Trainerwechsel, die neue Stabilität & die Breite des Kaders: Die Gründe für den Richtungswechsel
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 08.12.2025 16:23
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Der Trainerwechsel: Die Trennung von Patrick Glöckner war überfällig – auch wenn man fairerweise sagen muss, dass Glöckners letztes Spiel in Aue (0:2) von einer katastrophalen Schiedsrichter-Leistung geprägt war. Ein reguläres Volland-Tor nach einer Ecke zählte nicht, es wäre das 1:0 für 1860 gewesen. Nach Glöckner übernahm zunächst U21-Coach Alper Kayabunar als Interimstrainer. Seine Bilanz gegen Viktoria Köln (2:2) und Wiesbaden (0:1) half den Löwen aber nicht wirklich weiter. In Giesing dürfte man sich heute ärgern, dass man nicht sofort Markus Kauczinski installierte. Denn seine Bilanz ist beeindruckend: Fünf Siege aus sieben Spielen. Was Kauczinski auszeichnet: Er kommt aufgrund seiner Erfahrung in die Köpfe der Spieler – und genau dieser mentale Hebel hat die Trendwende ermöglicht. Auch, weil der von Ex-Geschäftsführer Christian Werner zusammengestellte Kader besser ist, als ihn manche gemacht haben.
Die Energiemacher: Hatten Max Reinthaler, Philipp Maier und Patrick Hobsch und Sigurd Haugen unter Glöckner noch schlechtere Karten, ist es nun dieses erfahrene Quartett, das mit Routine, Abgeklärtheit und Mentalität punktet. Reinthaler und Maier gewinnen viele wichtige Zweikämpfe und verkörpern puren Drittliga-Fußball. Hobsch wiederum hat seine Füße partout im Spiel: Er war mit seinem Tor Dosenöffner beim 2:0 gegen Saarbrücken und bereitete mit einem unwiderstehlichen Flankenlauf das 1:0 gegen Schweinfurt vor, als ein Gästeakteur kurz später ins eigene Tor klärte. Und Haugen ist sowieso ein Bringer. Er reißt unglaubliche viele Löcher, sorgt für Verwirrung beim Gegner und ist zudem mit sechs Treffern erfolgreichster Torschütze.
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Die neue Stabilität: Nach dem 0:4 in Regensburg stellte Kauczinski das System um: Die Dreierkette steht tiefer, die Außenbahnspieler Marvin Rittmüller und Clemens Lippmann agieren defensiv orientierter (ohne aber die Offensive außer Acht zu lassen). Der Lohn: Nur ein Gegentor in den letzten drei Spielen. Auch wenn Torwart Thomas Dähne beim Schweinfurter Ausgleich nicht ideal aussah, bleibt der Wahl-Salzburger eine Top-Verpflichtung.
Die aufsteigende Form von Kevin Volland: Mit jedem Spiel nähert sich der frühere Nationalspieler seiner Normalform – und davon profitieren die Löwen enorm. Beim 1:0 in Ulm leitete er das Blitztor von Sigurd Haugen mit einem Zuckerpass ein, gegen Schweinfurt zeigte er sich kämpferisch stark. Exemplarisch: Ein gewonnener Zweikampf an der Außenlinie, der Szenenapplaus auslöste. Volland wird Woche für Woche wertvoller.
Keine Scheu vor großen Namen: Was sich Glöckner nicht traute, hat Kauczinski durchgezogen: Er setzte den früheren Bundesliga-Stürmer Florian Niederlechner (35) auf die Bank – ein deutliches Signal an die Mannschaft. Die Botschaft: Jeder kann der Nächste sein. Das schärft die Sinne und befeuert den Konkurrenzkampf.
Die Breite des Kaders: Obwohl Kauczinski auf mehrere Stammkräfte verzichten muss – darunter die Fix-Starter Jesper Verlaat und Tunay Deniz – kompensiert das Team diese prominenten Ausfälle. Auch Raphael Schifferl, Morris Schröter und Kilian Jakob, die seit Monaten nicht zur Verfügung stehen, schmücken jedes Drittliga-Aufgebot. Ein klarer Hinweis: Dieser Kader hat mehr Tiefe, als viele dachten. Zum Vergleich: Unter Michael Köllner fehlte 1860 genau diese Breite. In der Etattabelle soll 1860 übrigens „nur“ zwischen Platz 9 und 11 rangieren.






