Saarbrücken-Insider Rossi im db24-Interview: "Ich dachte im Sommer: 1860 ist die erste Mannschaft, die 100 Punkte erreicht"
- VON OLIVER GRISS
- 23.11.2025 07:35
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VON OLIVER GRISS
Vor diesem Spiel sprechen wir mit einem absoluten Saarbrücken-Insider: Dominique Rossi. Der 50-Jährige begleitet den Klub seit über 25 Jahren – erst für die Saarbrücker Zeitung, später als Pressechef des FCS. Seit vielen Jahren arbeitet Rossi für das Forum aus dem Ostermann-Imperium. Das db24-Interview:
db24: Das Duell 1860 gegen Saarbrücken ist auch das Duell der Enttäuschten. Seit es im Saarland scheppert, bleibt sportlicher Erfolg aus. Woran hakt es?
DOMINIQUE ROSSI: Die aktive Fanszene „Zukunft Blau-Schwarz“ hat eine Satzungsänderung durchgeboxt – und dann hat die Gruppe plötzlich gemerkt: „Oh, scheiße! Ohne Hartmut Ostermann geht es ja gar nicht!“ Und dann hat das Amtsgericht auch noch einen Formfehler in dieser Satzungsänderung entdeckt – und so war das Chaos perfekt. Ein Komplettumbruch in der Saison - das ist extrem gewagt und am Ende auch leichtsinnig. Jetzt bist du als Verein in einem Schwebezustand und quasi handlungsunfähig. Eigentlich würde man in Saarbrücken über einen Trainerwechsel diskutieren – den aber Ostermann, den sie ursprünglich nicht mehr haben wollten, bezahlen sollte…
db24: Hört sich ja fast nach Sechzig an…
(lacht): Genau diesen Gedanken hatte ich auch sofort: Das ist ja wie bei den Löwen. Auch Hasan Ismaik muss immer Kohle nachschießen, sonst wackelt das Konstrukt. Saarbrücken braucht eine Lösung, muss sich breiter aufstellen. Das sieht Ostermann genauso. Das Schlimmste wäre, wenn du im Januar keine positive Fortführungsprognose hast. Ich hoffe, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind.
db24: Wie groß ist die finanzielle Abhängigkeit von Hartmut Ostermann, dem Boss der Victor’s-Gruppe?
Sehr groß – Ostermann zahlt laut Aufsichtsrat jedes Jahr 5,6 Millionen Euro. Ohne ihn hätte man einen Etat wie der SC Verl. Am 27. November endet die Bewerbungsfrist für den Aufsichtsrat. Was Ostermann macht, entscheidet sich auf der Jahreshauptversammlung am 8. Januar. Und dann geht man in die Lizenzierung. Er ist aber einer, der den Verein aus verletzter Eitelkeit nicht im Stich lässt.
db24: Warum läuft es sportlich nicht? Der Kader des FCS gehört eigentlich zu den besten der Dritten Liga, gerade die Offensive mit Kai Brünker, Florian Pick oder Dominic Baumann…
Die Vorbereitung war schon problematisch – das hatte Alois Schwartz auch angesprochen. Dann ist die Mannschaft plötzlich in einen Flow gekommen – und mit der Niederlage gegen Verl war plötzlich der Stecker gezogen. Uns fehlen die echten Führungsspieler. Das sind alles liebe Typen, seit Patrick Sontheimer raus ist. Er ist normalerweise das Herz der Mannschaft. Und dann hast du halt auch noch die Turbulenzen im Hintergrund. Normalerweise darf das keine Ausrede sein – und trotzdem ist es ein Thema in der Mannschaft. Wenn der Fokus nicht auf dem Sport liegt, dann wird es schwer, Erfolg zu haben. Und wenn der FCS jetzt auch bei 1860 verliert, dann wird der Druck auf den Trainer noch größer.
db24: Wie schätzen Sie 1860 ein?
Als die Löwen im Sommer einen Topspieler nach dem anderen verpflichtet haben, dachte ich: Das ist die erste Mannschaft, die die 100-Punkte-Grenze erreicht – Kevin Volland, Florian Niederlechner oder Sigurd Haugen. Die Löwen sind auch gut in die Saison gestartet, die Ergebnisse haben gepasst – doch auf einmal war die Energie weg. Ich habe das Spiel in Regensburg gesehen. Da kannst du zur Halbzeit schon 0:5 hinten sein. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man sich zu sehr auf die Offensive verlassen hat…






