Richtungswechsel?
- VON OLIVER GRISS
- 18.06.2025 13:26
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VON OLIVER GRISS
Freilich, Geld ist nicht immer das Allheilmittel - das wissen wir leidgeprüft aus der Saison 2016/2017, als die Löwen zu den teuersten Teams der Zweiten Liga gehörten und letztlich bis in die Regionalliga Bayern durchgereicht wurden. Aber: Geld macht vieles einfacher, insbesondere in einem professionellen Wettbewerb - und dort gehen die Löwen nunmal an den Start. Wer vorne mitspielen will, muss investieren - klug und gezielt. Als man so agierte, wurde 1860 nach der Saison 2022/2023 undankbarer Vierter.
Die heutige Sitzung wird zeigen, ob die beiden Gesellschafter endlich im Sinne des sportlichen Fortschritts handeln – oder ob weiter das Märchen vom Konsolidierungskurs erzählt wird, das in Wahrheit nichts anderes bewirkt hat, als die Löwen im Mittelmaß der Dritten Liga festzunageln.
Um eines klar festzuhalten: Auch wir sind nicht für sinnlose Investitionen - und schon gar nicht für utopische Gehälter im Drittliga-Zirkus. Dass die Löwen in den letzten Jahren vereinzelt immer wieder Topsummen für das vorherrschende Niveau bezahlt haben, konnten wir nicht nachvollziehen. Logisch, die Lebenshaltungskosten in der Stadt München sind hoch - doch die Gehälter sollten auch angemessen für das Gebotene sein. Es ist die Aufgabe von Dr. Werner, die Spieler mit leistungsbezogenen Verträgen auszustatten. Ergo: Performt der Spieler gut, soll er auch besser verdienen. Dass die Löwen sich für ihr Gehalt nicht quälen müssen, erwies sich in der Vergangenheit mehrfach als Bumerang. Deswegen ist es gut, dass Trainer Patrick Glöckner die Intensität ab der kommenden Saison deutlich erhöhen will. Fitness ist keine Option, sondern Grundvoraussetzung.
Immer wieder wurde in den letzten Tagen das Wort “Verschuldung” im Zusammenhang mit einer möglichen Etaterhöhung benutzt. Das sollte man jedoch differenziert betrachten: Durch die fehlenden Einnahmen der Fußballfirma (u.a. hat 1860 einen starken Wettbewerbsnachteil durch das limitierte Grünwalder Stadion) muss Hasan Ismaik freilich immer wieder Darlehen in Genusscheine umwandeln, um den Spielbetrieb abzusichern. Faktisch bedeutet das: Der 60-Prozent-Eigentümer macht Schulden bei sich selbst, um Liquidität freizusetzen. Es handelt isch also nicht um klassische Fremdverschuldung, sondern um eine Art interner Finanzierung.
Klar ist: Je mehr Einnahmen der TSV 1860 selbst generiert – sei es durch Zuschauererlöse, Sponsoring oder Transfereinnahmen – desto seltener muss Ismaik in diese finanzielle Verantwortung gehen.
Sollten sich die Vertreter im Aufsichtsrat heute gegen eine Budgeterhöhung aussprechen - oder enthalten - wäre das ein klares Signal und der beste Beweis, dass es nicht um den sportlichen Erfolg der Löwen geht, sondern um Macht und Blockade. Der Zeitpunkt mit Volland und Niederlechner gemeinsam anzugreifen, ist nahezu perfekt.