Geschlossen auf der Wiesn, unter der Gürtellinie auf den Rängen
- VON OLIVER GRISS
- 24.09.2025 09:55
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VON OLIVER GRISS
Und trotzdem hatte der Abend Gewicht für den TSV 1860: Zum einen wurde in der Mannschaft das Gemeinschaftsgefühl gepflegt, und zum anderen dürfte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, der an der Seite von Kult-Stadionsprecher Stefan Schneider kam und rund 90 Minuten blieb, die Löwen in einem neuen Licht gesehen haben: Mit Gernot Mang steht ihm jetzt ein Löwen-Boss gegenüber, der anders ist als sein Vorgänger. Freundlich, zugewandt, auf Augenhöhe, der sich damit deutlich von seinem Vorgänger abhebt. So funktioniert ein Miteinander - und nicht mit irgendwelchen billigen Witzen. Aber dass 1860 acht Jahre auf einem Irrweg war, können sich andere im Verein zuschreiben. Zumindest ist die Abseitsfalle bei 1860 für Reiter aufgehoben…
Doch über eines müssen wir noch reden: Das 1:5 gegen Hoffenheim II sprechen - Stichwort: Das ausgerufene Miteinander!
Was die Löwen auf dem Platz ablieferten, war schwach. Logisch. Aber deutlich schlimmer war das Verhalten einiger Fans mit dem Schlusspfiff auf der Haupttribüne: Nicht nur Trainer Patrick Glöckner wurde am vergangenen Samstag übelst beleidigt, auch Spieler wie Kevin Volland oder Florian Niederlechner bekamen ihr Fett ab. Für Beobachter dieses Klubs ist dies zum Schämen und 1860 nicht würdig. “Schleich di, Niederlechner”, brüllte einer. Ein anderer schrie: “Verpisst euch!” Das waren noch die harmlosesten Ausraster. Zurecht sind die Betroffenen irritiert. Es braucht dazu ein klares Statement von Sechzig.
Was ist mit dieser traurigen Gesellschaft los? Der Kauf einer (Dauer)karte auf der Haupttribüne ist keine Legitimation, das Kapital der Löwen zu diffamieren. Pfeifen ist legitim, wenn die Leistung nicht stimmt, aber unter der Gürtellinie Menschen zu attackieren, ist nicht nur asozial, sondern nicht löwen-like. Daran sollten alle in diesem eigentlich wunderbaren Verein arbeiten.
Glöckner muss jetzt erst einmal daran arbeiten, dass die Löwen nach zwei deftigen Pleiten gegen Rostock (1:2) und Hoffenheim II (1:5) wieder aufstehen. Beim nächsten Auswärtsspiel am Samstag in Aue wird sich zeigen, wie stark die Bindung zwischen Mannschaft und Trainer noch ist.