36 Jahre, 36 Trainer: Die besondere db24-Hitliste
- VON OLIVER GRISS
- 19.10.2025 11:53
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VON OLIVER GRISS
Heute feiert Markus Kauczinski gegen Tabellenführer MSV Duisburg (16.30 Uhr, db24-Ticker) sein Debüt auf Giesings Höhen. Die Frage: Was kann er bei den Löwen bewirken – und reiht er sich ein in die lange Liste der Kurzzeit-Trainer oder schafft er Stabilität? Die besondere Trainer-Übersicht von db24:
Der Beste
Werner Lorant war von 1992 bis 2001 Trainer des TSV 1860: Ein Wüterich, ein Erfolgsgarant, eine Ikone - er führte die Löwen von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation. Er gewann mit Sechzig in der Bundesliga-Saison 1999/2000 beide Derbys gegen den FC Bayern (1:0/2:1), am Ende Platz vier - die Roten waren auch 2001 sein Schicksal: Nach einem 1:5 gegen den Stadtrivalen musste Lorant gehen. Lorant war das Gesicht des TSV: Harte Schale, weicher Kern - für die frühere Wirtin Christl Estermann war Lorant eine Attraktion im Löwenstüberl, wenn der Kulttrainer seine inoffiziellen täglichen Pressekonferenzen darin durchführte. Es kam schon mal vor, dass Lorant besonders die Reporter der Süddeutschen Zeitung rundmachte. Legendär war’s mit ihm auch oft im Trainingslager: Die Nachtschicht mit Betreuerstab und Journalisten dauerte schon mal bis vier Uhr morgens. Es wurde viel gelästert. Geschrieben wurde davon nie was. Im April 2025 verstarb Lorant in einem Wasserburger Krankenhaus.
Wildmosers Doppelplan mit Pacult & Vanenburg
Nach dem Aus von Werner Lorant hatte Karl-Heinz Wildmoser einen Plan - Peter Pacult und Gerald Vanenburg zu gleichberechtigten Cheftrainern zu machen. Doch der Holländer gab schnell auf, weil er sich “fürs Hütchen aufstellen” zu schade war. 58 Spiele bekam er - nach einem 0:6 bei Hertha BSC musste er gehen. Wohlgemerkt auf Platz 8 in der Bundesliga. Es wurde von Falke Götz beerbt, der Präsident Wildmoser im Berliner VIP-Bereich bezirzt haben soll. Dabei war Wildmosers Wunschtrainer immer Jörg Berger. Doch der war zu dieser Zeit bei Alemannia Aachen unter Vertrag.
Der Nüchterne
Reiner Maurer, der einst in der Bundesliga die Datenalayse einführte, war zweimal Cheftrainer bei 1860: Er war kein Sprücheklopfer, sondern ein fleißiger, nüchterner und leiser Arbeiter. 2005 verpasste er mit den Löwen als Vierter nur knapp den sofortigen Wiederaufstieg in die Bundesliga - und am 22. Januar 2006 musste er in aussichtsreicher Position nach einem Unentschieden gegen Ahlen (mit einem verschossenen Lehmann-Elfer) seinen Spind räumen. Heute ist er Co-Trainer von Jiayi Shao in China.
Der Niemals-Co-Trainer
Weil 1860 mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik mal wieder im Clinch-Modus stand, bekam Jugendtrainer Alexander Schmidt die Chance, bei den Profis zu arbeiten. Für Ismaik war das zu wenig: Er schlug vor, den früheren Sven-Göran Eriksson einzustellen. Schmidt sollte unter dem Schweden, der die Löwen bei einem Auswärtsspiel bei Union Berlin sogar schon beobachtete, Co-Trainer machen. Dann kam’s zu einer Aussage, die Schmidt möglicherweise bis heute bereut: “Ich würde nicht mal Co-Trainer beim FC Barcelona machen.” Schmidt durfte 26 Spiele bleiben, ehe er nach einer Niederlage gegen Sandhausen auf Platz 4 gehen musste. Aktuell wartet Schmidt auf eine neue Herausforderung.
Der Aufgeriebene
Wenn man die Fakten nimmt, ist Daniel Bierofka der erfolgreichste Löwen-Trainer der letzten zehn Jahre: Als Interimstrainer hat der frühere 1860-Star 2016 mit einer Siegserie den Zweitliga-Abstieg verhindert - und nach dem Sturz in die Regionalliga führte er die Mannschaft in der Saison 2017/2018 sofort zurück in den Profifußball. Dank gab es nicht. Bierofka wurde zwischen den Fronten aufgerieben. Nach einem Sieg trat er im Herbst 2019 völlig ausgemergelt ab, verzichtete sogar auf eine Abfindung. Heute ist Biero Verbandstrainer beim BFV.
Der Löwen-Versteher
Michael Köllner wurde direkter Nachfolger von Daniel Bierofka - und brachte den Löwen Offensivfußball bei. Zweimal wurden die Sechzger unter ihm Vierter, zweimal stellten die Giesinger in dieser Zeit mit Sascha Mölders und Marcel Bär jeweils den Torschützenkönig. Nach einem 1:2 gegen Dynamo Dresden wurde er 2023 beurlaubt, obwohl er ein echter Löwen-Versteher war. Politisches Opfer.
Der heiße Flirt mit dem Rekordnationalspieler
Lothar Matthäus war in seiner Hochzeit einer der besten Fußballer der Welt: Er wurde Weltmeister 1990, Rekord-Nationalspieler - in dieser Zeit pflegte er bereits eine Freundschaft zu Karl-Heinz Wildmoser. Matthäus mochte als Roter die Löwen immer. Und als Miki Stevic zum Sportchef bei 1860 aufstieg, wurde der Flirt heißer: Matthäus wollte zu den Blauen, auch um Intimfeind Uli Hoeneß zu ärgern. “Lothar, wenn sich bei uns auf dem Trainerposten etwas tut, dann hole ich dich zu 1860! Deine Vergangenheit bei Bayern ist mir egal, du bist mein Mann”, seien die Worte gewesen, mit denen Stevic um Matthäus buhlte. Am Ende kam alles anders: Stevic holte 2009 Ewald Lienen an die Grünwalder Straße 114. Im Jahr 2021 sagte der Franke zu Sport1: “Es wäre sicher eine spannende Geschichte gewesen: Lothar Matthäus 200 Meter von der Säbener Straße entfernt als Trainer von 1860 München in der Grünwalder Straße. Ich wäre damals gerne ein Sechziger geworden.” Irgendwie schade, dass dieser Schachzug nie umgesetzt wurde.