Ulms Geschäftsführer Schwarz im db24-Interview: "1860? Wir müssen extrem scharf sein!"
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 28.11.2025 22:20
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Zum 1. Dezember startet Schwarz unweit seiner Heimat offiziell seine neue Mission: den SSV Ulm 1846 wieder in die Spur zu bringen. Bis 2028 hat er unterschrieben. Das db24-Interview vor dem Duell der beiden ehemaligen Erstligisten gegen 1860 (Samstag, 14.03 Uhr):
db24: Demnächst beginnen Sie als neuer Geschäftsführer bei Zweitliga-Absteiger Ulm. Darf man Sie beglückwünschen oder bemitleiden?
STEPHAN SCHWARZ: Beglückwünschen – das ist eine spannende Aufgabe, die wir mit vollem Tatendrang angehen. Ulm ist eine echte Fußballstadt, ich kenne den Verein seit über 30 Jahren. Wir wollen einen stabilen Klub aufbauen. Die Fans haben zuletzt viel mitgemacht. Wenn wir Ruhe reinbekommen und klare Abläufe installieren, hat Ulm eine gute Zukunft. Die Region hat eine starke Wirtschaftskraft und fußballverrückte Menschen. Ich sehe viel Positives – deshalb war es eine Entscheidung aus voller Überzeugung. Der Klub passt zu meiner Mentalität. Ich habe bislang ausschließlich im Süden gearbeitet.
db24: Aktuell steht Ulm aber auf einem Abstiegsplatz. Wie viele Punkte braucht Ihr neuer Verein noch bis zur Winterpause?
Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen – auf eine konkrete Zahl lege ich mich nicht fest. Es geht darum, wieder Anschluss ans hintere Mittelfeld zu finden und Druck auf die Konkurrenz aufzubauen. In der Winterpause überlegen wir dann, wie wir den Kader sinnvoll verstärken. Wichtig ist, dass wir die Sinne schärfen: Der Klub hat zuletzt viele Trainer verschlissen. Das muss aufhören. Dieses Hin und Her bringt nichts. Wir brauchen in Ulm wieder ein stabiles Gebilde.
db24: Noch bevor Sie verpflichtet wurden, engagierte Ulm Rekordtrainer Pavel Dotchev. Waren Sie da schon involviert?
Ich war von den Gremien informiert, aber die Entscheidung wurde ohne mich getroffen – ich stand zu dem Zeitpunkt noch bei den Grasshoppers Zürich unter Vertrag. Der Verein musste handeln. Mit Pavel Dotchev hat Ulm den erfahrensten Trainer der Dritten Liga verpflichtet. Er strahlt enorme Ruhe aus und überträgt das auf die Mannschaft. Er hat klare Vorstellungen – jetzt muss sich das Team auf ihn einstellen.
db24: Ausgerechnet 1860 kommt zu Ihrem ersten Heimspiel ins Donaustadion…
Wahnsinn! Mehr Knaller geht nicht. Das wird spannend und reizvoll zugleich. Der Titel könnte lauten: „Zurück in die Vergangenheit!“ Ein Stück weit lassen dich die Löwen nicht los. Auch für mich gilt: Einmal Löwe, immer Löwe. Ich habe den Verein immer verfolgt – auch wenn mein Abschied nicht schön war. Jetzt gilt der volle Fokus aber dem SSV.
db24: Wie wollen Sie 1860 schlagen?
Ich war beim 2:0 gegen Saarbrücken im Grünwalder Stadion – die Löwen haben aus ihrer Stabilität heraus gewonnen. Das heißt für uns: Wir müssen extrem scharf sein und in Habachtstellung bleiben. Wir dürfen 1860 mit seiner Qualität nicht zur Entfaltung kommen lassen. Wir wollen ihnen unser Spiel aufzwingen.
db24: Die Löwen treten seit Jahren auf der Stelle. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Mir steht es nicht zu, Ratschläge zu geben. Mein Fokus liegt beim SSV Ulm. Aber bei 1860 ist es immer ähnlich: Man startet mit hohen Erwartungen, gewinnt zwei Spiele – und schon brennt die Euphorie. Werden diese Erwartungen dann nicht erfüllt, wird es unruhig. Das ist die Last der Traditionsvereine.
db24: Sie waren Chefscout bei 1860, später rechte Hand von Stefan Reuter. Wie war das damals?
Wir standen zur Winterpause auf einem einstelligen Tabellenplatz – und dann kam die Arena-Geschichte. Als Karl-Heinz Wildmoser zurücktreten musste, war der Verein führungslos. Er war 1860. Danach folgten zahlreiche Personalwechsel: Präsidenten, Sportdirektoren, Trainer – ständig neue Wege. Die Präsidenten machten, was sie wollten. Es gab kein gemeinsames Arbeiten mehr, nur noch Stückwerk. Schade, dass man letztlich das Vertrauen in Stefan Reuter verlor. Wir waren mit Talenten wie Lars und Sven Bender oder Timo Gebhart auf einem guten Weg – aber die Ungeduld war größer.






