VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Hasan ismaik (47) hat den Verkauf seiner Anteile am Freitagmittag gestoppt - und das aus einem ganz logischen Grund: Die Summe, die mit Matthias "Matt" Thoma vereinbart worden war, war bis zur Deadline nicht auf dem Konto des Gechäftsmanns aus Abu Dhabi eingegangen: Die Frist war verstrichen, Ismaik zog folgerichtig zurück und bewahrte 1860 München vor einem absoluten Desaster. Die Chronologie des gescheiterten Deals, der nicht mehr als eine Luftnummer war, in der db24-Übersicht:

3. Juli: Laut “Abendzeitung” war eine Vereinsdelegation um den Ex-Präsidenten Robert Reisinger an diesem Tag bei einem Notartermin in Frankfurt - mit am Tisch: Ein gewisser Matthias Thoma - und der Hamburger Dr. Frank Koch, Ismaik-Anwalt seit vielen Jahren. Der Käufer soll eine Schweizer Familienholding sein. Aber dazu später.

5. Juli: Hasan Ismaik postet an diesem Samstagvormittag anlässlich der Fanwelt-Eröffnung bei GALERIA am Marienplatz auf seinen Social Media-Kanälen “Ismaik1860”: “Heute ist ein historischer Tag für den TSV 1860 München – denn mit dem 5. Juli beginnt eine neue Zeitrechnung in der Geschichte unseres Traditionsvereins. Wir haben uns ganz bewusst entschieden, im Bereich Merchandising neue Wege zu gehen – mutiger, professioneller und näher an unseren Fans…Ich bin stolz, dass die Löwen nun im Herzen Münchens sichtbar sind. Wir sind zurück.” Um kurz nach 19 Uhr platzt dann die Bombe: Die KGaA des TSV 1860 veröffentlicht auf ihrer Webseite, dass ein neuer Gesellschafter Hasan Ismaik ablöst. Es heißt, der Jordanier werde den Klub schuldenfrei übergeben. Außerdem wird in dieser Meldung thematisiert, dass sich der neue Investor zum Grünwalder Stadion bekennt und gleichzeitig den Turnhallenbau vorantreiben wolle. Robert Reisinger & Co. werden wie folgt zitiert in dieser Mitteilung: “Das Präsidium freut sich sehr, einen hochangesehenen und erfolgreichen Partner für 1860 gewonnen zu haben, der langfristig denkt und sich langfristig an unseren Verein bindet.” Es klingt wie ein Märchen. Unterdessen verwandelt sich die Tegernseer Landstraße rund ums Vereinslokal “Bamboleo” in eine Partymeile: Es gibt Freirüscherl - und Raketen werden in den Nachthimmel geschossen. Es wird skandiert: “Wir sind der Verein.”

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6. Juli: Mitgliederversammlung Zenith in München-Freimann: Robert Reisinger spricht ein letztes Mal als Präsident, bevor er vor mehr als 500 Löwen im Saal von Gernot Mang abgelöst wird: “Alle Themen auf meiner Liste, welche HAM International und Hasan Ismaik betreffen, fallen weg – es hat keine Relevanz.” Gleichzeitig sagte der erfolgreiche Unternehmensberater, dass man jetzt seine Nummer wegwerfen könne. Und Vize-Präsident Karl-Christian Bay erklärte auf der Bühne: “Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen als Tag des Aufbruchs, von dem irgendwann gesagt wird: Da wurde ein neuer TSV 1860 geboren, der auch dauerhaft erfolgreich ist.“ Das Ziel: in die zweite Liga zurückzukehren, im Grünwalder Stadion. „Die Voraussetzungen sind so gut wie nie.“ Die Ultras spannen ein Plakat auf: “Der 14-jährige Kampf ist zu Ende.” Und Mang? Er hatte laut “SZ” vom Anteilsverkauf auch erst am Samstagmittag erfahren. “Ich kenne den Namen auch noch nicht”, sagte der Österreicher nach seiner Wahl: “Es ist eine einmalige Chance. Als ich am Samstag den Anruf bekommen habe, war mein erster Gedanke: Wenn das wirklich stimmt, dann ist es ein Traum. Jetzt müssen wir schauen, was wirklich drinsteckt.”” Er träumt auf der MV außerdem von einem Ausbau des Grünwalders auf 25.000 Besucher. An diesem ereignisreichen Tag sickert auch durch, dass 1860 Mitte der Woche den neuen Investor vorstellen wolle. Der neue Mehrheitseigner soll die 60 Prozent an der KGaA und die Merchandising-Firma erworben haben.

