Der Gast-Kommentar von Franz-Josef Obermaier: "Es braucht jetzt einen Trainer, der..."
- VON FRANZ-JOSEF OBERMAIER
- 23.09.2025 08:56
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VON FRANZ-JOSEF OBERMAIER
Dass 1860 ein fußballerisches Problem hat, hat sich schon länger abgezeichnet. Dass die Löwen aber jetzt auch noch - wie beim 1:5 gegen Hoffenheim II - vermöbelt werden, das ist neu. Der Gast-Kopmmentar des ehemaligen VR-Kandidaten Franz-Josef Obermaier:
Die vergangenen Wochen beim TSV 1860 München waren von einer Euphorie geprägt, wie man sie an der Grünwalder Straße schon lange nicht mehr erlebt hat. Eine nahezu perfekte Saisonvorbereitung, kluge Transfers, die in der Liga für Staunen gesorgt haben, und die öffentliche Wahrnehmung als Aufstiegsfavorit – die Ausgangslage hätte vielversprechender kaum sein können.
Doch blickt man nüchtern auf die ersten Spieltage, fällt auf: Wirklich überzeugend war die Mannschaft nur zum Auftakt gegen Rot-Weiß Essen. Danach folgten enge Partien, in denen Sechzig häufig vom Glück in den Schlussminuten profitierte. Glück, das man sich zwar erarbeiten muss, das aber kein dauerhaftes Konzept ersetzen kann. In den vergangenen Begegnungen wurde die Leistung zunehmend fragwürdiger – die Niederlage gegen Hoffenheim II kam daher nicht überraschend, sondern war die logische Folge einer Entwicklung, die sich längst angedeutet hatte.
Das Kernproblem liegt auf der Hand: Es fehlt ein klar erkennbares Spielsystem. Stattdessen setzt man auf eine Dreierkette, ein Konstrukt, das in der dritten Liga nur selten funktioniert und höchste taktische Disziplin erfordert. Gerade hier zeigt sich eine gefährliche Selbstüberschätzung – schließlich spielen wir nicht in der Bundesliga, sondern in einer Liga, in der Kampf, klare Strukturen und mannschaftliche Geschlossenheit mehr zählen als taktische Experimente.
Die entscheidende Frage lautet daher: Hält man beim TSV 1860 München zu lange an einem Trainer fest, der es nicht versteht, wie dieser Verein funktioniert? Wer den Löwen zum Aufstieg führen will, braucht mehr als Visionen – er muss eine klare Handschrift entwickeln, ein System etablieren, das zu Liga, Mannschaft und Verein passt, und er muss aus guten Einzelspielern ein funktionierendes Team formen. 1860 München hat das Potenzial für den Aufstieg. Aber Potenzial allein reicht nicht. Es braucht jetzt einen Trainer, der die Mannschaft auf den Punkt bringt, der sie nicht nur verwaltet, sondern weiterentwickelt, der ihr die nötige Stabilität gibt und endlich wieder Löwen-Fußball spielen lässt: leidenschaftlich, mutig, aber zugleich taktisch diszipliniert.
Nur mit einer solchen Führung kann aus der Euphorie der Vorbereitung eine Erfolgsgeschichte werden – und aus einer Aufstiegshoffnung endlich Realität.
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