VON OLIVER GRISS UND GETTY (FOTO)

Es gibt nicht wenige ehemalige Profifußballer, die mit dem Leben nach der Karriere fremdeln. Manche versuchen sich als Trainer, TV-Experten oder Spielerberater. Ex-Löwe Nemanja Vucicevic, einer der besten Techniker an der Grünwalder Straße 114 in den vergangenen 20 Jahren, hat hingegen einen ganz anderen Weg eingeschlagen: Der Serbe verkauft heute Luxus-Immobilien in Miami.

Schon zu aktiven Zeiten interessierte sich Vucicevic nicht für schnelle Autos, teure Kleidung oder die Playstation, sondern für Vermögensplanung. „Das kommt mir jetzt zugute“, erklärt er im Gespräch mit db24. „Immobilien waren immer ein großer Teil meines Lebens. Ich bin Immobilienmakler, Investor und seit rund 25 Jahren im Investmentgeschäft tätig. Damit habe ich meine Familie und mich früh abgesichert. Es war der richtige Schritt, auf diese Karte zu setzen.“

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Richtig Fahrt nahm seine Vision allerdings erst nach dem Umzug nach Miami auf. Inzwischen ist der frühere Edeltechniker so weit, dass er expandieren will: Geplant ist eine Plattform, die aktiven und ehemaligen Sportlern helfen soll, kluge Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen. „Ich glaube, dass ich vielen Sportlern helfen kann, ihr Portfolio aufzubauen und ihre Zukunft abzusichern“, sagt Vucicevic.

Ein Partner dabei ist die Motel-One-Group aus Deutschland mit mehr als 150 Hotels. Gemeinsam mit der Marke „The Cloud One“ möchte Vucicevic Ende März auch nach München kommen und ein Event organisieren – mit ehemaligen Spielern des TSV 1860 und des FC Bayern. Mit früheren Löwen wie Benny Lauth, Harald Cerny oder Miki Stevic steht er bereits in Kontakt.

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Sportlich lässt ihn sein Ex-Verein bis heute nicht los. „Ich verfolge fast jedes Spiel“, sagt Vucicevic. „Mit den Siegen gegen Duisburg, Cottbus oder zuletzt in Ingolstadt hat 1860 gezeigt, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Für mich sind die Löwen aktuell die beste Mannschaft der Dritten Liga.“

Für das Jahresfinale gegen den SC Verl (Samstag, 16.30 Uhr, db24-Ticker) ist sein Tipp eindeutig: „Ich gehe davon aus, dass 1860 mit 3:0 gewinnt. Es ist ein extrem wichtiges Spiel im Aufstiegskampf. Mit einem Sieg haben die Löwen eine hervorragende Ausgangsposition für die Rückrunde.“

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Eine gute Ausgangslage hatte der TSV 1860 eigentlich auch am 4. November 2005: Die Löwen gewannen das Zweitliga-Derby in Burghausen mit 2:0 und wären unter Trainer Reiner Maurer Zweiter gewesen. Doch weil Vucicevic in der 74. Minute eingewechselt worden war und anschließend positiv auf die damals verbotene Substanz Finasterid getestet wurde, wurde das Ergebnis annulliert. Vucicevic wurde für sechs Monate gesperrt, wenig später wurde Maurer durch Walter Schachner ersetzt – und der sportliche Absturz nahm seinen Lauf.

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Heute blickt Vucicevic differenziert auf diese Zeit zurück: „Ich denke nicht mehr oft daran. Es ist lange her. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich zu 100 Prozent ein sauberer Sportler bin. Ich habe nicht einmal Proteinpräparate genommen – geschweige denn irgendetwas anderes.“ Sein Fehler sei gewesen, den Arzt nicht darüber informiert zu haben, dass er ein Medikament gegen Haarausfall einnahm. „Es war ein Schock für mich, meine Haare zu verlieren. Ich wollte etwas dagegen tun und habe vergessen, den Arzt zu informieren. Heute steht dieses Mittel gar nicht mehr auf dem Index. Für mich war das damals eine große Ungerechtigkeit.“

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Vucicevic weiß aber auch, dass die Sperre seiner Karriere geschadet hat: „Die sechs Monate haben meinen weiteren Weg definitiv beeinflusst und den Sprung zu einem größeren Klub verhindert. Ich weiß, dass Vereine wie der FC Bayern oder Borussia Dortmund damals ein Auge auf mich geworfen hatten.“ Trotzdem ist der frühere Löwe heute mit sich im Reinen – auch, weil er in Miami leben und arbeiten darf.