7. Juli: Die Mannschaft ist inzwischen im Trainingslager in Ulrichsberg (Oberöstereich) angekommen - man sieht Geschäftsführer Dr. Christian Werner pausenlos telefonieren. Er wirkt unruhig, dabei war er es, der mit den Budgeterhöhungen - ausgelöst durch die HAM-Seite - eine Mannschaft zusammenbauen konnte, die von Wettanbieter Tipico zum Topfavoriten der Liga gemacht wird und eine seit über einem Jahrzehnt nicht dagewesene Euphorie verursacht hat. Unterdessen spricht Bürgermeisterin Verena Dietl in diversen Zeitungen - auch mit db24: “Ich sehe großes Potenzial in der aktuellen Entwicklung und bin optimistisch, dass daraus etwas Tragfähiges entstehen kann. Entscheidend ist jetzt, dass alle Beteiligten gemeinsam und konstruktiv vorangehen. Der mögliche Einstieg des Investors kommt zum richtigen Zeitpunkt und könnte für Sechzig ein wichtiger Impulsgeber sein – mein Eindruck ist durchweg positiv.” Gleichzeitig warnt die SPD-Politikerin die Löwen zum Thema Grünwalder: “Mir ist wichtig, dass keine weitere Zeit verloren geht. Es darf nicht dazu kommen, dass wir irgendwann gezwungen sind, Bereiche des Stadions zu schließen, nur weil notwendige Schritte zu lange hinausgezögert wurden.”

8. Juli: Auf LinkedIn bestätigt die HAMIC Group, neues Unternehmen von Hasan Ismaik, den Anteilsverkauf: “Hasan Ismaik, Vorsitzender der Hasan Ismaik-Gruppe, hat sich mit einer Schweizer Familienholding auf den Verkauf seiner Beteiligung am deutschen Verein München 1860 geeinigt, nachdem er 14 Jahre dort war.”

9. Juli: Inzwischen ist Ismaiks Post auf dem Kanal von HAMIC Group wieder gelöscht - und dieser Schritt lässt erste Spekulationen zu. db24 schrieb an diesem tag: “War die Social Media-Abteilung Ismaiks etwas vorschnell oder ist etwas dazwischen gekommen? Im Trainingslager in Oberösterreich wird der neue Präsident Gernot Mang gefeiert. Er erinnert dabei an große Derbysiege gegen den FC Bayern in der Saison 99/00. Auf die Frage, wer der neue Investor sei, antwortete Mang: “Kein Kommentar!”

10. Juli: Das Präsidium ist inzwischen komplett in Ulrichsberg in Oberösterreich vertreten - das Quartett geht in Klausur. Nicht wenige Fans fragen sich: “Was ist jetzt mit dem Investor? Das dauert schon wieder viel zu lange.” Viele Namen wurden diskutiert: Emil Frey, Kyril Louis Dreyfus - und die Liebherr AG. Keiner davon steigt bei 1860 ein.

14. Juli: Die AZ titelt: “Jetzt ist es raus: So heißt der neue Investor.” Und: Der neue Löwen-Investor ist ein Wahl-Schweizer mit deutschem Hintergrund, der von beteiligten Personen als sehr professionell und sympathisch beschrieben wird.” Das Blatt schreibt, dass Matthias Thoma (57) neuer Gesellschafter der Giesinger ist. Die AZ will Licht ins Dunkel bringen: “Der Wahl-Züricher, der sich die Anteile aus Sechzigs ausgegliederter Profifußball-Abteilung vom umstrittenen Jordanier Ismaik gesichert hat, ist deutscher Staatsbürger und soll es bevorzugen, mit seiner Familie als Investor im Hintergrund zu wirken…Schenkt man den spärlichen Infos im Internet und den Andeutungen der Sechzger Glauben, ist er im Laufe seiner Karriere zu einem hochgradig erfolgreichen Geschäftsmann in der Finanz- und Technologiebranche avanciert.” Im Internet sind jedoch zwei Matthias Thoma zu finden, auf die die Beschreibung zutreffen könnte. Gegenüber db24 sagt Meister-Löwe Fredi Heiß: “Ich hoffe, dass die Fans den neuen Investor so behandeln wie ein Familienmitglied und nicht als Kontrahenten. Das hat die letzten 14 Jahre weh getan. So wie Ismaik behandelt wurde, das wünscht sich kein Mensch. Das darf nie mehr passieren. Ich hoffe, dass die Fans den neuen Investor in Ruhe lassen.”

15. Juli: Auf Social Media postet das neue Präsidium Mang folgende Botschaft nach dem Ausflug in den Böhmerwald: “Eine Präsidiumssitzung wurde produktiv genutzt, um Prioritäten zu setzen, zentrale Themen zu strukturieren und die nächsten Schritte vorzubereiten. Besonders erfreulich war der konstruktive und lösungsorientierte Austausch mit der Geschäftsführung – inhaltlich klar, vertrauensvoll und zukunftsgerichtet. Die Weichen sind gestellt. Mit klarem Kurs, voller Energie und einem geschlossenen Auftreten wollen wir nun in die neue Saison starten. Es gibt viel zu tun – und wir freuen uns darauf.” Auf den neuen Käufer ging das Präsidium in seiner Mitteilung nicht ein.

