"All in"-Löwen eine Nummer zu groß für Glöckner
- VON OLIVER GRISS
- 28.09.2025 08:32
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VON OLIVER GRISS
Menschlich ist diese Entwicklung bedauerlich, denn Glöckner kam im Januar 2025 in einer schwierigen Phase zu 1860 München und schaffte mit Hilfe der Wintertransfers (Dickson Abiama, Andy Lucoqui und Philipp Maier) vorzeitig den Klassenerhalt. Dafür muss man ihm dankbar sein. Er hatte sich seine Vertragsverlängerung verdient – zumal er im Sommer einen Aufstiegskader mitgestalten durfte, in dem Namen wie Kevin Volland, Florian Niederlechner und Thomas Dähne herausragen.
Umso erschreckender ist, dass die Löwen unter ihm zwar eine starke Vorbereitung spielten und auch die ersten beiden Spiele gegen Essen (1:1) und Osnabrück (3:1) gut performten, dann aber immer schwächer wurden und immer mehr abbauten. Logisch, zunächst wurde noch ordentlich gepunktet (auch mit viel Glück). Doch inzwischen ist 1860 in einem negativen Strudel. Die Folge: Drei Niederlagen in Folge: 1:2 in Rostock, 1:5 gegen Hoffenheim II und 0:2 in Aue. Die Entwicklung ist alarmierend. Nicht nur punktetechnisch, sondern auch fußballerisch sind die Löwen nicht mehr zu erkennen. Man hat das Gefühl, dass diese Mannschaft nichts mehr mit der zu tun hat, der am Anfang der Saison die Sympathien der Fans zugeflogen sind.
Entlarvend war in den letzten Wochen vor allem der fehlende Matchplan. Immer wieder musste Glöckner in der Halbzeit nachjustieren – das hält keine Mannschaft auf Dauer aus. Die Verunsicherung ist allgegenwärtig. Und auch, dass er die Stärken von Kevin Volland und Florian Niederlechner bislang nicht in Szene setzen konnte, fällt in seine Verantwortung. Würden nicht ihre Namen auf den Trikots stehen, man käme kaum darauf, dass es sich um gestandene Bundesliga-Cracks handelt.
Glöckner ist zweifelsfrei ein feiner Kerl, aber er war der herausfordernden Aufgabe bei 1860 leider nicht gewachsen - kurz: Die Löwen sind in dieser “All in”-Saison eine Nummer zu groß für ihn. Nun geht es darum, die Saison zu retten.
Patrick Glöckner wackelt nach dem 0:2 in Aue mehr denn je: Wer wäre ein geeigneter Nachfolger für ihn als Löwen-Trainer?
Umso wichtiger ist es für die 1860-Bosse, falls sie Glöckner demnächst freistellen, jetzt die richtige Entscheidung zu treffen. Der Trainermarkt ist überschaubar - und nicht jeder Übungsleiter tut sich die Dritte Liga an. Das muss man wissen. Ein kurzer Blick in die Vereinsgeschichte zeigt aber, dass meist nur starke Profile an der Grünwalder Straße 114 Erfolg hatten: Max Merkel, Karsten Wettberg, Werner Lorant, Peter Pacult, Daniel Bierofka oder Michael Köllner - und das immer in der jeweiligen Liga beziehungsweise Zeit. Ein weiteres Experiment können sich die Löwen in dieser Situation nicht leisten, deswegen sollte man die neuen Kandidaten genau überprüfen, ob sie der Aufgabe in einem lebendigen Traditionsverein überhaupt gewachsen sind.