VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Dass ein Trainerwechsel nicht immer von Erfolg gekrönt ist, zeigt beispielsweise das Aus von 1860-Aufstiegsheld Bernhard Trares in Mannheim. Seit der frühere Bundesliga-Star vom Waldhof weg ist, versucht sich bereits der zweite Trainer - und der 60-Jährige ist erst seit April 2025 beurlaubt: Nachdem Dominik Glawogger auf der Zielgeraden doch noch den Klassenerhalt geschafft hat, wurde der Österreicher als erster Trainer in der noch jungen Drittliga-Saison entlassen. Ihm folgte der Luxemburger Luc Holtz, der nach einem Traumstart mit zwei Siegen zuletzt dreimal in Folge verlor - Tabellenplatz 15.

Eine Garantie gibt es nie bei einem Trainerwechsel.

Warum wir über Trares schreiben? Der ehemalige Löwen-Kapitän geht in der 8. Runde der Dritten Liga als db24-Tippexperte für die Allstars an den Start. Er rechnet damit, dass die Sechzger in Aue gewinnen - und das mit einem spektakulären 4:3-Erfolg. Ein Ergebnis, das die Löwen-Basis zufriedenstellen würde, aber auch die Bosse? Präsident Gernot Mang hat zuletzt eine Rückwärtsentwicklung festgestellt. Zurecht?

Zuletzt holte Ex-Vize Hans Sitzberger vier Punkte für die db24-Allstars - Platz 717. In Führung liegen Walter Bleser und Tim Knoll mit jeweils 31 Punkten. db24-Gründer Oliver Griss wird als Rang-142. gelistet.

Dass 1860 schon wieder im Krisenmodus ist, verwundert Trares im Gespräch mit db24: “Ich muss eines vorausschicken: Ich bin nicht so nah dran, um über die Entwicklung oder Nichtentwicklung der Mannschaft bei 1860 zu sprechen. Grundsätzlich kann ich aber sagen: Es wird bei einer neuen Mannschaft immer Mal kleine Dellen geben, die man überstehen muss.” Gefährlich werde es, wenn die Leute im Vorstand draufspringen und auf die Erwartungen der Fans und Presse reagieren. Trares weiter: “Dass die Fans nach einem 1:5 gegen Hoffenheim II unzufrieden sind, ist normal. Die erwarten sich, dass man vom 1. bis zum letzten Spieltag auf dem ersten Platz steht. Aber als Verein sollte man Ruhe vermitteln, dass du eine Saison vernünftig durchspielen kannst.” Und Trares nennt auch ein selbst erlebtes Beispiel, als 1860 in die Bundesliga durchmarschiert. “Als wir 1994 in die Bundesliga aufstiegen, sind wir in die Rückrunde mit vier Niederlagen gestartet. Präsident Karl-Heinz Wildmoser stellte sich demonstrativ hinter Werner Lorant. Es war rückblickend die richtige Entscheidung.”

Trares’ Wunsch: “Am Anfang war eine tolle Euphorie um Sechzig. Die sollte man beibehalten - und nicht gleich in die Tonne werfen.” Dazu braucht es aber auch Ergebnisse, am besten schon beim 1860-Gastspiel in Aue.

Dass die Erwartungshaltung zu groß bei 1860 ist, das lässt Trares nicht gelten. “Druck ist überall. Der Fußball wird immer schnelllebiger, die Trainer werden immer schneller ausgewechselt.” Er selbst war ein Opfer. “Präsident Bernd Beetz hat jedes Jahr das Gefühl, dass er aufsteigen muss. Natürlich hat er über all die Jahre schon viel Geld verbrannt, abrer es wäre besser bewesen, einmal eine Strategie zu verfolgen. Bei vielen Vereinen wird immer zu kurz gedacht.”

Den aktuellen Kader der Löwen hält Trares weiterhin für aufstiegsreif. “So einen guten Kader mit dieser Offensive hat keine andere Mannschaft in der Dritten Liga, erklärt der 60-Jährige: Natürlich fehlt Jesper Verlaat. Er ist ein Stratege. Er ist wie sein Vater ein Führungsspieler. Natürlich ist er nicht der Schnellste, aber er kann das Übergangsspiel ankurbeln. Das darf man nicht unterschätzen.”

Aktuell ist Trares in der Pfalz, um mit seiner Familie den 60. Geburtstag nachzufeiern. “Ich genieße gerade die nicht aktive Zeit als Trainer.” Abgeschlossen mit dem Profigeschäft hat der frühere Bundesliga-Crack noch nicht: “Ich brauche nicht nur einen Trainer-Job, damit ich arbeiten kann, sondern ich will was erreichen. Ich bin immer noch erfolgshungrig: Ich will aufsteigen, ich will vorne mitspielen.”

Die Stadiondiskussion bei 1860 verfolgt auch Trares: “Das Grünwalder Stadion in seiner aktuellen Version ist nicht konkurrenzfähig. Wer das nicht erkennt…, da bleibst halt in der Dritten Liga oder Regionalliga. Du brauchst finanzielle Mittel, die du auch über die Zuschauer einspielen kannst. Wer ein bisschen rechnen kann, weiß: So wie bei 1860 funktioniert das nicht. Du brauchst nur nach Augsburg oder Freiburg schauen. Das Grünwalder ist nicht mehr zeitgemäß.” Dass Präsident Gernot Mang die 25.000 Zuschauermarke anvisiert, findet Trares gut, sagt aber auch: “25.000 kann nur ein erster Schritt für die Zweite Liga sein. Aber was ist, wenn 1860 aufsteigt? Es muss die Option geben, dass du weiter aufstocken kann. Sonst macht das keinen Sinn.”