Abfindungsstreit zwischen Mueller und 1860: Jetzt schaltet sich der Aufsichtsrat ein
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 30.10.2025 11:34
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Die für 9.30 Uhr angesetzte Verhandlung begann jedoch mit einer kleinen Panne: Die Löwen kamen zu spät. Während der Tisch der Beklagtenseite zunächst leer blieb, blickte die Klägerseite irritiert in den Raum. Richter Harald König erhob sich, verließ kurz den Saal und erklärte nach seiner Rückkehr trocken: „Sie sind schon in der Sicherheitskontrolle.“
Um 9.36 Uhr öffnete sich schließlich die Tür – und herein kamen überraschenderweise der neue Löwen-Boss Gernot Mang sowie die Vereinsvertreterin Dr. Kathrin Bürger, Fachanwältin der Kanzlei Seitz. Kurz darauf begann die Verhandlung.
Worum ging es? Mueller, der im Sitzungaushang “Müller” genannt wurde, war im August 2024 nach nur wenigen Monaten als Geschäftsführer fristlos gekündigt worden: Nachdem sein Vertrag noch bis zum 30. Juni 2026 läuft, geht es nun um eine knackige Abfindung. Die Gehaltszahlungen wurden unmittelbar nach seinem Aus im August 2024 eingestellt. Der Schwarzwälder soll eine Pflichtverletzung mit der Ausführung des Überbrückungsdarlehens begangen haben.
Nachdem zunächst 580.000 Euro (inklusive VIP-Karten, Laptop etc.) im Raum standen, gab es am 13. Oktober bei einem Treffen in Frankfurt einen Vorschlag der Mueller-Seite in Höhe von 383.000 Euro. Die Löwen lehnten ab, beziehungsweise es kam zu keinem Gegenangebot. Mang: “Unser Thema ist, dass wir eine vernünftige Einigung erzielen. Mit Laptop, mit VIP-Tickets, das sind Sachen, die für mich nicht mehr seriös sind.”
Im Klartext: Die Löwen wollen die Abfindung drücken und sehen offenbar ausschließlich nur die sechsmonatige Arbeitsleistung Muellers. Christian Vogt, Anwalt des Klägers, meinte: “Es geht nicht darum, 580.000 Euro in den Raum zu werfen für sechs Monate Arbeit, sondern um einen befristeten Arbeitsvertrag bis zum 30. Juni 2026. Deswegen ist das der falsche Ansatz…”
Die Beklagtenseite verriet im Sitzungssaal: “Der Aufsichtsrat hat Ansprüche angemeldet, der Aufsichtsrat macht 400.000 Euro geltend.” Einwurf Mueller: “Er prüft.” Muellers Vermutung: “Man versucht durch die Investorenseite Druck aufzubauen.” Um kurz vor 11 Uhr ging man ohne eine Einigung auseinander. Mang wollts nichts zu dem Prozesstag sagen: “Ich habe gleich den nächsten Termin.” Nächste Verhandlung ist am 26. Februar um 9.30 Uhr.
Die Entscheidung, Mueller zu verpflichten, war seinerzeit eine 50+1-Entscheidung der e.V.-Seite - genauso wie die Einstellung von Dr. Christian Werner, der ebenfalls schon wieder Geschichte ist. Beides geschah ausdrücklich gegen den Willen von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik.
Rechtsanwalt Nicolai Walch, Beirat und Verwaltungsrat des TSV 1860, wurde im Jahr 2024 im Fanmagazin “Brunnenmiller” auf die Frage nach seinem größten Erfolg so zitiert: “Die juristische Begleitung der Vertragsbeendigung mit dem alten kaufmännischen Geschäftsführer sowie die Einstellung der beiden neuen Geschäftsführer über Beschlüsse der Gesellschafterversammlung der TSV München von 1860 Geschäftsführungs-GmbH durch den e.V. als deren Alleingesellschafter. Es ist immer leicht dahingesagt, dass der e.V. ja einfach 50+1 ziehen könne. Es handelt sich aber tatsächlich um ein sehr komplexes Vorgehen mit diversen Hürden und Stolpersteinen. Wir waren in einer Situation, in der ein konsequentes Handeln dringend erforderlich war und sahen uns nicht nur einer starken Lobby, sondern auch rechtlichen Angriffen ausgesetzt.”
Die Frage, die viele Löwen-Fans beschäfigt, ist: Haben die verantwortlichen Funktionäre damals im Sinne von 1860 gehandelt oder war die Konfrontation gegenüber Hasan Ismaik wichtiger? Im Nachgang muss darüber diskutiert werden, zumal auch beim geschassten Werner eine hohe Abfindungszahlung anstehen wird. Dessen Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2027 inklusive Option.
Es werden Zahlungen fällig, die sich 1860 prinzipiell nicht leisten kann. Der Drittliga-Dino schreibt Jahr für Jahr ein strukturelles Defizit. Besserung ist aufgrund der bekannten Geschichten (u.a. beschränkte Kapazitiät Grünwalder Stadion) nicht in Sicht. Wie beurteilt Ismaik diese Geldverschwendung?






