VR-Kandidat Lutz: "Was ich hier feststelle, hat mit einer vereinsrechtlich demokratischen Ausrichtung wenig zu tun"
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 29.03.2024 18:49
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Der Nächste bitte…
Verwaltungsrat Klaus Ruhdorfer tritt laut der Wochenend-Ausgabe der “SZ” dem Bündnis bei - damit wächst die Riege auf sieben Kandidaten. Doch das ist jetzt nicht das Thema, sondern vielmehr ein Interview mit Professor Klaus Josef Lutz, der mit seinem früheren Arbeitgeber ein launiges Gespräch geführt hat.
Der frühere BayWa-Chef nennt gegenüber dem Blatt seine Motivation für die überraschende Kandidatur bei seinem Lieblingsklub: “Ein Neuanfang ist die einzige Möglichkeit. Wenn wir die Chance haben, im Verwaltungsrat mitzugestalten, müssen wir Schritt für Schritt die wirtschaftliche Basis ausbauen. Seit bekannt ist, dass ich mitmachen darf, sind die Rückmeldungen immer dieselben. Erst hieß es: Klaus, bist du ein bisschen verrückt? Dabei bin ich schon immer ein Löwe, das ist bekannt, seit meiner Kindheit. Und dann hieß es: Heute würde ich nicht sponsern. Aber wenn sich etwas in den Gremien ändert, wenn es Berechenbarkeit und Verlässlichkeit gibt, dann sind wir dabei.”
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Die Zusammenarbeit mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik schreckt ihn nicht ab, um den Löwen zu helfen. Der IHK-Boss baut auf seine Erfahrungswerte in der Zusammenarbeit mit Arabern: “Ich habe mit der BayWa in den Emiraten mehrere große Investitionen getätigt. Das funktioniert nur, wenn man sich vertraut”, sagt der 65-Jährige: “Pacta sunt servanda und solche Grundsätze, die wir in unserem Rechtssystem haben, kennt man in dieser Kultur nicht. Im Zweifel geht es immer um die Frage, ob man gut miteinander auskommt. Es können die Besten gegenübersitzen, wenn sie keine emotionale Bindung finden, funktioniert nichts. Dann kann man den Vertrag in den Mülleimer schmeißen. Für solche Gespräche braucht man ein Stück weit Erfahrung. Man muss ja eine Basis finden, um Ergebnisse zu erzielen. Und wenn das Ergebnis nur ist, dass sich alle still verhalten, in der Öffentlichkeit nicht mehr aufeinander einschalgen und mit einer Stimme sprechen. Das geht alles nicht von heute auf morgen. Eines ist mir wichtig: Leute, die durchgestrichene Köpfe von Menschen zeigen (er meint den Kopf von Hasan Ismaik, d. Red.) schaden der gemeinsamen Kultur des Vereins. Und das müssen wir auch ändern. Da gibt es Mittel und Wege, für Ordnung zu sorgen.” Und genau das wird seit sieben Jahren bei 1860 toleriert.
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Kritisch blickt Lutz vor allem auch die Satzung des e.V.: “Ich bin Volljurist und zugelassener Anwalt und bin an manchen Stellen schon verwundert. Was ich hier feststelle, hat mit einer vereinsrechtlich demokratischen Ausrichtung wenig zu tun. Sehr vorsichtig gesagt, gibt es erhebliche Fragezeichen. Vielleicht ist das alles rauf und runter geprüft, das weiß ich nicht. Aber einem Publikumsverein unter diesen Rahmenbedingungen zu führen und zu hoffen, dass jemand investiert, ist in der Tat ein Ding der Unmöglichkeit.” Was ihm genau missfällt? Lutz: “Der Wahlausschuss und die damit verbundenen Rechte. So etwas kenne ich von ähnlichen One-man-one-vote-orientierten Organisationen definitiv nicht.”