VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der TSV 1860 zeigt sich in diesen Tagen mal wieder von seiner turbulenten Seite. Wir haben deswegen mit Saki Stimoniaris (52), dem Aufsichtsratsboss der Münchner Löwen, über diverse Themen gesprochen, u.a. auch darüber, warum Geschäftsführer Marc Pfeifer der richtige Mann für den TSV ist und der Brandbrief der Sponsoren "sehr ernst" genommen wird. Das db24-Interview:

db24: Grüß Gott, Herr Stimoniaris: Sitzt der Stachel der Enttäuschung nach der 1:2-Niederlage in Köln immer noch tief?

SAKI STIMONIARIS: Vorweg will ich schicken: Ich bin kein Fußballexperte, aber trotzdem bin ich der Meinung: Hätte der Schiedsrichter einen normalen Tag erwischt, dann gehen wir nicht als Verlierer vom Platz, sondern gewinnen dieses Spiel wahrscheinlich, weil ich davon ausgehe, dass wir den Elfmeter verwandelt hätten. Dementsprechend fehlen uns die Punkte - ganz klar.

db24: Der TSV 1860 hat Anfang der Woche einen Fachanwalt konsultiert, um möglicherweise die ein oder andere umstrittene Entscheidung von Schiedsrichter Timon Schulz anzufechten: Richtig?

Man konnte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Das sind wir unseren treuen Fans schuldig, aber auch unseren Mitarbeitern. Es geht auch in der Dritten Liga um soviel Geld. Natürlich steht es den Schiedsrichtern zu, auch Fehler zu machen, doch der DFB sollte sich zumindest aus meiner Sicht aller Hilfsmittel bedienen, damit die Fehlerquote minimiert wird. Ich wünsche mir für diese Profiliga die selben Mittel wie in den DFL-Ligen: Es braucht in der Dritten Liga einen mobilen VAR. Es gibt doch seit dieser Saison den vierten Offiziellen. Wieso kann der diese Rolle nicht einnehmen und vom Spielfeldrand aus den Hauptschiedsrichter bei strittigen Situationen mit der Hilfe von TV-Bildern unterstützen?

db24: Die Löwen sind in der Tabelle auf Rang 13 zurückgefallen.

Es ist im Fußball nicht immer das Tabellenbild zu diesem Zeitpunkt der Saison entscheidend, sondern man muss die Entwicklung der Mannschaft im Blick haben. Und wenn ich mir ansehe, dass wir ein neuformiertes Team auf dem Platz haben, dann stimmt mich das positiv. Nach diesem großen Umbruch im Sommer war doch allen klar, dass das nur eine Übergangssaison werden kann. Aber, und jetzt kommt´s: Wir alle trauen der Mannschaft trotzdem sehr viel zu.

db24: Weniger harmonisch läuft es neben dem Platz: Mit AHD Sitzberger hat ein langjähriger Sponsor seinen Vertrag gekündigt.

Das ist eine traurige Nachricht - und sollte wirklich allen zu denken geben.

db24: In einem Brandbrief haben 18 Sponsoren Ihren Unmut geäußert: Was sagen Sie dazu?

Wir nehmen die Bedenken und Hinweise unserer Sponsoren sehr ernst, möchten dies aber zuerst gern intern in den zuständigen Gremien besprechen. Bitte haben Sie Verständnis!

db24: Und wie interpretieren Sie die geforderte Vertragsverlängerung von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, die in diesem Schreiben gewünscht wird?

Das selbe wie vor einigen Monaten. Die Zahlen sprechen für Herrn Pfeifer. Woran soll ich einen Geschäftsführer sonst messen?

db24: Für Aufsehen hat zuletzt ein Interview von Vize-Präsident Heinz Schmidt im e.V.-lastigen Anzeigenblatt “Wochenanzeiger” gesorgt, der in den letzten Jahren nicht dafür bekannt war, dass er öffentlich kommuniziert…

Ich bin sehr überrascht, aber auch sehr enttäuscht, denn es wurden von Herrn Schmidt Behauptungen aufgestellt, die einfach nicht der Wahrheit entsprechen.

db24: Welche Aussagen stimmen nicht?

In einer Passage behauptet Herr Schmidt, dass ihm von einem Stellvertreter eines Mitgesellschafters persönlich erklärt wurde, dass es unerheblich sei, welcher Kandidat vom e.V. vorgeschlagen wird, man diesen kategorisch ablehnen werde. Ich habe sowas niemals gesagt.

db24: Herr Schmidt behauptete außerdem, dass der vorgeschlagene Kandidat das dann auch im Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden zu spüren bekommen habe.

Ich bin sehr irritiert, weil Herr Schmidt nicht am Gespräch teilgenommen hat. Wie kann er dann zu diesem Schluß kommen?

db24: Haben Sie Schmidt auch selbst zur Rede gestellt?

Natürlich habe ich ihn darum gebeten, dies richtig zu stellen. Ich habe ihm bewusst Zeit gelassen. Es kam aber nichts. Er tut mir mit seinen Aussagen unrecht - und das, was er mit meinem Namen verbindet, entspricht definitiv nicht der Wahrheit. Dagegen wehre ich mich.

db24: Maurizio Jacobacci schwieg letztens 16 Sekunden in der Pressekonferenz, als er nach der Unterstützung von Präsident Reisinger für die KGaA gefragt wurde. Wann haben Sie das letzte Mal mit ihm gesprochen?

(überlegt länger): Meine Ansprechpartner im e.V. waren in den letzten Monaten immer Heinz Schmidt und Hans Sitzberger. Diese Gespräche waren sehr angenehm und konstruktiv. Sie haben bewiesen, dass ein “Gemeinsam” möglich ist.

db24: Nochmal: Wann war Ihr letztes persönliches Gespräch mit Reisinger?

Ich kann es Ihnen nicht sagen, weil ich es nicht mehr weiß. Prinzipiell wäre es gut für 1860, wenn man mit allen Mitgliedern aus dem Präsidium sprechen könnte. Es würde dem Verein sehr helfen.