil das den späteren Bayern-Boss so echauffierte, watschte er den Löwen-Stürmer. Rummenigge flog vom Platz (angeblich soll Hofeditz ihn als “rotes Schwein” betitelt haben) und Herbert Scheller verwandelte sicher zum Endstand. Hofeditz’ sportlicher Höhepunkte war aber ein Hattrick am 7. Januar 1978 beim 3:1-Sieg in Dortmund. Am Ende der Saison stiegen die Löwen trotzdem wieder aus der Bundesliga ab.

Werner Lorant
Er war in 9,5 Jahren mehr als ein Trainer bei 1860. Mehr als eine Figur der Bundesliga. Lorant war der Herzschlag der Löwen. Mit ihm wurde der TSV 1860 München wieder groß, wild, unbequem – und gefürchtet. Er gab Sechzig Haltung, Stolz und eine Identität, die bis heute nachwirkt. Lorant formte aus Zweiflern Kämpfer, aus Spielern eine Einheit – und aus Giesing eine Festung.
Seine Art war kantig, kompromisslos, manchmal gnadenlos ehrlich. Aber genau das liebten die Löwen-Fans. Lorant redete nicht drum herum, er ging vorneweg. Immer. Für ihn zählte nur eines: Sechzig. Der Mann, der den FC Bayern herausforderte, der Europa nach Giesing brachte, der sagte, was andere sich nicht trauten – ist am 20. April 2025 für immer gegangen. Doch was bleibt, ist größer als Titel und Tabellenplätze: Eine Ära. Ein Gefühl. Ein Herzschlag. Lorant, der Menschen, die er mochte, immer nur “Urlauber” oder “Amateur” nannte, hat den TSV 1860 geprägt wie kaum ein anderer. Er führte den Klub von den Niederungen der Bayernliga bis in den Europacup - inklusive zweier Derby-Siege in der Saison 1999/2000. Eine Leistung, die möglicherweise unerreicht bleiben wird. Lorant ist in Welver begraben. Die Ultras des TSV haben Lorants Grabstein finanziert.
Walter Kraus
Der frühere Abteilungsleiter starb am 8. August 2025 im Alter von 91 Jahren. In seine Zeit fiel die Rückholaktion von Meistertrainer Max Merkel, die Weltmeisterschaft 1974 in München sowie die Verpflichtung von Aufstiegstrainer Heinz Lucas. Kraus fädelte auch den Transfer des WM-Stars der Nationalelf Haitis, Henri Francillon, ein. Dieser Coup bescherte den Löwen mitten in der heißen Phase der WM Schlagzeilen.

Kurt Sieber
Der Metzger war nicht nur Festwirt auf dem Oktoberfest (“Rüber zum Sieber”), sondern als Vize-Präsident auch Wegbegleiter von Karl-Heinz Wildmoser in den erfolgreichen 90er Jahren. Als der Großgastronom aufgrund des Arena-Skandals 2004 abtreten musste, hörte auch Sieber nach 12 Jahren auf. Er starb am 29. Oktober 2025 im Alter von 83 Jahren in Deggendorf.

Sebastian Hertner
Der ehemalige Linksverteidiger des TSV 1860 (2013 bis 2015) starb erst vor einigen Tagen im Alter von 34 Jahren - und das auf tragische Weise: Bei einem Sessellift-Unglück in Montenegro ist der Ex-Löwe ums Leben gekommen, als er 70 Meter in die Tiefe stürzte.







