Entscheidende Tage
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 29.10.2025 09:29
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Alles im Griff? Präsident Gernot Mang (Mitte) mit Vize Heinz Schmidt (rechts) und Nicolai Walch (links). Ganz oben links ist Aufsichtsratsboss Herbert Bergmaier zu sehen.
VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Und die sportlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen beim TSV 1860 werden nicht kleiner. Auf der einen Seite gilt es, auf dem Fußballplatz den Abwärtstrend (nur ein Sieg aus den letzten sieben Spielen) in den nächsten anspruchsvollen Partien (Cottbus, Regensburg, im Toto-Pokal in Aubstadt, Saarbrücken) zu stoppen, auf der anderen Seite die finanziellen Hürden im Gesamtverein und der KGaA zu meistern.
Der Reihe nach: In den nächsten Tagen sollte die Fixierung der Fortführungsprognose abgeschlossen sein. Diese ist nach dem Zwangsabstieg 2017 fällig, um dem DFB zu zeigen, dass der Klub weiter zahlungsfähig ist. Nachdem im Vorjahr unter großen Anstrengungen eine Insolvenz abgewendet werden konnte (weil Ex-Präsident Robert Reisinger mit der HAM-Seite kooperierte, aber danach in Ungnade fiel), darf man gespannt sein, wie reibungslos es in diesem Jahr läuft.
Nach db24-Informationen soll es diesmal angeblich um mehr als sechs Millionen Euro gehen. Das strukturelle Defizit (1860 gibt mehr aus als es einnimmt) bleibt allgegenwärtig. Die Wahrheit ist: Eine echte Konsolidierung hat in den letzten acht Jahren nie stattgefunden - Ismaik hat 1860 immer wieder aus der Patsche geholfen. Dank und Respekt bekam er dafür nur selten - die Anti-Ismaik-Fahne weht noch immer im Fanblock.
Wie geht es in diesem Jahr aus? Ismaik, der seine Anteile am Klub weiter verkaufen will, dürfte auch in diesem Herbst keine andere Wahl haben als den Klub finanziell abzusichern. Man darf gespannt sein, worauf sich die beiden Parteien einigen - dabei wird sich auch herausstellen, wie der politische Schachzug von Ismaik fruchtet, dass er den früheren Pro1860-Boss Herbert Bergmaier als Aufsichtsratsboss auf seine Seite gezogen hat. Bleibt die Frage: Hat Ismaik im Gegenzug Wünsche?
Die könnten in der Neubesetzung der Führungspositionen der Fußballfirma möglicherweise zum Tragen kommen, um die Finanzen besser in den Griff zu bekommen: Nachdem Präsident Mang nach dem Doppel-Aus von Geschäftsführer Dr. Christian Werner und Trainer Patrick Glöckner verkündete hatte, die Organisation in der KGaA neu aufzustellen, hat sich bis dato hier wenig getan: Gibt es einen Zusammenhang mit den finanziellen Herausforderungen? Bis dato ist Jugendboss Manfred Paula weiterhin Interims-Geschäftsführer und Interims-Sportchef in Personalunion - ein Zufall, dass er selbst vor einiger Zeit verkündete, dass er zunächst bis zum 31. Oktober diese Doppelrolle ausfülle werde. Stichtag ist demnach der kommende Freitag.
Ich kann nur empfehlen, dass man sich größer aufstellt
Am Samstag am Rande des 1:3 in Mannheim sagte Paula gegenüber “MagentaSport”: “Es macht Spaß, dass ich gerade helfen kann. Über die Position des Geschäftsführers generell zu entscheiden, das ist nicht mein Prozess. Das ist die Sache der Gremien und Gesellschafter. Es ist schwer über einen Zeitplan zu sprechen.” Ähnlich hört sich das bei Benny Lauth an. Der frühere Publikumsliebling ist ein Kandidat für einen Job bei 1860 (db24 berichtete), doch auch er scheint weiter in der Warteschleife zu sein. Gegenüber dem “BR” sagte der frühere Nationalspieler: “Es gibt nichts Neues. Ich kann leider dazu nichts vermelden. Ich kann nur empfehlen, dass man sich größer aufstellt.” Doch ob Ismaik daran noch großes Interesse hat? Wichtig wäre an der Grünwalder Straße 114 in erster Linie ein FinanzPROFI.
Finanziell ist 1860 ein Faß ohne Boden, selbst der e.V. ist in Turbulenzen geraten - und deswegen ist das NLZ, dem Paula seit Jahren vorsteht, in den Fokus geraten: Allein für die Saison 2023/24 kam es zu einer Unterdeckung von rund 900.000 Euro, für die Spielzeit 2024/25 laut “SZ” zu einem weiteren Minus von rund 500.000 Euro.
Am morgigen Donnerstag geht es wieder um Kohle: Den Klub holt seine Vergangenheit ein - der Grund: Vor dem Landgericht München geht nach db24-Informationen unter dem Aktenzeichen 12 HK O 7961/25 die Auseinandersetzung mit Oliver Mueller in die Verlängerung. Beginn der mündlichen Verhandlung im Sitzungssaal 101 ist um 9 Uhr. Dem Ex-Geschäftsführer wurde im August 2024 fristlos gekündigt. Mueller will eine ordentliche Abfindung herausholen. Sein Vertrag läuft prinzipiell bis 2026.
Was das Ganze so kurios macht: Der Schwarzwälder hatte erst im Februar 2024 seinen Job angetreten - mit 50+1. Auch die Einstellung von Dr. Christian Werner, der ebenfalls schon wieder Geschichte ist, wurde gegen den Willen von Mehrheitsgesellschafter Ismaik seinerzeit vollzogen. Nicolai Walch, Beirat und Verwaltungsrat, wurde nach dem Aus von Ex-Geschäftsführer Marc Pfeifer im “Brunnenmiller” im Jahr 2024 auf die Frage seines größten Erfolgs so zitiert: “Die juristische Begleitung der Vertragsbeendigung mit dem alten kaufmännischen Geschäftsführer sowie die Einstellung der beiden neuen Geschäftsführer über Beschlüsse der Gesellschafterversammlung der TSV München von 1860 Geschäftsführungs-GmbH durch den e.V. als deren Alleingesellschafter. Es ist immer leicht dahingesagt, dass der e.V. ja einfach 50+1 ziehen könne. Es handelt sich aber tatsächlich um ein sehr komplexes Vorgehen mit diversen Hürden und Stolpersteinen. Wir waren in einer Situation, in der ein konsequentes Handeln dringend erforderlich war und sahen uns nicht nur einer starken Lobby, sondern auch rechtlichen Angriffen ausgesetzt.” Jeder kann sich jetzt selbst beantworten, was diese Entscheidungen 1860 wirklich gebracht haben…






