VON OLIVER GRISS (TEXT UND BILD)

Nachdem Markus Kauczinski (55) gestern noch in der Beobachterrolle war, auch um sich einen Überblick zu verschaffen, taute der neue Löwen-Trainer am Dienstagmittag an der Grünwalder Straße 114 vor einer rund 35-Mann-starken Trainer-Ausbildungsgruppe des Bayerischen Fußball-Verbandes regelrecht auf. Der frühere Aufstiegstrainer des Karlsruher SC gab auf dem Einserplatz immer wieder Anweisungen, feuerte seine Mannschaft an, kritisierte sie, lobte sie - und dabei war eines auffällig. Er forderte von Florian Niederlechner & Co. immer wieder: “Tempo, Tempo, Tempo.” Schluss mit dem Standfußball.

Noch fünf Tage hat der Nachfolger von Patrick Glöckner Zeit, seine neue Mannschaft auf seine Premiere gegen Tabellenführer MSV Duisburg (Sonntag, 16.30 Uhr, db24-Ticker) einzustimmen. Was Kauczinski nicht mehr will: Fußball aus der Steinzeit - nach dem Motto: Hoch und weit - und vorne hilft der liebe Gott.

Deswegen versuchte Kauczinski - mal mit Brille, mal ohne - in einer Turnierform über den halben Platz (mit vier Mannschaften) die Spielfreude zu wecken, und zudem mit einem leicht veränderten Torschusstraining auf kleine Tore die Zielgenauigkeit seiner Elf zu schärfen. Alles in einem war es eine deutliche Steigerung im Vergleich zum gestrigen Start-Tag - auch wegen Kauczinski, der aus seiner Beobachterrolle herausgetreten ist. Er spürt: Diese Mannschaft braucht eine klare Ansage, eine neue Energie - und auch Lösungswege, um die eigene Qualität abzurufen. Das ist zuletzt auf der Strecke geblieben - was angesichts der Resultate (ein Punkt aus fünf Spielen) auch abzulesen ist.

Während Kevin Volland (seine Neun-Zentimeter-große Fleischwunde ist jetzt vom Pflaster befreit) und Kilian Jakob extern mit dem Ball trainierten und kein Thema für die Kauczinski-Premiere am kommenden Wochenende sind, machte Torwart Thomas Dähne immerhin schon Teile des Mannschaftstrainings mit. Der Oberaudorfer, der in den Spielen gegen Viktoria Köln (2:2) und Wiesbaden (0:1) verletzungsbedingt aussetzen musste, will ab morgen wieder voll mitmischen, um dann gegen Duisburg wieder im Löwen-Tor zu stehen.

Nachdem auf der offiziellen 1860-Webseite die Einheiten zunächst bis Donnerstag öffentlich deklariert waren, findet das Training morgen nun doch ohne Fans statt. Die Anhänger werden das verschmerzen, wenn am Sonntag gegen Duisburg der Turnaround gelingt.