VON OLIVER GRISS (TEXT UND FOTO)

Kult-Löwe Peter Pacult (65) hatte die weiteste Anreise zurückgelegt: Rund 500 Kilometer einfache Strecke. Noch in der Dunkelheit setzte sich der Aufstiegsheld von 1994 ins Auto, um aus Wien kommend beim Abschied von Werner Lorant am Donnerstagmorgen in der Giesinger Kirche "St. Helena" dabei zu sein. "Das war Ehrensache für mich"; erklärte der Österreicher: "Lorant hatte den Mut habt, mich als älteren Spieler einem jüngeren vorzuziehen. Der Erfolg hat ihm recht gegeben."

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Pacult hatte die Löwen am 11. Juni 1994 zurück in die Bundesliga geschossen. Danach wurde er Lorants Co-Trainer zu erfolgreichen Zeiten. Beim 1:0-Sieg gegen den FC Bayern am 27. November 1999 durfte er Lorant vertreten, weil der mal wieder gesperrt war. “Wir hatten zusammen unglaubliche Zeiten bei 1860.”

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Neben Pacult kamen viele alte Weggefährten: Daniel Bierofka, Jens Jeremies, Bernhard Winkler, Holger Greilich, Michael Hofmann, Miki Stevic, Willi Bierofka, Harald Cerny, Uwe Wolf, Florian Hinterberger, Roland Kneißl, Thomas Miller, Peter Zacher, Matthias Imhof, Manni Schwabl, Fredi Heiß, Manni Bender, Heinz Wildmoser, Wolfgang Fendt oder Torben Hoffmann. Auch der frühere Kult-Stadionsprecher Stefan Schneider verabschiedete sich von Lorant.

Aus dem aktuellen Löwen-Team kamen nicht nur Geschäftsführer Dr. Christian Werner, sondern auch Trainer Patrick Glöckner mit einem Teil der Mannschaft, u.a. Kapitän Jesper Verlaat, Patrick Hobsch, Marco Hiller, Max Reinthaler und Löwen-Fan Philipp Maier. Auch die früheren Geschäftsführer Robert Schäfer und Marc Pfeifer erwiesen dem Kult-Trainer die letzte Ehre - und das obwohl sie nie direkt mit Lorant zu tun hatten. Eine ganz große Geste.

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Die Trauerfeier mit rund 450 Gästen wurde sensationell von Löwen-Pfarrer Rainer Maria Schießler abgehalten. Bei seiner Rede sagte er u.a.: “Werner, reiß di zam vor der Himmelspforte, sonst kommst du nicht rein!” Er dachte voraus, wie sich Lorant vermutlich verhalten hätte: “Mir doch egal, ich kenne mich mit Stadionverboten aus.”

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Durch Abwesenheit glänzte der bald scheidende Präsident Robert Reisinger sowie seine beiden Vize Norbert Steppe und Karl-Christian Bay, vom e.V. waren aber die Verwaltungsräte Sascha Königsberg und Markus Drees sowie der designierte Vize Christian Dierl gekommen. Eine Trauerrede von Vereinsseite gab es jedoch nicht. “Dass der Präsident Lorant nicht die letzte Ehre erweist, sagt viel über das Innenleben des TSV 1860 aus”, erklärte der frühere Spieler und Trainer Uwe Wolf: “Es gibt zwei ganz Große in diesem Verein: Max Merkel und Werner Lorant. Für mich ist dieses Verhalten zum Schämen, aber wundern tut es mich nicht. Und nein, ich lasse mir das nicht verbieten. Ich war immer ein Mann der offenen Worte.” Es waren auch keine Fahnenträger zugegen, die sonst immer Spalier stehen, wenn andere Löwen zu Grabe getragen werden.

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