VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Bekommt der deutsche Fußball jetzt ein ernsthaftes Problem? Laut Bundeskartellamt darf es keine Ausnahmen mehr in der Bundesliga geben. Was bedeutet das für Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg und RB Leipzig?

Bei der Prüfung der 50+1-Regel hat das Bundeskartellamt die DFL zu Nachbesserungen aufgefordert. Grundsätzlich habe die Behörde keine grundlegenden Bedenken, heißt es in einem Zwischenbescheid erneut. Man sei aber der Ansicht, dass die DFL “konkrete Maßnahmen vornehmen sollte, um in Zukunft eine rechtssichere Anwendung der Regel sicherzustellen”. Heißt: Alle Vereine müssen im Wettbewerb der DFL gleichgestellt werden.

Die DFL, die betroffenen Vereine und Investoren hätten nun Gelegenheit, Stellung zu beziehen. Danach beabsichtigt das Bundeskartellamt nach eigenen Angaben, die Empfehlungen “zu finalisieren und das Verfahren dann einzustellen”.

Bereits 2023 hatten sich die DFL als Dachorganisation der 36 Proficlubs und das Kartellamt grundsätzlich auf Änderungen der umstrittenen 50+1-Regel verständigt. Diese gibt im Kern vor, dass Investoren keine Stimmenmehrheit an den Kapitalgesellschaften von Vereinen übernehmen können. Ausnahmen gibt es bisher für den VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen. “Die DFL muss unseres Erachtens für einheitliche Wettbewerbsbedingungen sorgen und die 50+1-Regel deshalb diskriminierungsfrei und konsequent anwenden”, erklärte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, am Montag in einer Mitteilung.

Mundt sprach indirekt auch die Fälle RB Leipzig und Hannover 96 an: “Maßgeblich wird erstens sein, dass die DFL bei allen Vereinen der Bundesliga und 2. Bundesliga gleichermaßen für offenen Zugang zur Mitgliedschaft und damit für die Mitbestimmung der Fans sorgt. Zweitens sollte die DFL sicherstellen, dass die Wertungen der 50+1-Regel auch bei ihren eigenen Abstimmungen beachtet werden.”

Die DFL nimmt die Bewertung des Bundeskartellamts der 50+1-Regel zur Kenntnis und wird sie eingehend prüfen. Die Bundesliga begrüßt, dass es keine grundlegenden Bedenken gegen die 50+1-Regel hat und weiter die Möglichkeit einer Ausnahme vom deutschen und europäischen Kartellamt annimmt. Die kartellbehördlichen Hinweise ermöglichen es der DFL nun, notwendige Weiterentwicklungen der 50+1-Regel aus dem Ligaverband heraus zu diskutieren und angemessene, für die Zukunft tragfähige und rechtssichere Lösungen umzusetzen. Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums, sagt: „Die 50+1 Regel ist elementarer Bestandteil des deutschen Fußballs. Das DFL-Präsidium wird sich weiter für den Schutz und den Fortbestand der Regel einsetzen. Die Bewertung des Bundeskartellamts nach der seit 2018 laufenden Prüfung werden wir im DFL-Präsidium detailliert besprechen. Klar ist: Der gesamte Ligaverband DFL e.V. wird Lösungen finden müssen, um die Regelung gemeinschaftlich abzusichern und zu stärken.“