VON OLIVER GRISS

Angekündigt war von den Landtags-Löwen eigentlich der Besuch des neuen Geschäftsführers Manfred Paula. „Er hat abgesagt“, erklärte Grünen-Pressesprecherin Lena Motzer kurz vor Beginn des Treffens. Eigentlich schade, denn Gesprächsbedarf rund um den TSV 1860 gibt es eigentlich genug: von der schwierigen finanziellen Lage bis hin zur Frage, wie die Löwen von Platz 14 aus die Aufholjagd starten wollen.

Im Mittelpunkt des Donnerstagabends in der Pfalzstube im Bayerischen Landtag: Wie kann man sich den beispielslosen Löwen-Absturz in dieser angebrochenen Saison erklären? „In der Kabine stimmt’s - das kann ich bestätigen“, erklärte der derzeit verletzte Kapitän Jesper Verlaat, der glaubt: „Gerade in diesen schwierigen Phasen wächst die Mannschaft zusammen.“ Dass es an der mangelnden Fitness und der fehlenden Schnelligkeit liege, bestreitet Verlaat: “Fußball ist auch viel Kopfsport. Irgendwann gehen die Achterbahnfahrten auf die Birne.“

Aktuell kann der Holländer Verlaat den Löwen nicht helfen: Er ist immer noch im Aufbautraining - wann kehrt er wieder zurück? „Wenn noch vor der Winterpause klappt, würde ich mich freuen. Es gibt noch keinen genauen Zeitplan.“

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Im Sommer 2026 läuft sein Vertrag aus - gibt es schon Pläne im Verein, den im Sommer 2026 auslaufenden Vertrag mit dem Leistungsträger zu verlängern? Vize-Präsident Christian Dierl, der für Paula einsprang, wich aus: „Ich glaube, da bin ich nicht der richtige Ansprechpartner als Vize vom e.V. Es ist ja unbestritten, welche Rolle Jesper als Identifikationsfigur bei uns spielt. Jessy ist nicht nur auf dem Platz wichtig. Ich habe vollstes Vertrauen, dass die sportlichen Verantwortlichen die richtigen Entscheidungen treffen.“

Verlaat, der im kommenden Juni 30 wird, musste schmunzeln, als die Zukunftsfrage auftauchte: „Es ist kein Geheimnis, dass ich mich bei 1860 wohl fühle. Wenn du vorne die 3 dran hast, ist man nicht alt.” Was er damit sagen wollte: Er fühlt sich noch zu jung, um zum alten Eisen abgestempelt zu werden.

Auch vom neuen Trainer Markus Kauczinski ist Verlaat angetan: „Ihm fällt vieles auf - nicht nur die Dinge auf dem Fußballplatz. Man merkt, dass er sehr erfahren ist.“

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Ein Gast wollte es genauer wissen und bohrte zu den Finanzen nach. Vize Dierl: „Leider muss ich Sie enttäuschen, wir haben hier eine klare Aufgabenverteilung. Ich habe kein Amt in der KGaA. Ich bin nicht der richtige Ansprechpartner. Wir leben das. Wir wissen sehr genau, wer für was zuständig ist.” Stattdessen betonte er zu den künftigen Fokus: “Ihr könnt mir Fragen zum Nachwuchsleistungszentrum und Breitensport stellen. Wir werden uns in Zukunft wahnsinnig auf das NLZ fokussieren. Wir waren immer ein Ausbildungsverein - und werden das weiter bleiben.” Der Plan mit den eigenen Talenten: “Wenn sie uns verlassen, müssen sie uns Geld bringen. Paula hat den Nachwuchs im Blick.“ Das Beispiel Marius Wörl, der einst merkwürdige Kommentar von Ex-Präsident Robert Reisinger erntete und ablösefrei den Klub verließ, wirkt bis heute nach an der Grünwalder Straße 114. Doch was die Löwen auch wissen müssen: Als Drittligist sind die Ablösesummen für die Talente überschaubar, wenn’s überhaput welche gibt…