VON OLIVER GRISS

Am 15. April 2025 schrieb db24 folgende Exklusivmeldung: "Augsburg und Fürth rangeln sich um Löwen-Juwel Reich (18)."

Die Entscheidung ist vor einigen Tagen gefallen. Reich wird sich rechtzeitig vor der U19-EM in Rumänien dem Zweitligisten Greuther Fürth anschließen. Dafür gehen zwischen 400.000 und 500.000 Euro über den Tresen. Sehr viel Geld für die Löwen.

Wenn man es genau nimmt: In den letzten acht Jahren hat der TSV 1860 viel zu selten Transfererlöse generiert - dabei leben Drittliga-Vereine wie die Löwen genau von diesen außergewöhnlichen Effekten, erst recht, wenn man es seit Jahren nicht schafft, sich für den lukrativen Pokal-Wettbewerb zu qualifizieren.

Nur einmal konnte Sechzig in den letzten Jahren richtig abkassieren - mit dem Deal von Abwehrtalent Leandro Morgalla im Sommer 2023 zu Red Bull Salzburg. Über zwei Millionen Euro spülte der Deal in die Kasse - inklusive fixierter Einsatzprämien - eine Summe, die in der Drittliga-Historie der Löwen ihresgleichen sucht. Gestern wurde Morgalla zu Bundesliga-Absteiger Bochum verliehen. Geld gibt es dafür keines für Sechzig.

Für den neuen Geschäftsführer Dr. Christian Werner war es bei seinem Einstieg im Januar 2024 das Ziel, jedes Jahr Transfererlöse zu erzielen und nicht wie in der Vergangenheit bei hoffnungsvollen Talenten wie Efkan Bekiroglu, Dennis Dressel oder Marius Wörl leer auszugehen.

Für Michi Glück (VfB Stuttgart) konnte Werner im Vorjahr rund 350.000 Euro verbuchen, für Niki Lang (Sandhausen) und David Richter (Osnabrück/Sandhausen) konnten kleinere Summen fixiert werden. Ein guter Manager braucht auch diesen Arbeitsnachweis, der bei 1860 über viele Jahre - warum auch immer - vollkommen ausgeblendet worden ist. Immer nur darauf zu hoffen dass Gelder zur Verfügung gestellt werden, ist die falsche Berufsauffassung. Löblicherweise geht Werner hier einen schlaueren Weg als seine Vorgänger.

Wer heute in der Situation von 1860 München noch glaubt, dass eine Mannschaft mit vielen Jugendspielern den Weg zurück in die Zweite Liga finden kann, hat den modernen Fußball und die finanzielle Realität an der Grünwalder Straße 114 nicht verstanden. Es geht letzten Endes immer ums Geld. Selbst Kurven-König Marco Hiller wollte und konnte das reduzierte Vertragsangebot bei 1860 nicht annehmen, weil auch er auf sich schauen muss. Schmerzhaft sind vor allem auch die Pyro-Strafen. Rund 120.000 Euro verursachten die eigenen Fans in der abgelaufenen Drittliga-Spielzeit.

Deshalb ist es absolut richtig, Reich - ein Jahr vor Vertragsende - nach Fürth zu verkaufen. Mit den Einnahmen kann der Löwen-Kader noch erfahrener, breiter und wettbewerbsfähiger aufgestellt werden - und wie die neuen finanziellen Recourcen eingesetzt werden, das liegt allein in der Hand von Werner.