VON OLIVER GRISS

Agis Giannikis (43) hat eine andere Art als die bisherigen Drittliga-Trainer des TSV 1860. Mit seiner ruhigen und sachlichen Art überzeugt der Deutsch-Grieche nicht nur das Umfeld, sondern auch seine eigenen Spieler. Er wirkt unscheinbar. Er ist kein Lautsprecher, sondern einer, der die Problemfelder mit einer gewissen Gelassenheit anpackt - und das ist bei 1860 gar nicht so einfach.

Giannikis hat auch die Gabe, ein Spiel sehr gut zu lesen (db24 berichtete) - und hat zudem den richtigen Riecher, immer in den richtigen Situationen zu wechseln und das Spiel seines Teams zu korrigieren. Unter ihm steht oft die mannschaftliche Geschlossenheit im Mittelpunkt. Giannikis belohnt auch Leistung, als er beispielsweise Mansour Ouro-Tagba nach zwei guten Kurz-Einsätzen dessen Startelf-Premiere in Aue (0:0) spendierte. Oder er holt zur Überraschung aller Marlon Frey vom Abstellgleis in die Startformation zurück. Der bedankte sich beim 2:0 gegen Essen nun mit der besten Leistung, seit er das Löwen-Trikot trägt. Auf der anderen Seite schreckt Giannikis auch nicht vor unpopulären Maßnahmen zurück: Beispielsweise verbannte er Routinier Albi Vrenezi mehrmals aus dem Spieltags-Kader. Gestern kam die Nummer 10 in der Schlussphase in die Partie - und machte ein mehr als ordentliches Spiel. Giannikis meistert mit nur einem nominellen Co-Trainer (Franz Hübl) auch den 31-Mann-Kader.

Das alles ist ein gutes Paket, damit die Löwen im Abstiegskampf bestehen können. Klar, noch hat Giannikis nichts Großes erreicht, aber zumindest hat der frühere Kurzzeit-Trainer des AEK bewiesen, dass er selbst eine spannende Personalie ist und Dritte Liga kann.

Was viele nicht wissen: Giannikis war auch schon nach der Köllner-Beurlaubung 2023 Kandidat bei 1860. Weil aber das vorhandene Sportbudget aufgebraucht war, entschied sich die damalige Geschäftsführung aber für Maurizio Jacobacci. Übrigens war die anschließende Vertragsverlängerung des Italo-Schweizers im Mai von e.V.-Seite zustimmungspflichtig. Das Präsidium hat die Arbeit von Jacobacci belohnt´- mit einem neuen Arbeitspapier.

Dass die Löwen nun seit fünf Spielen unbesiegt sind, ist kein Zufall - und das ist angesichts der schwierigen Tabellensituation eine gute Leistung, zumal das Chaos im Klub nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Für keinen.

Und wenn wir schon bei den Drittliga-Serien bei 1860 sind: Nur Michael Köllner hat mit 14 ungeschlagenen Spielen eine bessere Statistik als Giannikis. Und auf den Oberpfälzer trifft Giannikis am Sonntag im Derby gegen den FC Ingolstadt. Das steckt Brisanz drin.