16. Juli: Präsident Gernot Mang spricht mit dem Lokalsender “München.TV” über den möglichen Neuanfang an der Grünwalder Straße 114: “Ich glaube, wir haben die einmalige Gelegenheit für einen Neustart, für einen richtigen Neustart in allen Bereichen - im sportlichen Bereich, aber auch in Vereinsebene. Es liegt an uns, daraus was zu machen: Eine vernünftige Kommunikation mit dem neuen Mitgesellschafter - und da gemeinsam was Gutes und Großes zu machen.” Den Namen wollte Mang gegenüber dem TV-Sender nicht bestätigen: “Ich bitte um Verständnis, dass ich dazu nichts sagen kann und darf.” Es gab laut Mang noch keinen Kontakt zum neuen Investor. Wann soll die Bekanntgabe vollzogen werden? “Wenn alles gut läuft”, sagte Mang, werden wir das sicherlich in den nächsten zehn Tagen plus minus machen.” Inzwischen ist einer der Thomas in die Offensive gegangen und schrieb bei LinkedIn: “In den letzten Tagen wurden ich und auch EBP in lokalen Münchner Medien und Fanmagazinen als Investor in den Fussballklub TSV 1860 München gehandelt. Ja, die Münchnerinnen und Münchner und Stadt und Region habe ich in zahlreichen Projekten, beispielsweise für die Perspektive München, lieb gewonnen! Aber die Fans muss ich leider enttäuschen: In den Fussballclub TSV1860 investieren ich und wir nicht. Penalty? Daneben. Abgesehen von den fussballerischen Ambitionen unseres Sohnes im lokalen Verein und ab und an einem Bier beim aktuellen Public Viewing habe ich mit Fussball wenig am Hut.” Nach db24-Informationen lag die “AZ” nicht falsch, jedoch handelte es sich beim Gesuchten um Matthias “Matt” Thoma. Der 57-Jährige übernahm 2020 die französische Modemarke Paule KA. Das Label wurde kurze Zeit später liquidiert. Zu diesem Zeitpunkt ist der Firmensitz von Thoma in Crans Montana. Im Zuge dessen wurde auch ein Fahrradteam nach wenigen Monaten wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Innerhalb kürzester Zeit hat db24 viele Informationen gesammelt, die Thoma belasten. Es meldet sich bei db24 auch ein Geschädigter.

17. Juli: Sowohl bei der TSV 1860 München Gmbh & Co. KGaA als auch bei Merchandising GmbH des TSV 1860 ggibt es im Handelsregister weiterhin keine Eintragungen. Die Zweifel wachsen weiter, das Warten auf die Transaktion und das damit verbundene Closing hält an. Ist Matthias Thoma am Ende nur ein Löwen-PhanTHOMA? Diese Frage stellte db24 an diesem Tag.

18. Juli: Am Freitagmorgen kommt das neue 1860-Präsidium auf der Geschäftsstelle zusammen - ob sie zu diesem Zeitpunkt schon wussten, dass der Investoren-Deal scheitert? Kurze Zeit gibt es erste Gerüchte, dass Ismaik den Deal platzen lässt. Der Grund ist verständlich: Der vermeintliche Käufer hat die vereinbarten 50 Millionen noch nicht überwiesen. Ismaik schreibt auf seinem Insta-Profil: “Ich habe immer betont, dass ich meine Anteile nur in verlässliche und verantwortungsvolle Hände geben werde. Nachdem ich mich intensiv mit der aktuellen Situation beschäftigt habe, musste ich feststellen: Ein Rückzug meinerseits würde dem TSV 1860 nicht helfen – im Gegenteil. Aus diesem Grund habe ich entschieden, den angestoßenen Verkaufsprozess sofort zu stoppen.”

db24 meint: Beide Seiten - sowohl Verein als auch Investor haben sich in dieser Geschichte nicht mit Ruhm bekleckert, inbesondere beim notwendigen Kandidaten-Check. Wäre dies mit absoluter Professionalität und Seriösität auf beiden Gesellschafterseiten geschehen, hätte der Klub niemals die angebliche Übernahme kommunizieren dürfen. Glaubt man Hasan Ismaik, war die Presseerklärung von ihm nicht freigegeben. Wer wollte also auf dem Rücken von 1860 glänzen? Dass der Deal nur scheiterte, weil die HAM-Seite angeblich die falsche Kontonummer weitergegeben hätte, ist eine weitere Lüge im Giesinger Zirkus. Dadurch werden die Fans bewusst kirre gemacht.