VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Seit Ober-Löwe Robert Reisinger (59) der Geschäftsführung um Marc Pfeifer via "BILD" nicht nur vorgeworfen hat, dass die Fußballfirma die Gespräche mit potentiellen Sportdirektor-Kandidaten "gezielt verschleppt" hätte, sondern auch im "Wochenanzeiger" die Transferpraktiken hinterfragt hat ("Mir hat in einigen Fällen das Transfergebaren unter Beteiligung Dritter überhaupt nicht gefallen. So will ich nicht, dass in der KGaA gearbeitet wird"), ist an der Grünwalder Straße 114 Feuer unterm Dach.

Reisinger stellt sich gegen Pfeifer, den er schon im Zuge der Köllner-Entlassung abgemahnt haben soll. Ist der Schwabe das nächste Bauernopfer?

Der Aufforderung von Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris, Beweise für seine Vorwürfe zu erbringen, ist Reisinger angeblich bislang nicht nachgekommen.

Daran ändert auch nichts der Bericht des Fanblogs Sechzger.de, der am Mittwoch online geschaltet wurde und von einem “unwürdigen Transfergebaren” schreibt und Beispiele nennt, dass u.a. der ehemalige Türkgücü-Boss Max Kothny bei Spielerverpflichtungen mitgewirkt hätte und ein angeblicher Jacobacci-Berater Spieler angehalten haben soll, ihre Berater zu wechseln, um den Weg für 1860 frei zu machen.

Max Kothny, seit Monaten im Vorstand des polnischen Zweitligisten GKS Tychy, hat die Anschuldigungen gegenüber db24 bereits dementiert - und auch die Geschäftsführung des TSV 1860 veröffentlichte gestern ein deutliches Statement: “Mit großem Erstaunen mussten wir die heutige Berichterstattung wahrnehmen, in der von einem Fanportal gänzlich haltlose Anschuldigungen gegen verschiedene Funktionäre der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA erhoben wurden. Sämtliche in diesem Artikel erhobenen Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage und beschädigen das Ansehen der handelnden Personen und des TSV 1860 München. Zum Schutze der Profifußball-Firma behält sich der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA rechtliche Schritte gegen die Betreiber des Fan-Portals und Verfasser von Folgeartikeln vor.”

Der Fanblog hat am Donnerstagvormittag reagiert und bleibt bei seiner Darstellung: “Sechzger.de hält dazu fest, dass sich die Redaktion der Tragweite des Berichts bewusst ist. Auch wenn wir unabhängige Fanreporter sind, sehen wir es als unsere journalistische Pflicht an, Licht ins Dunkel zu bringen und Misstände rund um den TSV 1860 aufzudecken. Sämtliche Vorgänge, über die wir berichtet haben, können durch uns selbstverständlich schriftlich belegt worden.” Nach db24-Informationen hat u.a. Jacobacci gar keinen Berater.

Man darf gespannt sein, wie Marc-Nicolai Pfeifer, Maurizio Jacobacci, Anthony Power und auch Max Kothny auf das Festhalten des Fanblogs an der Transfer-Thematik reagieren werden. Greift das Quartett jetzt zu schärferen Mitteln - zur Aufforderung einer Unterlassungserklärung inklusive Recht auf Gegendarstellung? Renommierte Medienanwälte wie Nesselhauf (Hamburg), Prinz (Berlin) oder Schertz (Berlin) würden sich bestimmt über einen Auftrag freuen. Es sieht so aus, dass 1860 demnächst ein Fall für die Gerichte wird…

Dieser aktuelle Fall, der KGaA und Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik bewusst zu schaden, erinnert übrigens auch an die skandalösen Behauptungen aus 2017 im Zuge des schwarzen Freitags, als eine Münchner Boulevardzeitung ohne Beweise behauptet hatte, dass die KGaA-Konten leer geräumt und auch die Gehaltszahlungen eingestellt wurden. Beide Anschuldigungen wurden vom damaligen Geschäftsführer Ian Ayre dementiert: “Es ist nicht wahr, dass die Konten der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA leer geräumt wurden. Alle Spieler, Trainer und Mitarbeiter wurden entsprechend aller vertraglichen Verpflichtungen für den Monat Mai 2017 normal bezahlt.” Eine Entschuldigung seitens des Verlags gab es aber nie. War die Giesinger Quelle doch nicht seriös?