"Erstaunlich unbeteiligt! Hätte Alarm schlagen können!": Faninitiative kontra 1860-Verwaltungsrat
- VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
- 25.07.2025 16:17
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VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
Dabei gäbe es genug Gesprächsstoff nach dem geplatzten Investoren-Deal. In der Geschäftsordnung des Präsidiums vom 30. Juni 2014 heißt es unter Punkt V: „Der vorigen Zustimmung durch den Verwaltungsrat unterliegen die folgenden Geschäfte: […] d) Vornahme von Geschäften, die über den Rahmen des üblichen Geschäftsverkehrs des Vereins hinausgehen.“
Unter anderem wollten wir vom mächtigen VR wissen: Wurde der Verwaltungsrat vor der Abtretung des Vorkaufsrechts durch das Präsidium informiert und aktiv in den Vorgang eingebunden? Falls ja: Gab es eine formale Beschlussfassung im Verwaltungsrat zur Abtretung des Vorkaufsrechts? Und wenn ja: Wann wurde dieser Beschluss gefasst und wie lautet er im Wortlaut? Kannte der Verwaltungsrat alle potenziellen Investoren bzw. die handelnden Personen auf Käuferseite? Welche Unterlagen oder Informationen lagen dem Verwaltungsrat zur Beurteilung der Seriosität und Leistungsfähigkeit des/der neuen Investor(en) vor? Hat sich der Verwaltungsrat durch das damalige Präsidium umfassend informiert und eingebunden gefühlt – oder gab es aus Sicht des Verwaltungsrats Defizite in der Kommunikation oder Transparenz?
Antworten bekam db24 darauf nicht, dafür das Fanportal sechzger.de. Die Kernaussage: “Wir erhielten zuletzt Fragen aus mehreren Richtungen und möchten diese hiermit insgesamt auf sechzger.de beantworten: Der Verwaltungsrat hatte bis zu der am 05.07.2025 auf tsv1860.de veröffentlichten Mitteilung nicht ansatzweise Kenntnis von dem geplanten Investorendeal, geschweige denn von den seitens des ehemaligen Präsidiums geleisteten Unterschriften. Auch informell hatten weder der Verwaltungsrat noch einzelne Mitglieder Kenntnis vom Sachverhalt und/oder interessierten Investoren und/oder handelnden Personen auf der Käuferseite. Dementsprechend wurden dem Verwaltungsrat auch keinerlei Dokumente zur Prüfung vorgelegt. Dasselbe gilt insbesondere auch für unsere Mitglieder im Beirat und im Aufsichtsrat. Im Ergebnis wurde der Verwaltungsrat weder beteiligt noch auch nur ansatzweise in Kenntnis gesetzt.”
Und weiter: “Zur Wahrnehmung seiner Aufgaben ist der Verwaltungsrat auf die satzungsgemäße Einbindung durch das Präsidium angewiesen. Aufgrund des Wechsels im Präsidium kann und muss der Verwaltungsrat im vorliegenden Fall jedoch keine Konsequenzen für die zukünftige Gremienarbeit mehr ziehen. Über eine etwaige nachträgliche Untersuchung der Vorgänge wird in der kommenden Verwaltungsratssitzung zu beraten sein. Zur Entlastung des ehemaligen Präsidiums ist mitzuteilen, dass die auf der jüngsten Mitgliederversammlung durch die Mitglieder erteilte Entlastung des Präsidiums ein anderes, früheres Geschäftsjahr betraf. Eine Wiederholung der auf der MV erfolgten Entlasung ist damit nicht erforderlich.”
Die Faninitiative “Weiss & Blau für den TSV” gibt sich mit dieser dünnen Erklärung völlig zurecht nicht zufrieden. “Der Verwaltungsrat hätte spätestens nach der Veröffentlichung am 5. Juli öffentlich Alarm schlagen können”, kritisierte die Vereinigung auf ihren Social Media-Kanälen unter der Headline “Helles oder Kontrolle?”: “Doch stattdessen präsentierte sich das Gremium auf der Mitgliederversammlung erstaunlich unbeteiligt - vielleicht auch, weil man sich bereits als moralischer Sieger eines “14-jährigen Kampfs gegen Hasan Ismaik” wähnte? Verwaltungsrat Nicolai Walch stellte unserem Kandidaten Jürgen Pusch jedenfalls lieber die flapsige Frage: ‘Weißbier oder Helles?’ - während der Verein im größten Glaubwürdigkeitsdilemma der letzten Jahre steckt. Fakt ist: Ob aus Unwissenheit oder aus Gleichgültigkeit - Kontrolle hat in diesem Fall nicht stattgefunden. Die Mitglieder haben ein Anrecht darauf, zu erfahren, wie es zu diesem kollektiven versagen kommen konnte. Nicht irgendwann, sondern jetzt.”